Sprachwissenschaftliches Seminar geschlossen (18.01.00)

Das Sprachwissenschaftliche Seminar wird bereits dieses Jahr geschlossen. Zumindest wenn es nach dem Willen des Fakultätsrats der Neuphilologischen Fakultät geht. Zwar gibt es einen Beschluß des Senats der Universität Heidelberg aus dem Jahre 1997, das Lehrangebot im Fach Allgemeiner Sprachwissenschaft bis zum 30.9.02 aufrecht zu erhalten, doch dieser hielt die Fakultät nicht davon ab, sich heute für die Schließung noch dieses Jahr auszzsprechen. Was mit den Studierenden geschieht, die sich 1997 darauf verlassen haben, ihr Studium noch in Heidelberg zu beenden, wurde bei der Entscheidung des Fakultätsrats nicht weiter behandelt.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 13.10.2004

Universitätsbibliothek geht den Mensaweg (18.01.00)

Seit Anfang Oktober 1999 werden die Studierenden durch das Studentenwerk Heidelberg beim Mensaessen mit einer an dieser Stelle überflüssigen Digitaltechnik einer Fremdfirma gequält. Der Hersteller entwickelt und verkauft laut eigener Homepage hauptsächlich Kaffeeautomaten in Kombination mit Heißgetränke-, Süßwaren- und Snackautomaten und preist sein elektronisches Zahlungssystem mit den Worten an, dass dieses System mehr Sicherheit, mehr Zahlungskomfort und niedrigere Kosten bei der Verwaltung bewirken soll. Alle drei Argumente sind wohl hinreichend widerlegt und bis heute sorgt die sogenannte MensaCard für lange Warteschlangen an den Essensausgaben und umständliche, unflexible Aufladeprozeduren. Dass die Verwaltungskosten keineswegs sinken, musste die Leitung des Studentenwerks Karlsruhe nach einigen Jahren MensaCard-Erfahrung vom gleichen Hersteller schmerzlich feststellen (nachzulesen im UNiMUT Nr. 178).

Die Universitätsbibliothek (UB) schickt sich nun offenbar an, es den Mensen gleichzutun, das ist zumindest der Eindruck, der nach einer Woche Arbeit mit dem neuen Recherchewerkzeug "Heidi 2000" entsteht. Die "alte Heidi" war dringend renovierungsbedürftig, war sie doch unmittelbar vom Jahr 2000 Problem betroffen und restlos veraltet was beispielsweise die Anbindung an den Südwestdeutschen Bibliotheksverbund (SWB) betraf. Mit dem Einrichten eines neuen Recherchewerkzeugs wurde jedoch viel zu lange von Seiten der UB-Leitung gewartet, wie BibliothekarInnen aus einigen Institutsbibliotheken wissen. Nach einigen Überlegungen wurde beschlossen, das Bibliothekssystem der Firma SISIS GmbH zu implementieren. Ab Anfang Dezember 1999 war dann zuerst die Fernleihe vorrübergehend abgeschafft und gegen Mitte Dezember wurden die persönlichen NutzerInnendaten "eingefroren". Von da ab war keine Ausleihe, Rückgabe oder Verlängerung mehr möglich. Alle fieberten erwartungsvoll dem 10. Januar 2000 entgegen, dem Termin, an dem die "Neue HEIDI" voll funktionsfähig und mit besserer, benutzerInnenfreundlicherer "Schnittstelle" zur Verfügung stehen sollte.

Doch es kam ganz anders als erwartet, denn die neue Schnittstelle war erstmal so ziemlich garnicht erreichbar. Dies hatte sehr wahrscheinlich mit der dramatischen Überlastung am Anfang zu tun, als viele Studierende, wissenschaftliche MitarbeiterInnen und ProfessorInnen das neue System ausprobieren wollten. Ganze Tage lang war keine WWW-basierte Recherche möglich, die unterschiedlichtsten Fehlermeldungen wurden angezeigt. Der Artikel hier möchte allerdings nicht auf die Anfangsschwierigkeiten eingehen, die der UB gerne eingestanden werden. Dieser Artikel beschäftigt sich vielmehr mit dem Design der neuen HEIDI-Schnittstelle, wenn es wer geschafft hat, sich erfolgreich einzuloggen.

