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UNiMUT aktuell -- September 2001

Nightline legt walksafe aufs Netz (03.09.2001)

Schon Mitte der Neunziger Jahre wurde das Neuenheimer Feld als Frauen-Angstraum identifiziert, Anfang dieses Jahres haben etliche Belästigungen und eine Vergewaltigung das Problem des anonymen, oft menschenleeren Campus wieder in Erinnerung gerufen. Damals hat die Uni-Kanzlerin eine Broschüre mit dem Titel "walksafe" herausgegeben. Diese Broschüre wurde nun von der Nightline zusammen mit eigenem Material unter http://www.walksafe.uni-hd.de/ aufs Netz gelegt.

Bei der Gelegenheit sei gleich noch angemerkt, dass die Nightline ihr Angebot ausweitet: Ab Wintersemester wird sie Montag bis Freitag 21 bis 2 Uhr erreichbar sein (statt bisher nur Montags, Mittwochs und Freitags). Dafür braucht es natürlich MitarbeiterInnen, und die sind auch bei der Nightline knapp. Deshalb: Wer zuhören kann, soll sich doch mal Gedanken übers Mitmachen machen.

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Baden-Württemberg ganz vorne (04.09.2001)

Zwei Herren haben gestern die Weitsicht des Ex-Wissenschaftsministers Trotha bestätigt: Da ist einmal Thomas Oppermann, Wissenschaftsminister in Niedersachsen, der nach Dementis noch vor drei Wochen jetzt zugab, spätestens bis Weihnachten das niedersächsische Hochschulgesetz um etwas, das ganz unserem Hochschulgebührengesetz ähnelt (vgl. unseren Schwerpunkt zum Straftausi), erweitern zu wollen -- der nach Bulmahns Einknicken zu erwartende Durchmarsch der "Langzeitgebühren" setzt nun also wirklich ein, ausgerechnet in dem Land, in dem Bulmahn selbst SPD-Vorsitzende ist.

Der zweite Herr, der die Weisheit des Herrn Trotha auch in andere Teile der Republik tragen möchte, ist HRK-Präsident Landfried. Dieser brachte gestern ein "Probejahr" ins Gespräch: Studis sollten in ihrem ersten Jahr eine Handvoll Tests sowie Beratungs- und Auswahlgespräche über sich ergehen lassen müssen und danach gegebenenfalls von der Uni geworfen werden können -- nicht viel anders funktioniert ja Trothas Orientierungsprüfung.

Eines muss der Mensch Trotha lassen: Wenn sich der Rest der Republik noch vor neuer Studiquälerei gruselt, können wir im Ländle längst abgeklärt lächeln. Mal sehen, ob Trothas Ziehkind Frankenberg ähnlich viel Fantasie entwickelt.

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Der Zug fährt (06.09.2001)

Am 4.6. gab es mal wieder Verhandlungen mir dem VRN über unser Semesterticket. Beim letzten Mal haben wir vom VRN Nachbesserungen bei seinem Angebot verlangt (AK Semesterticket), vor allem die geplante Erhöhung des Grundbetrags wollten (und koennen) wir nicht akzeptieren. Der Grundbetrag wird jedes Semester an das Studiwerk überwiesen (DM 22,75 von den 82 Mark 75). Bei der Einführung des Semestertickets sollte der Grundbetrag dem VRN als kleine Garantie dienen und ein preiswertes, soziales Semesterticket ermöglichen. Als Instrument zur Preissteigerung war er nie vorgesehen.

Von Mannheimer Seite (das wurde da zusammen mit Studis entschieden) kam das Angebot, 13 Euro Grundbetrag für eine Laufzeit von drei Jahren zu akzeptieren. (Nach der Euroumstellung, als im Sommersemester 2001 zahlen wir 11,50 Euro, noch nach dem alten Vertrag). Der VRN würde diesen Grundbetrag akzeptieren, möchte sich aber im Vertrag einen Blick in die Zukunft festgehalten haben. Ganz konkret koennte er sich vorstellen, den Vertrag, über die drei Jahre hinaus, für weitere zwei Jahre mit 15 Euro Grundbetrag laufen zu lassen. Eine Laufzeit von 5 Jahren ist für einen Semesterticketvertrag allerdings nicht sehr sinnvoll, da von den jetzigen Studis kaum jemand das Ende des Vertrags erleben würde.

