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UNiMUT aktuell: Hic quoque

500 Studis demonstrieren in Heidelberg

Hic quoque (30.01.2004)

[Bild: Studimassen]

Befürchtungen der OrganisatorInnen, zumal so kurz vor der Klausurenzeit könnte eine Demonstration gegen die gegenwärtig moderne Bildungspolitik -- Verschulung, Hierarchisierung, Kommerzialisierung, Privatisierung wären so Schlagworte dazu -- floppen, erwiesen sich als unbegründet: Für Heidelberger Verhältnisse respektable 500 Studis sammelten sich heute um 14 Uhr vorm Hauptbahnhof, um durch Bergheim und die Altstadt zum Uniplatz zu ziehen.

So erreichten die Parolen des Protestsemesters, allen voran das unvermeidliche "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut" nun auch Heidelberger Ohren. Das mit viel Liebe gestaltete Fronttransparent verkündete den Minimalkonsens "Gegen Bildungsabbau und Studiengebühren", es gab Culture Jamming mit dem Ausverkauf von "Frankenbergs Bildungs Soup", ein Transparent "Uns reichts, ihr Sparschweine", das das Motto der Demo -- "Macht euren Ärger transparent" -- recht ernst nahm und neben einem doch etwas peinlichen "Unsere Bildung ist eure Altersvorsorge" als Gegenprogramm auch ein offenbar antideutsch inspiriertes "Kauf dich klug! Die Wa(h)re Elite ist Deutsch". Auch ein Elitestudent war zu sehen: Auf einer Sänfte getragen verteilte er Fünfzigeuroscheine.

Ebenfalls etwa 500 Studis demonstrierten gestern übrigens in Trier, wobei die Studis dort vor allem mit den sozialdemokratischen Plänen, Gebühren mit dem Wort "Studienkonten" zu tarnen, haderten, denn immerhin regiert in Rheinland-Pfalz eben SPD und FDP. Im irgendwie etwas undurchsichtig regierten Hamburg hat schon vorgestern eine Vollversammlung die Fortführung des dortigen Streiks beschlossen. In der dazu verabschiedeten Resolution wandte sie sich gegen "die Zurichtung der Universitäten auf die reine Marktverwertbarkeit und die Disziplinierung ihrer Mitglieder zu willigen Objekten des ökonomischen Prozesses". Ein Studi ließ sich sogar mit den Worten "Der Streik an der Universität Hamburg ist insofern [weil die Zurichtung eben aktueller Politiktrend ist] Teil eines großen, gesellschaftlichen Konfliktes" zitieren..

Dessen ungeachtet haben CDU/CSU und FDP im Bundestag einen Entwurf einer siebten Novelle des HRG eingebracht, erwartungsgemäß eine Mischung aus dummem Zeug und schwarzfauler Gier. Wer sich für sowas interessiert, kann sich mit der Lektüre des Protokolls des Plenarsitzung dazu gruseln und (spätestens) dann schaudernd einsehen, dass von den im Parlament vertretenen Parteien in den gegenwärtigen Auseinandersetzungen keine Hilfe zu erwarten ist.

Frankeberg spart inzwischen munter weiter: 113 Millionen Euro will er mit der Einführung von 500 Euro Studiengebühren pro Semester zusammen bekommen.

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Erzeugt am 30.01.2004

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