Der erste Kontakt zu HEIDI führt zur Auswahlseite der möglichen Ausleihstellen, eine Seite die für die normale Recherche erstmal überflüssig ist und erst in einem viel späteren Zeitpunkt abgefragt gehört. Schon hier wäre es sinnvoll die Standardsuche oder Expertensuche durchführen zu können. Aber es soll anders gehen: Mit der Auswahl der Ausleihstelle wird jeder/m HEIDI-NutzerIn eine sogenannte tag-Nummer zugeordnet ("sichtbar" in der URL), die nur ein zeitlich befristetes Arbeiten an HEIDI zulässt. Wer also das Browserfenster offen lässt und nach der ersten Buchrecherche kurz weiterarbeitet und danach noch ein Buch abfragen will, erhält die Meldung "Die Verbindung zum Server wurde wegen Zeitüberschreitung abgebrochen. Bitte Starten Sie eine neue Sitzung von der webOPAC homepage." Danach wird ein Link auf die Katalogseite angeboten und die ganze umständliche Prozedur beginnt von neuem. Wer es nun von der Auswahlseite für die Ausleihstelle weiter schaffen will, der muss unbedingt JavaScript installiert haben, auch wenn die UB-Seiten nirgendwo darauf hinweisen. JavaScript ist eine unsichere und letztlich unnötige HTML-Erweiterung der Firma Netscape, die Programmcode, eingebettet in HTML, auf dem eigenen Rechner durchführt. Der bekannte bulgarische Programmfehler-Jäger Georgi Guninski fand heraus, dass es mit JavaScript die Möglichkeit gibt, die lokale Festplatte anderer auszuspionieren wenn beispielweise der Internetexplorer 5 von Microsoft benutzt wird. Ohne dieses JavaScript-"Feature" ist der OK-Button nicht auswählbar und die Links zur Standardsuche, ExpertInnensuche, Verlängerung, BenutzerInnendatenanzeige, etc. werden lediglich in grau dargestellt. Eine Recherche ausschliesslich mit eingeschaltetem JavaScript ist für eine moderne und benutzerInnenfreundliche Bibliothek sehr ungebührend: Alle WWW-Browser die etwas älter sind oder bei denen JavaScript aus berechtigten Sicherheitsbedenken ausgeschaltet ist, bleiben aussen vor. Ebenso von HEIDI ausgeschlossen bleiben die von einigen NutzerInnen favorisierten Textbrowser wie Lynx (keine Graphik- nur Text-Übertragung), auf denen es sich sehr schnell und konzentriert mit Datenbanken arbeiten lässt. Studierende von zuhause bleiben auch meist aussen vor, haben sie aus Geldgründen selten den neuesten Technik-Hype installiert, von alten Instituten in Heidelberg, den ausländischen Universitäten und anderen Institutionen ganz zu schweigen. Dass es locker auch ohne JavaScript geht beweissen viel leistungsfähigere Datenbanken wie beispielweise die berühmte altavista, der schicke Google oder wissenschaftliche Datenbanken mit astronomischen Ausmassen.

Hangeln wir uns trotz allen Sträubens gegen JavaScript nun weiter zur Seite mit der Standardsuche, erhalten wir drei Suchfelder, in die wir ein Titelstichwort, einE AutorIn und/oder die Bibliothek eintragen können. Mit dem Button "Start Suche" (welch ein Deutsch, nebenbei bemerkt) erhalten wir nach einiger Zeit das Ergebnis unserer Anfrage, die Antwortzeit verglichen zur alten HEIDI kann locker um den Faktor 10 steigen, was hauptsächlich mit der Netzbelastung zu erklären ist. Wer nicht weiss, was das Eingabefeld Bibliothek bedeutet, erfährt auf einer weiteren Seite, dass hier die Eingabe eines zweistelligen Institutskürzels nötig ist, und damit die Suche nur auf eine spezielle Fachbereichbibliothek (soweit deren Bestände erfasst sind) eingeschränkt werden kann. DieVollanzeige des Suchergebnis zeigt dann das ausgewählte Buch detailiert an. Es stört allerdings die nicht sehr platzsparende Seitengestaltung, was erst dann hinderlich auffällt, wenn das Suchergebniss ausgedruckt werden soll (hier stört permanent die linke Menüleiste) oder auf einem kleinen Monitor immer wieder hoch und runter beziehungsweise hin und her gescrollt werden muss. Praktisch ist die Suche nach Titeln von (Ko-)AutorInnen, die direkt als Buttons im detailierten Suchergebnis auswählbar sind. Die Expertensuche erlaubt die Verwendung Bool'scher Operatoren und Platzhalterzeichen. Bei der Anzeige der Suchergebnisse ist positiv anzumerken, dass detailierte Informationen gegeben werden über die Einordnung des Werks in eine Gesamtaufnahme, eine Serie/Reihe oder einen Band.