Alternativ fordert der VRN 14 Euro Grundbetrag im dritten Jahr. Nächste Woche werden wir einen schriftlichen Entwurf bekommen, so dass es dann eine Grundlage gibt, über die man reden kann. Der Verkaufspreis fuer das Semesterticket wird vom VRN bestimmt, eine Höchstgranze wird allerdings im Vertrag festgelegt (vielleicht 80 Euro).

Nun liegt es an uns, wie wir uns das Semesterticket vorstellen. Diese Verhandlungen haben gezeigt, dass der VRN Interesse am Semesterticket hat und den Vertrag nicht leichtfertig auslaufen lassen will. Die Studierenden jedoch entscheiden, welchen Wert fuer sie das Semesterticket hat. Denn einen Vertrag - und somit ein Semesterticket - wird es nur geben, wenn wir ihm zustimmen.

Infos und Anmerkungen an AK Semesterticket der PH/Uni Heidelberg

Für die, die mehr wissen wollen:

Warum das mit dem Grundbetrag so kompliziert ist

Der Gundbetrag ist ein Zwangsbetrag. Alle Studierenden zahlen ihn und es gibt auch keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Auch Leute, die das Semesterticket auf gar keinen Fall haben wollen, müssen den Grundbetrag zahlen. Sowas gibt es zwar ueberall, in manchen Unis müssen sogar alle Studis ein Ticket kaufen, also bis zu 200 DM zahlen, in Heidelberg ist das aber etwas anders. Heidelberg liegt in Baden-Württemberg, und hier gibt es keine verfasste Studierendenschaft. Die Studis einer Uni als Gruppe gibt es rechtlich erstmal nicht so richtig. So können die Studis als Gruppe auch keine Verträge abschliessen (in anderen Bundesländern gibts das). Das ist auch der Grund, warum in Heidelberg für das Semesterticket nicht ein AStA der Vertragspartner ist, sonder Universität und Studentenwerk. Es gab auch schon häufiger Klagen gegen die Zwangsbeiträge. Die Gerichte haben aber stets entschieden, dass diese Form von Semesterticket o.k. ist, Zwangsbeiträge also eingezogen werden dürfen. Diese Grundbeiträge dürfen allerdings einen bestimmten Anteil an den Semestergebühren nicht überschreiten. Wie hoch dieser Beitrag genau sein darf, ist mir nicht bekannt, Gutenkunst (Chef vom Heidelberger Studiwerk) und sein Mannheimer Kollege meinten aber, die zunaechst vom VRN angestrebten 18 Euro seien zu viel.

Wer denn jetzt zu entscheiden hat

Offiziell haben die Studis beim Semesterticket nicht mitzureden. In Heidelberg haben wir es aber mit recht vernünftigen Leuten zu tun, die (mindesten beim Semesterticket) erkannt haben, dass es unsere Sache ist. Es wird also keinen Vertrag geben, wenn die Studis ihn nicht wollen. Genau hier besteht aber das Problem: wie kann man ein eindeutiges Votum zum Semesterticket erhalten? Wer dazu eine gute Idee hat, darf sie uns gerne mitteilen.

Warum wir soviel Wert auf den Grundbetrag legen

Der Grundbetrag wird an das Studiwerk bezahlt, und niemand denkt bei der Rückmeldung an das Semesterticket. Wenn man dann bei der HSB die 120 DM für das Ticket zahlt, sind die 22,75 DM schon wieder vergessen. Müsste der VRN den ganzen Ticketpreis über den Verkaufspreis einziehen, so würden sich Preiserhoehungen direkt in der Verkaufszahlen wiederspiegeln. Hinzu kommt, dass nur die Hälfte aller Heidelberger Studis das Semesterticket erwirbt, den Grundbetrag zahlen aber alle, d.h. für jedes Ticket erhält der VRN noch zweimal den Grundbetrag. Für ein Ticket bekommt der VRN also nicht etwa 120 DM, sondern 165,50 DM. Und jede Mark, um die der Grundbetrag angehoben wird erhöht den wirklichen Ticketpreis um 2 Mark.

