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UNiMUT aktuell -- November 1997

Die Zeiten ändern sich (5.11.97)

Von August bis November - das sind gerade mal vier Monate - hat sich bei der SPD vieles geändert. Die Partei ist nicht erst seit den Schröderschen Worten vom härteren Vorgehen gegen Kriminalität und vor allem gegen kriminelle Ausländer stark auf Kurs in die politische Mitte, also rechts. Und da sitzt bekanntlich die CDU. Der Machtkampf ums Regieren tobt nun auch im Internet, und dort konnte die SPD seit ihrem Wahlkampfauftakt Terrain hinzugewinnen. Im UNiMUT-aktuell vom August 97 berichtete die Redaktion über Suchergebnisse, die mensch erhält wenn er/sie auf der altavista Suchmaschine die Begriffe "Gewalt Waffen Revolution" eingibt. Damals kam auf Platz drei das Grundsatzprogramm der JUNGEN UNION Deutschlands. Führt mensch die gleiche Suche im November 97 aus, ergibt sich nun ein ganz anderes Bild. Jetzt ist das Grundsatzprogramm der SPD auf Platz sechs vorgerückt während die Junge Union mit ihrem Pendant weit abgeschlagen auf Platz 80 abgestürzt ist! A propos "Abstürzen": dem Heidelberger RCDS ist diese Entwicklung natürlich gar nicht recht(s) und er hat sofort den in diesen Zeiten und für diese GEWALTigen Aufgaben richtigen Minister eingeladen. Volker Rühe (CDU), der Chef der Bundeswehr, kommt am Montag, den 10.11.97, um 19 Uhr auf Einladung des RCDS in die Heuscheuer und wird allen interessierten ZuhörerInnen erklären, warum 23 Mrd. DM besser in ein fliegendes Kriegsspielzeug als in die abstürzende Bildung gesteckt werden sollen. Oder ändern sich die Zeiten doch nicht?

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Rühe am Montag (7.11.97)

Nachdem mittlerweile vom RCDS über den roten Splitter bis hin zur Autonomen Antifa so gut wie alles zur Veranstaltung mit Volker "Eurofighter" Rühe mobilisiert, was in Heidelberg politisch (na ja) aktiv ist, kann mensch sich darauf verlassen, dass am Montag, 10.11.97, 19 Uhr in der Heuscheuer einiges an Spaß geboten sein wird. Außerdem passt das alles wunderbar, da gerade zur Zeit Friedensgruppen aller Coleur zu "bundesweiten, dezentralen Aktionswochen gegen den Eurofighter" aufrufen. Wer sich vorher noch ein wenig moralisch aufrüsten möchte, kann das auf der Eurofighter-Infoseite der DFG/VK tun.

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Neues aus Gießen (7.11.97)

Der Streik in Gießen zeigt vorerst keine Anzeichen von Ermüdung -- am Mittwoch war Großdemo mit (nach Angaben der VeranstalterInnen) gut 7000 Leuten, am Donnerstag fand die angekündigte Veranstaltung mit der Hessischen Wissenschaftsministerin statt, vor vollem Haus im Audimax. In Heidelberg nur träumen können wir von der Kooperation der Uni-Leitung, die augenscheinlich mit zur Demo aufgerufen hatte.

Wer den GießenerInnen helfen mag, hat dazu am 12.11. Gelegenheit: Dann nämlich werden die Streikenden in Wiesbaden (keine 100 km von hier, übrigens) demonstrieren, wozu sie explizit auch "Nicht-Hessen" einladen. Beginn der Demo ist 11.30 am Hauptbahnhof.

Derweil ist die Uni Bremen im dreitägigen Warnstreik -- dort geht es um Einschreibegebühren nach hiesigem Vorbild --, und auch in Marburg gibt es Bestrebungen, eine Uni-VV über einen Streik enscheiden zu lassen, während die Sonderpädagogik bereits gestern in den Streik getreten ist. Es steht zu erwarten, dass dort weitere Fachbereiche folgen, entsprechende VVen sind für die nächste Tagen an vielen Fakultäten geplant.