Wie schaut es an andern Bibliotheken aus, zum Beispiel an der Universiät Frankfurt? Dort ist auch ein webOPAC-Server in Betrieb und der ist wirklich mustergültig konfiguriert. Es lohnt sich ein vergleichender Blick denn schon ganz zu Beginn der Recherche wird der/die NutzerIn mit einem Button vor die Entscheidung gestellt, ob er/sie unbedingt JavaScript und Frame-Technologie einschalten will. Tut er dies, ändert der Button auf der nächsten Seite gleich das aussehen und es lässt sich hier das ganz auch wieder abstellen. Selbst Browser die keine Frames verstehen werden korrekt darauf hingewiesen, dass sie sich ab jetzt zwischen den einzelnen Frames entscheiden müssen. Neben dem deutschen Hinweis, werden auch die holländisch Sprechenden mit dem Hinweiss "Dit document is een framesdefinitie" bedacht. Überhaupt ist die folgende Recherche multilingual, neben Englisch gibts auch noch Holländisch, ein kleiner Hinweis darauf, dass die Herstellerfirma Pica in den Niederlanden sitzt und sich mit wirklich durchdachten Bibliothekssystemen beschäftigt. Zwar wird mensch hier auch an eine Zeitbegrenzung ermahnt (aus Gründen wird das weiter unten noch klar werden), aber es müssen bei Zeitüberschreitung nicht wieder viele Seiten durchgeklickt werden. Ganz allgemein ist eine ausreichende Erklärung der Seiten oft direkt vorhanden und muss nicht erst über ein zweites Hilfefester erfragt werden. Selbst der gerngesehene Telnetzugang mit genauen und selbsterklärenden Instruktionen zum Einloggen ("login-name: opac") ist vorhanden. Er ähnelt sehr dem alten HEIDI-Feeling (Vorsicht dieser Link geht nicht mehr korrekt, Server zeigt nur noch "Trying...").

Dank fehlendem JavaScript an der Fankfurter UB sind die meisten Befehle direkt als Link klickbar und nicht erst per Ankreuzfeld und Button ausführbar. Sehr schön ist die mehrfache Buchsuche arrangiert, mit einem Befehl "Abspeichern" lassen sich nämlich zuerst alle Titel recherchieren und am Ende kann sowohl der Suchverlauf nochmal eingesehen werden, als auch alle Suchergebnisse an eine frei wählbare email-Adresse versendet werden (vorbildlich "7-bit clean"). Hierzu müssen sich die "abgespeicherten" Bücher gemerkt werden, was eine Zeitbegrenzung sinnvoll und von nöten macht. Sehr elegant kann die Literaturrecherche so einfach "mitgenommen" werden und ohne Graphiken lokal ausgedruckt werden. Für Menschen von ausserhalb ist sogar ein Bestellen zur Ansicht in Lesesälen ohne Bibliotheksausweis möglich, ein Service der auch noch zusätzlich auf ein bestimmtes Datum gelegt werden kann! Da kann sich die UB Heidelberg noch einiges abschauen.