AK Semesterticket

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Spangen und Funken (11.09.2001)

Die Anschläge in den USA waren heute sogar in der Friedenskirche in Handschuhsheim spürbar -- dort hätte eine Veranstaltung zur Fortschreibung des Heidelberger Verkehrsentwicklungsplans stattfinden sollen, wurde aber sozusagen aus Pietät um zwei Wochen verschoben.

Hinter dem BürokratInnendeutsch vom Verkehrsentwicklungsplan verbergen sich Pläne, mehr Autos schneller ins Feld zu bringen, Pläne, in die die Uni bis über beide Ohren verstrickt ist. In der Diskussion sind gegenwärtig drei Optionen: Entweder die vom Rektorat favorisierte "große Spange" von der A656 bei Wieblingen über den Neckar an die Berliner Straße, die Nordanbindung vom Autobahnzubringer Dossenheim zur Berliner Straße, oder aber die von der Stadt bevorzugte kleine Nordanbindung von Dossenheim an die Tiergartenstraße.

Die Konsequenz ist in jedem Fall mehr Autoverkehr ins und zum Feld, während die schon seit vielen Jahren diskutierte und nachhaltigere Entlastungen versprechende Straßenbahn ins Feld vergessen scheint. Dahinter stecken besonders das DKFZ und die physikalische Chemie, die sich mit nicht allzu plausiblen Argumenten dagegen sperren -- von Beeinträchtigungen ihrer Experimente durch elektromagnetische oder mechanische Störungen ist da die Rede. Auch das Rektorat hat sein Scherflein beigetragen, indem es ein sowohl von Altrektor Siebke als auch von Neurektor Hommelhoff unterzeichnetes Schreiben an Gemeinderat und OB verfasst hat und darin die mangelhafte Anbindung des Neuenheimer Felds für den motorisierten Individualverkehr beklagt. Die FSK plant, diese doch etwas eigenmächtige Vorgehensweise in der Senatssitzung nächste Woche zur Sprache zu bringen.

Die Straßenpläne und mögliche Gegenmaßnahmen werden nun also in zwei Wochen behandelt werden, nämlich am Dienstag, 25.9. um 20 Uhr im Gemeindesaal der Handschuhsheimer Friedenskirche (an der Tiefburg).

Nachtrag (12.9.) Alt- und Neurektor haben auch einen eigenen Plan vorgelegt

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 26.09.2001

Medienschelte (12.09.2001)

[Image: 100000 Hungertote haben keinen Medienwert]

Flau im Magen wurde es der Handvoll TeilnehmerInnen an einer spontanen Mahnwache am Uniplatz heute abend angesichts der Aktivität, die die gestrigen Anschläge rund um die Welt ausgelöst haben. Ihr Sorge war, wie sie in einem Flugblatt erklärten, weniger die Trauer für die Opfer in den USA als vielmehr der Mangel an Trauer über die Opfer der alltäglichen Massaker, der sie eine "Zwei-Klassen-Wahrnehmung" vermuten ließen.

Die Resonanz der PassantInnen war überwiegend positiv, auch wenn einige der Äußerungen genau die Verrohung ahnen ließ, die das ad hoc gebildete "Aktionsbündnis gegen Zynismus" doch anklagen wollte. Bedenkenswert ist deshalb der Einwand einer Kritikerin, der Zeitpunkt für diese Aktion sei entsetzlich falsch gewählt, allemal -- und sie traf wohl auch mit der Frage, wo die Mahnwachenden gewesen seien, als die Medien voll waren mit Entsetzen über die Massenkeulungen in den Fleischfabriken und sich wie üblich niemand für die Verhältnisse südlich des nördlichen Wendekreises interessierte, solange der Kaffee billig bleibt.

Nachtrag (13.9.): Einen unserer ehemaligen Mitarbeiter hat es nach Bethlehem verschlagen. Er wollte die Behauptung von den geschlossen auf der Straße tanzenden PalästinenserInnen nicht unwidersprochen lassen und schickte uns eine Kopie einer Mail zum Thema Palestinians Grieve Over USA Tragedy.