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Teuer (9.11.97)

Wenn es nach dem Bundesgerichtshof geht (zumindest dessen VI. Zivilsenat), dann wird Demonstrieren künftig ein teurer Spaß. Denn, so sein Beschloss vom 5.11., DemonstrantInnen sollen künftig für eventuell aus ihren Handlungen folgende Schäden bezahlen. Was wohl ein Tag Verspätung eines Castors kostet? Der Kläger diesmal war aber nicht die Gesellschaft für Nukleartransporte, wie mensch das vielleicht hätte erwarten können, sondern eine Gemeinschaft von Baufirmen aus dem Schwäbischen, die 1991 in der Gegend von Dresden ein Gewerbegebiet aus dem Boden gestampft haben -- mittlerweile vermutlich Touristenattraktion im Rahmen der Tour "Romantik der Industrieruinen im Osten" -- und dabei am ersten Bautag von einigen aufrechten DemokratInnen gestört worden waren. Ein Schaden von 60000 Mark sei entstanden, so die Baufirmen, "Stillstandskosten", die von den StörererInnen getragen werden müssten. Das sahen diese natürlich nicht ganz ein, und das letzte einschlägige BGH-Urteil von 1984, damals wirklich in Sachen Atombewegung, schien ihnen eigentlich auch Recht zu geben.

Im Jahr 1997 hat der BGH also anders entschieden. Das passt gut zu einem Bescheid, der jüngst an einige HeidelbergerInnen erging: Diese sollten etwas wie 30 Mark "Einsatzkosten" für die Polizisten bezahlen, die sie bei irgendeiner Anti-Atom-Aktion weggetragen hatten. Augenscheinlich soll alles, was über eine pure Latschdemo hinausgeht, zum Luxusgut gemacht werden, eben die neoliberale Variante der Repression. Der Markt wirds schon richten, wer Unsinn macht, wird eben wirtschaftlich ruiniert. Irgendwann hält er/sie dann schon den Mund. Es bleibt nur zu hoffen, dass das Bundesverfassungsgericht, wenn es denn je mit dieser Angelegenheit befasst wird, dieses Urteil als das widerrufen wird, was es ist: Ein kleines Stück der Autobahn in die andere Republik.

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UNiMUT ist umgezogen (10.11.97)

Der UNiMUT sitzt jetzt nicht mehr auf der offiziellen Servermaschine der Uni Heidelberg (www.uni-heidelberg.de) und auch nicht mehr auf der entsetzlich überlasteten www.rzuser (die wir für CGI-Skripten brauchten), sondern auf einer (fast) eigenen Maschine, nämlich der unimut.fsk.uni-heidelberg.de. Dementsprechend ändern sich die Adressen zu für die Homepage und /aktuell für den UNiMUT aktuell (zumindest letzteres dürfte euch nicht neu sein, sonst würdet ihr das gar nicht lesen). Wer alte Links findet, ist hiermit aufgerufen, ein gutes Werk am Fortschritt zu verrichten und die jeweils Zuständigen auf diese große Neuigkeit hinzuweisen.

Sollten auf den Seiten im Zuge dieser Umstellung Probleme auftauchen, sagt doch bitte msdemlei@mathi.uni-heidelberg.de Bescheid.

Ach ja, und noch was: Oben auf der Seite gibts einen Knopf fürs "fancy design" -- das war ein Anfall von Spieltrieb vor ein paar Wochen. Vielleicht gibts ja jemand, der/die das hübscher findet (Harald? Andere Rupis?). Der Inhalt ist der gleiche, die Transformation ist maschinell und -- jawoll! -- just in time.

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Mission possible (11.11.97)

Heidelberg (ap, dpa, rtr) -- Zu einem Debakel entwickelte sich der jüngste Inlandseinsatz von Verteidungsminister Volker Rühe (CDU). "Es war wie in Somalia", sagte der Veteran Hubert Schimpenickl aus Landshut. "Die Truppen des Polizei-Sondereinsatzkommandos blieben vor der Tür stehen wie damals die italienischen Einheiten, unsere Jungs hatten nur ein humanitäres Mandat und durften gegen die Schweine von den Aidid-Milizen nichts machen."

Was wirklich geschah: Nach den vielen Einladungen (etwa im letzten und vorletzten UNiMUT, aber auch durch viele Fluggis von RCDS, rotem Splitter und Autonomer Antifa) war die Heuscheuer dem gewaltigen Ansturm der InteressentInnen nicht gewachsen, noch eine Viertelstunde nach dem Beginn der Veranstaltung standen lange Schlangen vor den Toren und wurden vom erwähnten Sondereinsatzkommando (insgesamt war die Polizei mit vielleicht 50 Beamten gekommen) mißtrauisch beäugt. Wer zu spät kam, den bestrafte wieder mal das Leben.

