[Home] [Aktuell] [Aktuell-Archiv] [Feb 98]

UNiMUT aktuell: 1400 Menschen und das HRG

1400 Menschen und das HRG (14.2.98)

Die meisten werden es schon aus den Nachrichten wissen: Die knapp 700 Bundestagsabgeordneten haben sich mehrheitlich -- will sagen, in der Koalitionsmehrheit -- für die Novellierung des HRG nach Art des Hauses Rüttgers ausgesprochen. Lustig vor allem die Aussage irgendeines Hinterbänklers in der Debatte, der als großen Vorteil der Novellierung hervorhob, sie ermögliche endlich auch BRD-Unis, international anerkannte Abschlüsse anzubieten. Was natürlich selten dummes Zeug ist -- welche "internationale" Körperschaft wäre schon in der Lage, Abschlüsse als gut oder schlecht zu werten. Und wer meint, "Bachelors" und "Masters" seien schon deshalb anerkannt, weil er/sie nicht weiß, was diese Worte bedeuten, sollte sich überlegen, ob er/sie die Bedeutung von Worten wie "Diplom", "Magister" oder "Doktor" denn wirklich kennt.

Wie dem auch sei, nicht nur im Bundestag gabs was abzustimmen, denn dankenswerterweise hat die AG Neue Uni auch in Heidelberg abstimmen lassen. Bei der Befragung von 700 repräsentativ ausgewählten Studis (das waren die, die zu den Ständen in den Mensen kamen), haben sich 92% gegen die HRG-Novellierung ausgesprochen. 1% der abgegebenen Stimmen waren ungültig, immerhin 7% fanden die HRG-Novelle klasse. Alternativ haben es diese 7% dem Redakteur nachgetan und blind "Nein" angekreuzt, was angesichts der Aussage "Ich lehne diese HRG-Novelle ab" natürlich falsch, beim schlichten Schlagwort "HRG-Novelle" aber goldrichtig ist.

Zwei mal 700 Bundesbürger, so verschiedene Meinungsbilder. Allerdings besteht noch Hoffnung, dass die Stimme der Studis nicht ganz ungehört verhallt. Die SPD bläht sich, weil sie im Novellierungsprozess "übergangen" worden sei (was so nicht ganz stimmt, vgl. Handelseinig? im UNiMUT aktuell vom August) und will, sofern nicht Bundespräsident Roman "Ruck" Herzog das Gesetz von sich aus an den Bundesrat gibt, zu Herzogs früherem Brötchengeber nach Karlsruhe gehen. Der Vorteil davon wäre, dass das Konglomerat von dummen oder doch wenigstens unausgegorenen Ideen, das Rüttgers da auf die Hochschulen loslassen will, noch eine Weile in der Warteschleife hängen würde. Lange genug wohl, dass mensch sehen wird, ob eine SPD-Regierung sich noch an ihre Oppositionstag erinnern und ein Verbot von Studiengebühren reinschreiben wird.

Nachtrag (18.2.98): Das amtliche Endergebnis der Abstimmung ist: 636 Stimmen gegen das HRG, 48 dafür, 6 ungültige Stimmen.

Link me


Diese Seite darf unter der GNU FDL (auch verändert) weiterverbreitet werden. Näheres in unserem Impressum.

Druckfassung

Erzeugt am 14.02.1998

unimut@stura.uni-heidelberg.de