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Essen für Umme (13.09.2001)

Am 11.9. lud Gutenkunst (Chef vom Studentenwerk) zur feierlichen Wiedereröffnung des Cafe Botaniks. Wer geladen war (dafür muss man lediglich wichtig oder Mitglied eines der beiden Studiwerkgremien sein), durfte sich an ganz feinem Essen erfreuen, wurde erst im Botanik bedient und dann für den ganzen Spass nicht eine müde Mark los.

Wer nicht geladen war, durfte sich diese geschlossene Gesellschaft - die ganz ungelungen in ein gerade eröffnetes Cafe integriert wurde - von aussen ansehen. Immerhin gab es Getränke für die Hälfte, und man musste keine Reden von den Wichtigen unserer Universität ertragen. Entgangen ist den Aussenstehenden vielleicht auch, dass Gutenkunst ein ein wenig stilisiertes Reinigungsmaterial (das war mal ne ganz pfiffige Idee) erhalten hat.

Wofür das jedoch gut sein wird, muss die Zeit zeigen. Im Innenbereich vom Botanik hat sich wenig getan, aussen ist nichts mehr zu retten. Ein Bagger oder wenigstens ein Spaten, um den Berg wieder aufzuschütten wäre hilfreicher gewesen - vielleicht finden sich da ja mal freiwillige Helfer ...

Aber wir wollen ja nicht so einseitig sein. Ein ganz grosses Lob gibt es von den (auf jeden Fall von einigen) Beschäftigten des Botaniks. In der neuen Küche arbeitet es sich wohl besser. Und die Bäume, die früher auf dem Botanikhügel standen wurden nicht plattgemacht, sondern nur umgesetzt. Gut gemacht!

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Profiteure des Massakers (18.09.2001)

Die Pietätsfirst für die Opfer der Attentate in den USA scheint vorüber -- allenthalben erheben sich Stimmen, die politischen Profit aus den Ereignissen ziehen möchten. Hitzköpfe der inneren Sicherheit fordern mehr Überwachung, Ausländerfeinde schnellere Abschiebungen, und so darf auch der RCDS nicht fehlen, der nun seinem alten Hass auf Ausländer- und andere autonome Referate (dies sind Referate, die sich nur der Vollversammlung der Studierenden bzw. ihrer Klientel zu verantworten haben, in Heidelberg wäre dies etwa das UFLR, wenn es denn existierte) freien Lauf lässt.

Die Redaktion möchte der entsprechenden Presseerklärung nicht das Prädikat "lesenswert" verleihen. Eine gewisse morbide Faszination geht aber schon von ihr aus.

Nachtrag (18.9.2001): Der fzs hat schnell geschaltet und gleich eine Stellungnahme verfasst.

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Entscheidung zum Semesterticket geht in die letzte Runde (18.09.2001)

Der VRN hat seine Vorstellungen zum Semesterticket in Form gebracht. Auf der (jetzt schon recht alten) Homepage des AK Semesterticket sind die ursprünglichen Forderungen des VRN angegeben. Geplant war eine Anhebung des Grundbetrags in vier Jahren auf 18 Euro und eine Anhebung des Verkaufspreises auf 80 Euro.

In den Verhandlungen (eher Gesprächen) mit dem VRN legten Uni/PH und Uni Mannheim vor allem Wert auf den Grundbetrag. Denn dieser wird von allen Studierenden gezahlt, ohne dass eine Gegenleistung erbracht wird.

So richteten sich unsere Forderungen und Einwände hauptsächlich gegen diese drastische Erhöhung (von 11,50 Euro jetzt auf 18 Euro). In einer Urabstimmung -- die jetzt schon eine Zeit zurückliegt -- haben sich die Studierenden mehrheitlich dafür ausgesprochen, den Grundbetrag festzuhalten. Eine Erhöhung darf nur erfolgen, wenn es eine Verbesserung des Angebots gibt. Ein Angebot von unserer Seite an den VRN war stets, eine moderate Erhöhung des Grundbetrags hinzunehmen, wenn der Studierendenausweis abends und am Wochenende für alle Studis als Fahrschein gilt. Dann würde der Grundbetrag endlich mehr als eine reine Solidaritätsleistung darstellen. Der VRN würde auf den Vorschlag eingehen, fordert dann aber eine zusätzliche Erhöhung. Er spricht von zusätzlichen 3 Euro Grundbetrag, will aber auch dann nur ein eingeschränktes Angebot machen: ab 19 Uhr, (Woche und Wochenende) freie Nutzung. Bei seinem ersten Vorschlag würden alle Studis demnach 21 Euro im Semester nur für dieses Angebot zahlen.