Mit einer aktuellen (aber wohl in windeseile verfassten) Erklärung der "Routinebetrieb mit neuer HEIDI [sei] aufgenommen", macht sich das Webteam der Universitätsbibliothek Heidelberg mehr als lächerlich. Zuviele der obengenannte Nachteile prägen bisher das Bild. Kryptische Fehlermeldungen wie "document.err has no properties" oder "Sias-Nummer des Titels nicht plausibel" runden dieses Bild noch ab und weitere bisher ungenannte Probleme bleiben noch offen. Es gibt aber einen ganz unbestrittenen Vorteil der neuen HEIDI gegenüber der alten: Die Verfügbarkeit eines Buchs, speziell wenn mehrere Exemplare eines Titels vorhanden sind, ist nun schneller einzusehen, als es vorher mit dem umständlichen Hin- und Herschalten ging. Allerdings wiegt das die Vielzahl der Unzulänglichkeiten der neuen HEIDI keineswegs auf und hier besteht dringender Handlunsgbedarf der UB und dessen Web-Team. Vielleicht wäre es das beste, wenn ein Lastenheft erarbeitet würde, wo alle Haken und Ösen der neuen HEIDI genannt werden und die Wünsche der NutzerInnen ein Gehör finden. Wer fängt damit an?

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Flexibel: Sag' niemals Preiserhöhung (20.01.00)

Der Unimut dokumentiert eine Mitteilung des Studentenwerks (StuWe). Vielen Dank an Katinka, die den Text abtippte:

Testlauf in den Mensen

Dritte Hauptkomponente - weg vom Einheitspreis

Die Heidelberger Mensen starten ab Montag, 24. Januar 2000, zu einem Testlauf: In der Triplex- und der Zentralmensa wird eine dritte Hauptkomponente eingeführt, die zusätzlich zu dem preiswerten Tellergericht eine günstige Alternative bietet. Der Preis dafür bewegt sich in der Regel zwischen 1,60 und 1,80 DM. Parallel dazu wird das Studentenwerk die Einheitspreise für die beiden anderen Hauptkomponenten aufheben und je nach Höhe des Wareneinsatzes eine variable preisliche Spanne zwischen 2,00 und 2,60 DM einführen. Bei besonders gehobenen Speise angeboten kann der Preis dafür auch einmal etwas höher liegen. Auch beim Tellergericht werden die Preise variabel. Statt bisher einheitlich 2,40 DM kosten die Gerichte künftig zwischen 1,60 und 2,60 DM. Bei der Kalkulation will sich das Studentenwerk nach wie vor an einen Durchschnittspreis von 2,40 DM halten. Fazit: Durch die Orientierung am Wareneinsatz werden sich in dieser Testphase manche Angebote etwas verteuern, andere wiederum verbilligen. Der Testlauf erstreckt sich über die ganzen Wintersemesterferien, wobei in der Marstallmensa, wo es das Tellergericht, wegen mangelnder räumlicher Kapazität die dritte Hauptkomponente nicht angeboten werden kann.

Bei den bisherigen Einheitspreisen handelt es sich um eine sogenannte Mischkalkulation. Will heißen: Angebote, die im Wareneinsatz günstig sind ­ beispielsweise Frikadellen oder Fleischkäse -, müssen durch einen Überschuss im Verkaufspreis Angebote ausgleichen, die das Studentenwerk eigentlich zu einem viel teureren Preis ausgeben müsste. Mit diese Mischkalkulationen kommt die Mensaleitung aber nicht immer hin, denn sehr oft sind Fleisch- und Gemüsesorten ­ besonders, wenn sie bei Biohöfen gekauft werden ­ im Wareneinsatz teurer, als dass sie durch eine preiswerte Komponente ausgeglichen werden könnten.

In einer Fragebogenaktion (die Fragebögen werden eine Woche nach der Einführung an den Mensakassen ausliegen) wird das Studentenwerk überprüfen, wie gut diese mit einer weiteren preislichen Flexibilisierung verbundene Angebotserweiterung angenommen wird und wie gefragt die preiswerten Angebote sind. Hier muss allerdings noch um etwas Geduld gebeten werden, denn die Mensen , für die die Einführung einer dritten Komponente auch eine erhebliche Umstellung bedeutet, bei der große technische und logistische Schwierigkeiten zu überwinden sind, arbeiten im Moment an weiteren niedrigpreisigen und dennoch abwechslungsreichen Angeboten.

Falls diese Flexibilisierung der Angebote auf Ablehnung stößt, wird das Studentenwerk zu den Einheitspreisen zurückkehren, allerdings mit der möglichen Konsequenz, dass gehobene Speisen wie Putengeschnetzeltes in Currysahne oder paniertes Fischfilet nicht mehr, Schnitzel oder Hähnchen seltener angeboten werden können, da sie im Wareneinsatz zu teuer sind. Hier stellt sich allerdings die Frage, wie abwechslungsreich dann noch eine Speisekarte ist, wenn sie nur noch mit niedrigpreisigen Gerichten aufwarten kann. Ob das noch im Sinne der Studierenden ist, ist fraglich. Aber genau das wollen wir überprüfen.