Beim letzten Gespräch mit dem VRN hat die Uni Mannheim einen Rahmen abgesteckt, denn sie für tragbar halten würde:

  • Es gibt einen neuen Vertrag fuer weitere 3 Jahre (Oktober 2002 bis September 2005).
  • Der Grundbetrag beträgt fuer die ganze Zeit 13 Euro.
  • Der Ticketpreis kann vom VRN selbst festgesetzt werden, mit einem Maximum von 80 Euro.

Der Grund für eine freie Entwicklung des Ticketpreises ist, dass der VRN dann direkt der Nachfrage ausgesetzt ist. Eine Steigerung des Grundbetrags hat keine Auswirkungen auf die Verkaufszahlen des Semestertickets. Wir denken, dass der VRN den Ticketpreis nur wohlüberlegt steigern wird, da er an hohen Verkaufszahlen interessiert ist.

Der VRN ist mir diesem Angebot prinzipiell zufrieden, wünscht allerdings eine Änderung:

  • Alternative 1: Im Vertrag ist festgelegt, dass im Oktober 2005 der Grundbetrag auf 15 Euro steigt.
  • Alternative 2: Ab Oktober 2004 wird der Grundbetrag auf 14 Euro erhöht.

Gegen beide Alternativen gibt es Einwände: erstmal natürlich, dass der Grundbetrag nicht steigen soll. 1.5 Euro sind vielleicht erträglich und mit Inflationsausgleich, Steigerung der Lohnentwicklung, ... zu rechtfertigen. Eigentlich wollen wir aber keine Steigerung. Auch ist ein Vertrag, der länger als drei Jahre läuft, fragwürdig, da wir mit ihm jetzt für eine zukünftige Studigeneration entscheiden würden.

Ende der Woche gibt es in Heidelberg mit den Verwaltungen von PH und Uni eine erste Abstimmung über das weitere Vorgehen. Es wird sich an neuen Möglichkeiten aber nicht mehr viel ergeben. Ganz konkret geht es jetzt um einen Rahmen, in dem einem Semesterticketvertrag zugestimmt werden kann. Die endgültige Entscheidung zu einem Vertrag soll von den Studierenden getroffen werden. Bisher ist noch nicht geklärt, wie dieses Votum eingeholt werden kann. Die grundsätzliche Richtung muss aber möglichst bald feststehen.

Da derzeit noch Semesterferien sind, würden Vollversammlungen und ähnliche Veranstaltungen wenig helfen. Anmerkungen und Meinungen nehmen wir aber gerne entgegen.

AK Semesterticket

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Jeder seine eigene Bank (20.09.2001)

Zu den neckischen Ideen der Bundesregierung und insbesondere des BMBF gehört etwas, das sich "Bildungskredit" nennt. Die Idee dabei ist, dass Studierende oder SchülerInnen, so sie bestimmte Bedingungen erfüllen, zwei Jahre lang 300 Euro im Monat von der Deutschen Ausgleichsbank leihen können. Ganz modern wird dieser Kredit auch verzinst, allerdings recht günstig zum EURIBOR plus ein Prozent. Den EURIBOR kann mensch sich vorstellen als Großkundensatz, so von Bank zu Bank, und liegt laut Auskunft der Regierung er im Augenblick bei knapp 5% effektiv -- besser als ein Dispokredit allemal.

Nicht alle finden so ein Programm wirklich gut, und so hat die PDS-Bundestagsfraktion eine Anfrage an die Regierung gestellt, wie es denn nun um das Programm stehe. Darin erfährt mensch zum Beispiel, dass, so mensch das Programm zur Zeit und bis 2003 ausschöpft und ab 2005 in Raten von 250 Mark zurückzahlt, knapp 6000 Mark an Zinsen auflaufen -- für ein Taschengeld doch recht beträchtlich.

Dennoch haben fast 6000 Leute versucht, das Geld zu bekommen, und gut 2000 haben das auch geschafft (800 Anträge wurden abgelehnt, der Rest ist noch in der Pipeline). Die volle Antwort haben wir unter dreister Missachtung des Urheberrechts gespiegelt, obwohl der Umstand, dass der Dokumentenserver des Bundestags auf Unix/Apache aufsetzt, immerhin etwas Vertrauen einflößt (das Dokument ist dort als Drucksache 14/6841 zu bekommen). Offizelle Infos zum Bildungskredit -- so sie denn jemand haben will -- gibt es übrigens bei der Bundesvermögensanstalt.

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Die Eröffnung der "Sammlung Prinzhorn" und das Unbehagen an der Psychiatrie (26.09.2001)

Vom 13. bis zum 16. September fand im Spiegelzelt auf dem Grundstück der Psychiatrischen Universitätsklinik der Kongress zur Eröffnung der Sammlung Prinzhorn (wir berichteten im Vorfeld und von der Eröffnung der Ausstellung zu Prinzhorn) statt. Die Sammlung selbst ist nun im ehemaligen Hörsaal der Neurologie, Voßstraße 2, für die Öffentlichkeit zugänglich. Gezeigt werden Werke von Hopitalisierten der deutschen Psychiatrien, die der Psychiater, Philosoph und Kunsthistoriker Hans Prinzhorn um die Jahrhundertwende zum vergangenen Jahrhundert in deutschen Anstalten gesammelt hat.

Im Zusammenhang mit der Eröffnung ist durch die Stadt Heidelberg ein umfangreiches Begleitprogramm organisiert worden, das sich bis zum 7. Oktober hinzieht. Es umfasst teils themenbezogene sehr interessante Veranstaltungen - hier sei insbesondere das Museum für Völkerkunde erwähnt -, teils aber auch solche, bei denen der Zudsammenhang zur Sammlung Prinzhorn in Frage steht.

Die offizielle Eröffnungsveranstaltung und der begleitende wissenschaftliche Kongress bestanden aus Ansprachen, Vorträgen und jüngeren künstlerischen Werken, die im Zusammenhang mit der Sammlung stehen. Vor allem die Eröffnung stand im Schatten der Attentate vom elften September. Dennoch wurde deutlich, dass die Auseinandersetzung mit der Sammlung Prinzhorn als Auseinandersetzung mit uns selbst als `moderne' Gesellschaft weiterhin nötig und aktuell ist.

Sie bildet auch den Hintergrund für die Kontroverse um den Standort der Sammlung. Für Berlin sprach, dass dort die Werke von Psychiatrieopfern verwaltet worden wären; für Heidelberg spricht vor allem, dass die Sammlung hier sicherlich eine größere Aufmerksamkeit durch die Öffentlichkeit erhält, genauso wie die Tatsache, dass die Sammlung mit der Institution ihrer Entstehung verbunden bleibt. Leider ist das Gebäude sehr klein, so dass immer nur eine kleine Auswahl der gesamten Sammlung gezeigt werden kann.

Die Problematik der Entsteheungsgeschichte ist besonders im ersten Teil des Kongresses behandelt worden. Von Referentinnen und Referenten mit geisteswissenschaftlichem Hintergrund wurde dargelegt, dass die Werke der Sammlung nicht die Spuren der `Krankheit' an sich tragen können. Unseres Erachtens nach sind die Werke der Sammlung zum Teil ausgezeichnete Arbeiten, die sich den Vergleich mit Arbeiten aus Kunsttherapien der Gegenwart nicht gefallen lassen müssen, wie es der letzte Teil des Kongresses nahe legt.

Was bei dem Kongress gefehlt hat, war entsprechend eine auch nur ansatzweise Infragestellung der Psychiatrie: "Als Ethnologe hat mich immer die Selbstsicherheit gewundert, mit der Mediziner auftreten", schreibt Thomas Hauschild. Dieser Verwunderung können wir uns nur anschließen. Jahrzehnte der Kritik schienen spurlos an der psychiatrischen Medizin vorüber gegangen zu sein.

Michael Enßlen & Elsbeth Kneuper

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Die fünfte Kolonne (26.09.2001)

Der vor zwei Wochen verschobene Informationsabend zu den neuen Straßenplanungen im Norden Heidelbergs fand gestern doch noch statt. Die Verschiebung tat dem Interesse keinen Abbruch -- fast 200 Menschen hatten sich im Gemeindehaus der Friedenskriche eingefunden, um sich anzuhören, was Uni und Stadt so aushecken möchten.