Die Situation ist wirklich nicht ganz einfach. Einerseits will das Studentenwerk mit seinen Angeboten für die Studierenden attraktiv bleiben ­ sowohl in preislicher als auch qualitativer Hinsicht ­ andererseits aber muss es so kalkulieren, dass sich die Defizite in den Mensen in Dimensionen halten, die noch bewältigt werden können. Die Zahlen für das vergangene Jahr lassen nicht gerade Freudensprünge beim Leiter des Rechnungswesen zu. Aufgrund der vehementen Kürzungen durch das Land verbleibt in den Kassen der Mensen für 1999 ein Minus von rund drei Millionen Mark. Hier muss gestopft werden durch Studentenwerksbeiträge, aus Wohnheimsmieten und Cafeterienüberschüssen.

Die Fachschaftskonferenz (FSK) bekam dieses Mitteilung überraschend vom StuWe zugefaxt (zusätzlich in digitaler Form an unimut@urz.uni-heidelberg.de wäre natürlich noch schöner, nicht wahr Katinka?) und wurde gebeten, eventuell am Runden Tisch (gemeint ist der Gesprächskreis von VertreterInnen der Studierenden mit dem Geschäftsführer) für weitere Rückfragen zu dieser neuen Preisgestaltung mit dem Geschäftsführer teilzunehmen. Der Unimut ruft daher alle Interessierte auf mit dem Mensa-AK Kontakt aufzunehmen (im ZFB unter 54-2456).

Die Redaktion sieht der nächsten Woche mit Spannung entgegen, meint sie doch aus dem StuWe-Vorhaben und der "Nein, ich sage nicht Preiserhöhung"-Retorik herauszulesen, daß wieder spannende Zeiten an den Essensausgaben anstehen werden. Die Gruppe der militanten VeganerInnen wird sich vielleicht am kommenden Dienstag besonders blähen, wenn es nur eine ganz teure vegetarische Hauptkomponente nebst zwei billigen Fleischkomponenten gibt. Der Speiseplan für die Woche ab dem 24. Januar scheint aber, was die Preisgestaltung anbetrift, nicht sehr repräsentativ zu sein, für das was an teureren Preisen auf die Studierenden noch zukommt. Alles ist eben "flexibel", wie das in Neusprech heisst.

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Die digitale Wahlhalla - Erste StuPa-Wahl übers Internet (25.01.00)

Am 2. und 3. Februar 2000 finden an der Universität Osnabrück zum ersten Mal Wahlen per Internet (neben dem Urnengang) zum Studierendenparlament (StuPa) und den Fachschaften statt. Der AStA der Universität Osnabrück verweist dazu auf seinen Webseiten auf den Link http://www.ivote.de und dort erfährt mensch mehr, wie die digitale Wahl bald gehen soll. Chipkarten mit einer digitalen Signatur stellen sicher, dass nur Wahlberechtigte ihre Stimme abgeben. Zum Einlesen müssen sich die WählerInnen unter Vorlage des Studiausweis noch ein Kartenlesegerät und Software auf CD-ROM für den heimischen Computer ausleihen. Insgesamt klingt das nach einem sehr aufwendigen Prozedere, aber die Verantwortlichen entschuldigen sich auch gleich dafür, dass gewisse technische Unbequemlichkeiten bei dieser Weltpremiere noch zu dulden sind.