Schlimm genug klingt es ja: Um mehr Autos ins Feld schaufeln zu können, soll einiges an Beton und Asphalt auf der Handschuhsheimer (und teilweise Wieblinger) Erde verteilt werden. Die Pläne hatten wir schon vor zwei Wochen diskutiert -- neu ist einerseits, dass der "kleine Zubringer Nord", damals als von der Stadt favorisierte Lösung gehandelt, in einer Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses zurückgezogen worden ist -- ob da noch ein dickes Ende nachkommt, bleibt natürlich abzuwarten.

Neu im Gespräch ist ebenfalls ein Plan der SPD-Stadtratsfraktion, einfach vom Ende der Bergheimer Straße durch die Gneisenaustraße über einen ausgebauten Wehrsteg ins Feld zu schneiden. Zwar ist dies immer noch weniger zerstörerisch als die "Große Option" alias "Fünfte Neckarquerung" -- vom Kurpfalzring in Wieblingen durch das Naturschutzgebiet Altneckar (ggf. auch unten drunter durch) zum Klausenpfad und zur Berliner Straße --, das Problem der zusätzlichen Autos im Feld wird dadruch jedoch kaum besser; dazu kommt, dass sich die Rektoren, der alte wie der neue, bereits klar gemacht haben, dass sie unter der Fünften Neckarquerung keine Ruhe geben werden. Da der Altneckar mittlerweile aus Brüssel naturgeschützt ist, wird ein Eingriff der geplanten Dimension allerdings recht hohe Hürden zu überwinden haben.

22000 Autos pro Tag, davon 8000 ins Feld, sollen laut Gutachten auf der Autostrada del Feldo rollen und so die Ernst-Walz-Brücke und die Dossenheimer Landstraße "entlasten". Dass neu gebaute Straßen irgendwo für weniger Verkehr sorgen, wollten allerdings nur die wenigsten der Anwesenden glauben. Als Alternative steht ein Ausbau des ÖPNV, vor allem der Straßenbahn, zur Diskussion.

Hier allerdings hat die Uni lange geblockt, und zwar mit einer ganzen Reihe von Argumenten oder, je nach Geschmack, Ausreden. Die Experimente bei DKFZ, Mineralogie oder physikalischer Chemie seien in Gefahr (auch wenn die elektromagnetischen Störungen beim Einschalten eines Computermonitors im Erdgeschoss die einer vernünftig gewarteten Straßenbahn vor der Tür locker schlagen), die PatientInnen der Klinken würden in künftigen Zeiten der Konkurrenz zwischen Krankenhäusern eher Hospitale mit Breitbandanschluss an die Autobahn präferieren (dies haben wir uns nicht ausgedacht!) und dergleichen mehr.

Jetzt scheint allerdings wieder mal Bewegung in die Straßenbahnfrage gekommen zu sein: Die Uni scheint sich mit einer Stichstrecke anfreunden zu können, die bei der Chirurgie rein, am (alten) Botanischen Garten vorbei möglicherweise bis zum Schwimmbad führt. Ein Vertreter der HSB führte allerdings aus, ohne Schleife, vielleicht am Klausenpfad zurück, sei eine Erschließung des Feldes kaum sinnvoll.

Die Veranstaltung beleuchtete den Problemkomplex auch aus ungewöhnlicher Perspektive. Zunächst etwas albern mochte wirken, dass den Anfang ein Vortrag der Gartenbauvereinigung machte. Wenn mensch jedoch bedenkt, dass noch 20 Vollerwerbsbetriebe Gemüse im bedrohten Bereich anbauen, wird klar, dass die Straße nicht nur für Zugvögel gefährlich ist, und sei es auch nur, weil steigende Bodenpreise im Gefolge einer Gewerbegebietisierung die Pachtzinsen in unerschwingliche Höhen treiben werden.

Ebenfalls aufschlussreich waren die Ausführungen eines Fahrers der HSB aus dem Publikum, der in unterhaltsamer Weise die Realitäten der HSB ausführte. Wer hätte etwa gedacht, dass es in ganz Heidelberg lediglich drei funktionierende Vorrangschaltungen gibt?