Die Wahl übers Internet ist der Forschungsgruppe Internetwahlen (FG-iW) zu verdanken, die die Soft- und Hardware für eine sichere, geheime und absolut anonyme Wahl in offenen Netzen entwickelte. Zwei Jahre tüftelte die Forschungsgruppe unter Leitung von Dieter Otten (Professor für Soziologie an der Universität Osnabrück) mit Unterstützung der Bundesregierung, einer Krankenkasse und dem TC TrustCenter an dem Projekt. Die FG-iW setzt dabei laut eigenen Angaben völlig neue Kryptisierungsverfahren und "blinde" Signaturen ein, die höchsten Sicherheitsansprüchen genügen sollen. Grossspurig verkündigt die FG-iW im weltweiten Rennen um die Realisierung einer Wahl per Internet klar in Führung zu liegen. Ob das neue Verfahren die Wahlbeteiligung bei den Studierenden erhöht, bleibt abzuwarten. Zumindest könnte mensch in Heidelberg auf den üblichen bunten Papierwust bei dem traditionellen Urnengang gerne verzichten. Die hiesige Wahlbeteiligung der Studierenden lag in den vergangenen Jahren im einstelligen oder unteren zweistelligen Bereich, was u.a. die studentischen VertreterInnen in der FSK nicht sehr glücklich machte. Wie der UNiMUT die Wahlmüdigkeit vor anderthalb Jahren sah, könnt ihr in Ausgabe 156 nachlesen. Es bleibt aber vorerst auch bei allen Uniwahlen per Internet in Zukunft der status quo: Das Sagen haben die ProfessorInnen.

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SOAS IN LONDON BESETZT (Bericht vom 26.1.00) (27.01.00)

Am 25. Januar 2000, wurde die Belle Etage im honorablen Alten Gebäude des Instituts für "Oriental and African Studies" der University of London (SOAS) im Protest gegen Studiengebühren und für "free education" von den Studierenden besetzt.

Nach einer Vollversammlung, auf der "direct action" zur Unterstützung der Forderungen nach kostenloser Bildung beschlossen wurde, zogen etwa 100 Studis ohne Widerstand der Univerwaltung in deren Büros ein und machten es sich in den bequemen Sesseln der Schlipsträger bequem. Eine Presse-Infostelle wurde eingerichtet und die Forderungen, die im Rahmen der nun schon Jahre andauernden Kampagne "Students United for Free Education" entstanden sind, erneut diskutiert.

Als wir uns gerade über den Text für die Flugis geeinigt hatten - Unsere wichtigste Forderung ist, dass keine Studierenden exmatrikuliert oder vom Bildungszugang ausgeschlossen werden, die ihre Gebühren nicht zahlen können oder wollen; - wir fordern darüberhinaus die Unileitung auf, sowohl sich nicht bereitzuerklären, Gebühren einzutreiben, als auch die Regierung unter Druck zu setzten, Studiengebühren insgesamt abzuschaffen; - ausserdem muss die Unileitung das neue Verfahren rückgängig machen, im Rahmen dessen den Doktoranden volle Gebühren auferlegt werden, selbst wenn sie auf Feldforschung gar nicht an der Uni anwesend sind. Als die Unileitung sich entschloss, richtig durchzugreifen: das Gebäude wurde unter dem Vorwand möglicher Sicherheitsprobleme evakuiert (bis auf den ersten Stock, der nach wie vor in unserer Hand ist), alle Studies dadurch von der Benutzung der Bibliothek ausgeschlossen, und die Lehrveranstaltungen für den Rest des Tages abgesagt.

Eine Räumungsklage - offenbar von langer Hand vorbereitet, denn "Besetztung" lag in der Luft - segelte nach dreieinhalb Stunden durch den Schlitz unter der Tür, und die Polizei zog mitsamt dem Grossteil der etwas desorientierten Studies von dannen. Am Freitag wird die Gerichtsverhandlung stattfinden, bis zu der die Unileitung keine legale Möglichkeit hat, die Besetzung zu beenden.

Bis jetzt (26. 1., 4.32 a.m.) konnten die BesetzerInnen allerdings die Kontrolle über jeder Zeit mindestens einen Zugang in das besetzte Gebäude offen halten, und UnterstützerInnen aus anderen Londoner Hochschulen haben sich bereits in die Aktion eingeklinkt.

DIE REAKTION DER UNILEITUNG ZEIGT, DASS SIE VOR UNSERER STÄRKE DURCH KOLLEKTIVE AKTIONEN ANGST HAT. DIE SOAS-BESETZUNG VOR ZWEI JAHREN HAT GEWONNEN, DIE BESETZUNG IM GOLDSMITH COLLEGE IM LETZTEN JAHR HAT GEWONNEN,UND WIR KÖNNEN AUCH JETZT WIEDER GEWINNEN!

Hier kommt noch eine kurze Zusammenfassung des Hintergrundes: worum gehts es im Kampf für ein sozial gerechtes britischen Bildungssystem?

Die Probleme beginnen etwa vor etwa zwölf Jahren, als sämtliche Gebühren der Hochschulen (die ja alle formal privat sind) und die Lebenshaltungskosten noch von der Regierung getragen wurden und alle Studierenden während der Ferien Sozialhilfe bekommen konnten. Mit der Privatisierung des Wohlfahrtsstaates mussten zunächst die Wohngeldzuschüssen und andere Vergünstigungen dran glauben, dann wurden die Förderungen eingefrohren: die Gebühren (fees) stiegen weiter, aber die Zuschüsse (grants) wurden eingefroren (die ja auch den Lebensunterhalt decken sollten). Also wurden den Studierenden vom Jahr 1994 an Dahrlehen angeboten - schafft eins, zwei, viele Kleinunternehmer - im Rahmen von etwa 1000 Pfund im Jahr. Seitdem reichen die "grants" weniger und weniger zur Bestreitung des Lebensunterhalts aus, weshalb praktisch alle Studierenden aus Familien mit niedrigen Einkommen auf die Resource "Darlehen" zurückgreifen!

Mit dem Beginn des akademischen Jahres 1998 wurde die Deckung der Gebühren durch staatliche Finanzierung teilweise eingestellt. Seitdem müssen alle Studis mit "genügend" money selbst ihre fees zahlen. Im letzten Jahr ist die öffentliche Finanzierung der Studiengebühren vollständig eingestellt worden. Das bedeutet, Studierende an Hochschulen im United Kingdom zahlen seit dem Studiengebühren, wenn ihre Eltern zuviel verdienen. Unterstützung zum Lebensunterhalt gibt es überhaupt nicht mehr, und Dahrlehen sind an die Einkommen der Eltern gekoppelt.

Es ist nun also abzusehen, dass sowohl die Studiengebühren in Rahmen des "freien Bildungs-Marktes" sprunghaft steigen werden, als auch die Teilfinanzierung für ärmere Studierende einfach eingestellt werden wird. Im grossen und ganzen scheint mir die Entwicklung durchaus mit der deutschen Situation vergleichbar: nach und nach wird das Bildungssystem "liberalisiert", um mit den Protesten gegen den Kahlschlag im Bildungssystem mithalten zu können.

Tobi (SOAS for Free Education; soasforfreeeducation@yahoo.com)

Nachtrag 31.01.00: SOAS Besetzung gewaltsam beendet

In der Nacht von Freitag auf Samstag (29.1.,5 Uhr) wurden die besetzten Räume in der "School of Oriental and African Studies" der University of London von der Polizei geräumt.

In der im Rahmen des Protestes gegen Studiengebühren am vorhergehenden Dienstag besetzte Verwaltungsetage befanden sich zur Zeit der Räumung etwa 50 Personen. Trotz eines Gerichtsbeschlusses vom Freitag (28.1.), der die Besetzung für rechtswidrig erklärte, rechneten wir nicht mit einer Durchsetzung der Räumungsverfügung. Denn sowohl die in SOAS beschäftigten Angehörigen der Gewerkschaft der öffentlichen Angestellten an Univeritaeten (UNISON) als auch die LehrerInnengewerkschaft (AUT) hatten ihre Unterstützung zugesagt und der Universitätsverwaltung von einer Eskalation abgeraten. Ein Delegierter der UNISON befand sich zum Zeitpunkt der Räumung vor Ort.

Dennoch drangen am frühen Samstag-Morgen drei Gerichtsvollzieher, unterstützt von etwa 30 Polizisten, in die besetzten Raeume ein. Die überraschten BesetzerInnen leisteten keinen Widerstand. Weiter Informationen und Updates gibt es unter: http://www.Alternatives.cc

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Kurioses und Erschreckendes (31.01.00)

Zwei -- für die vielen aufstrebenden E-Commerce-Firmen gewiss sehr willkommene -- Eigenschaften praktisch aller großen Suchmaschinen einerseits und praktisch aller Browser andererseits, namentlich die Verwendung von GET-URLs und das Mitverschicken der URL, die einen auf die betreffende Seite geführt hat, erlauben es Webseiten-BetreiberInnen (wie z.B. dem UNiMUT), rauszubekommen, welche Suchbegriffe die Leute denn so auf ihre Seiten geführt haben. Und netterweise halten sich auch fast alle Suchmaschinen an die Konvention, den Suchbegriff dann hinter einem q= zu kodieren.