Die Sache bleibt im Fluss. Zur Stunde befasst sich der Gemeinderat unter dem Eindruck einer kleinen Kundgebung von BürgerInnen aus Wieblingen und Handschuhsheim mit der Angelegenheit. Angesichts der Verwicklung der Universität in die Betonpläne wird der UNiMUT sicher nicht das letzte Mal von der fünften Neckarquerung und ihren Alternativen berichten. Derweil verweisen wir aber auf die (zur Zeit nicht ganz aktuelle) Seite der Bürgerinitiative: http://www.igh-handschuhsheim.de.

Eins sei den Rektoren prophezeit: Die fünfte Neckarquerung wird schließlich auch nur die fünfte Staukolonne werden.

Nachtrag (4.10.2001): Die Beschlüsse des Gemeinderats zum Verkehrsentwicklungsplan sind im Heidelberger Stadblatt dokumentiert. Die Gemeinde scheint sich dem Druck der Rektoren beugen und die Naturschutzregelungen untertunneln zu wollen. Außerdem wollen sie sich um die "Lösung der Probleme in der Fahrradstraße Plöck" bemühen. Tipp der Redaktion: Der Tunnel wird mangels Geld sterben, die Fahrradstraße aus bösem Willen.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 23.01.2002, 18.06.2002, 19.06.2002, 28.03.2003, 30.04.2003, 19.11.2003

Ein neues Semesterticket 2002? (28.09.2001)

Heute morgen gab es in Heidelberg mal wieder eine Gesprächsrunde zum Semesterticket; vielleicht war es erstmal die letzte. Ausgangspunkt war das letzte Angebot des VRN:

Grundbetrag 13 Euro, Verkaufspreis wird vom VRN festgesetzt, wobei 79 Euro bis 2005 nicht überschritten werden dürfen. Der Vertrag sollte drei Jahre laufen. Für die Zeit danach wollte der VRN eine Zusage zu einem Grundbetrag von 15 Euro. Gutenkunst (Geschäftsführer vom Studiwerk), Wormser (Finanz- und Wirtschaftsdezernent der Uni) und ein Vertreter der PH-Verwaltung hielten dieses Angebot für akzeptabel.

Aus meiner Sicht besteht das Problem, dass es weiterhin keine Leistung für den Grundbetrag geben soll. Nach den drei Jahren wird es weitere Verhandlungen geben müssen, und der Grundbetrag wird wieder erhöht werden. Irgendwann wird unser "Solidaritätsmodell" nicht mehr tragbar. Der Anteil derer, die das Ticket kaufen, geht zurück, der Einfluss des Grundbetrags wird immer stärker. Die Chance, Verbesserungen zu erreichen, wird mit jeder Verhandlungsrunde, nach der der Grundbetrag erhöht wird, immer geringer.

Um das Semesterticket auch in Zukunft halten zu können, fordern wir vom VRN für einen geringen Aufpreis (insgesamt 14 oder vielleicht 15 Euro Grundbetrag) die Freigabe des Studiausweises als Fahrkarte ab 19 Uhr. Würde dieser Vertrag zustande kommen, stände das Semesterticket endlich auf einer soliden Basis: Es gibt Solidaritätszahlungen, die das Semesterticket für die Nutzer preiswerter machen; auf der anderen Seite erhalten alle Studierenden abends die Möglichkeit, den VRN zu nutzen, ohne sich das Semesterticket kaufen zu müssen.

Unsere Forderungen werden in der nächsten Zeit an den VRN weitergeleitet, mit einer Antwort kann demnächst gerechnet werden. Damit es ab Oktober 2002 noch ein Semesterticket gibt, muss noch in diesem Jahr ein neuer Vertrag abgeschlossen werden.

AK Semesterticket

Nachtrag (2.10.2001): Die Heidelberger Grünen-MdL Theresia Bauer hat sich den hier beschriebenen Vorschlag weitgehend zu Eigen gemacht und dazu auch eine Presseerklärung verfasst, die (hoffentlich) bald bei ihren Presseerklärungen zu finden sein wird. Mit etwas Glück sogar nicht im Format des großen bösen Bill.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 22.01.2002, 31.01.2006


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