Beim UNiMUT haben wir nun festgestellt, dass ein Testdokument für das Projekt Dummschwätz, das viel von Rankings und Einstiegsgehältern schwadroniert, ganz erstaunlich oft nachgefragt wird, und so haben wir mal unsere Logs seit September nach solchen Anfragen durchgesehen. 2558 Mal gabs ein q= in den verweisenden URLs, und zu unserer erheblichen Beruhigung war das Vorkommen von Begriffen wie "Einstiegsgehalt", "ranking", "Karriere" oder ähnlichem doch recht beschränkt. Kaum einer dieser Begriffe kam über 20 Anfragen, und da änderte auch die versprengte Anfrage nach "Krawattenknoten binden" nichts mehr an der neu aufgekeimten Hoffnung, dass es um die deutschsprachigen Studierenden doch nicht so schlimm steht, wie mensch vielleicht meinen könnte.

Trotzdem fanden wohl kaum mehr als die Hälfte der Anfragenden bei uns wirklich auch nur annähernd, was sie suchten. Wen es zu "lehrerin nackt straf -witz" oder "Parkplätze Sex Baden-Württemberg" zieht, wird beim UNiMUT wohl kaum glücklich (15 Mal sind Leute auf der Suche nach Sex hierher gekommen, immer noch 9 Leute kamen mit "nackt" vorbei, eineR davon suchte nach dem etwas befremdlichen "euthanasie kind nackt"). Wie es allerdings zu Suchen wie "Landser MP3", "rüdiger gefüttert", "ameisen observatorium", "extrem illegal", "megacracks" oder "bausparkonto" kam, wird wohl immer ein Rätsel bleiben.

Es sei denn, mensch würde die Suchenden fragen -- ihre IP-Adressen (wenn auch meist nicht die E-Mail-Adressen) finden sich in den logs, spätestens eine Kooperation mit double click wird vielfach eine komplette Echtweltadresse liefern. Auch wenn nicht jedeR überwältigendes Interesse an "witz archiv sammlung rassistisch schwein" haben mag: JedeR WebnutzerIn sollte sich darüber im Klaren sein, dass diese Daten nicht nur gesammelt werden können, sondern dass sie beim alltäglichen Serverbetrieb regelrecht anfallen.

Die gute Nachricht ist, dass ihr das Versenden dieser Informationen verhindern könnt. Der Textbrowser lynx etwa hat eine Option, keine Referrer-Zeile (darin steht das alles) nach außen gelangen zu lassen, und wer bei Netscape (oder wem auch immer) bleiben will, kann zu Proxies wie dem internet junkbuster greifen. Die Redaktion rät dazu.

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SOAS Besetzung gewaltsam beendet (31.01.00)

In der Nacht von Freitag auf Samstag (29.1., 5 Uhr) wurden die besetzten Räume in der "School of Oriental and African Studies" der University of London von der Polizei geräumt. In der im Rahmen des Protestes gegen Studiengebühren am vorhergehenden Dienstag besetzte Verwaltungsetage befanden sich zur Zeit der Räumung etwa 50 Personen. Trotz eines Gerichtsbeschlusses vom Freitag (28.1.), der die Besetzung für rechtswidrig erklärte, rechneten wir nicht mit einer Durchsetzung der Räumungsverfügung. Denn sowohl die in SOAS beschäftigten Angehörigen der Gewerkschaft der öffentlichen Angestellten an Universitäten (UNISON) als auch die LehrerInnengewerkschaft (AUT) hatten ihre Unterstützung zugesagt und der Universitätsverwaltung von einer Eskalation abgeraten. Ein Delegierter der UNISON befand sich zum Zeitpunkt der Räumung vor Ort. Dennoch drangen am frühen Samstag-Morgen drei Gerichtsvollzieher, unterstützt von etwa 30 Polizisten, in die besetzten Räume ein. Die überraschten BesetzerInnen leisteten keinen Widerstand.

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