Drinnen musste Rühe lernen, dass vom Publikum bestraft wird, wer horrenden Unsinn erzählt: Dauerbeifall und permanente Zwischenrufe ließen ihn nach 5 Minuten und ebensovielen Sätzen einsehen, dass aus seiner tollen Rede nichts werden würde -- mehr als eine "Diskussion" war halt nicht drin. Wirklich unbehindert war er aber auch da nicht. Ein dramatisches Gemetzel, überzeugend inszeniert, störte ebenso wie ein Mensch, der auf den Bänken spazierenging und den Vaterlandsverräter mimte. Den Rest taten "Mörder, Mörder"- und "Störer raus"-Sprechchöre, Gelächter, Papierflieger und immer wieder tosender, enthusiasmierter Beifall für Rühes Anwürfe gegen seine ZuhörerInnen, die nicht mal das Niveau einer Hauptschule hätten, die froh sein sollten, dass er, Rühe, sie nicht für repräsentativ für die Uni Heidelberg halte, die wiederum schon so lange existiere, dass sie auch "diese Leute" überleben werde.

Viel zu seinen Lieblingsthemen konnte Rühe also nicht loswerden, und das ist ein Glück. Es darf einfach nicht sein, dass da jemand ungestört oder gar unwidersprochen fordern darf, "unsere" Soldaten (für die -innen sah Rühe keinen aktuellen Handlungsbedarf) sollten in aller Welt anfangen, Diktatoren zu stürzen, wobei natürlich der großartige und gerechte UN-Weltsicherheitsrat festlegen darf, was eine Diktatur ist und vor allem, was nicht (Irak ist, Indonesien ist nicht, Syrien ist wahrscheinlich, die Türkei ist sicher nicht). Oder dass jemand davon schwadroniert, die an sich eherenhafte Wehrmacht sei wie das ganze "deutsche Volk" missbraucht worden, und mensch solle sich doch an Leuten wie Stauffenberg (aus dem DNVP-Spektrum) orientieren, wenn mensch die Wehrmacht beurteilen wolle, oder noch besser gleich zu Scharnhorst zurückblicken, wenns um "unsere" militärische Tradition geht und mensch ausserdem den Horizont hat (was Rühe vom Auditorium natürlich nicht erwartete). Oder dass jemand erzählt, der Eurofighter sei notwendig, weil sonst die europäische Industrie keine High-Tech-Zivilflugzeuge mehr bauen könne und "wir" ohnehin neue Jäger brauchten, die schließlich die "defensivsten" aller möglichen Kampfflugzeuge seien.

Ein Glück, dass er nicht dazugekommen ist, die ganze Rede zu halten, und ein Glück, dass Dr. Karl A. Lamers, unser Mann im Bundestag, auch nicht mehr als fünf Sätze rausgebracht hat. Hoffentlich hat wenigstens sein Plan geklappt, aufs Foto in der RNZ zu kommen...

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Neues vom Streik in Hessen (12.11.97)

Der Studistreik an der Uni Gießen geht weiter, und mittlerweile sind in Marburg auch fast alle Fachbereiche bestreikt -- nur die WiWis und ChemikerInnen konnten sich nicht zum Streik durchringen, erstere wahrscheinlich, weil sie WiWis sind, letztere vermutlich, weil sich schon aus Prinzip alles, was aus "dem Tal", der Marburger Altstadt also, kommt, doof finden. Da allerdings das Marburger Hörsaalgebäude besetzt ist, müssen sich die WiWis wohl was einfallen lassen...

Die Goethe-Uni in Frankfurt, die FH Darmstadt und die Uni/GHS Kassel planen auch Streikaktionen, von dort ist allerdings noch nicht viel zu hören. Gemeinsam trugen die Hessischen Unis ihre Proteste heute nach Wiesbaden, womit die rege Reisetätigkeit zwischen Mittelhessen und der Hauptstadt nur fortgesetzt wurde. Vorgestern hatte sich der Hessische Finanzminister in Gießen zu einer Veranstaltung eingefunden, nachdem er bereits einige Tage zuvor nach Art unseres Besuchs im hohen Hause Bekanntschaft mit den Studis hatte machen müssen.

Schön, dass der Streik in Hessen keine Eintagsfliege ist. Noch schöner wäre, wenn bundesweit die Gelegenheit wahrgenommen würde, das wachsende öffentliche Interesse an der Hochschulpolitik zu nutzen. In einer Zeit, da Studiquälen der beliebteste Sport der VolksvertreterInnen zu werden scheint und der Rest der Gesellschaft aus der Apathie von fünfzehn Jahren Aussitzpolitik nicht aufwacht, wird es Zeit, dass wir mal wieder die Zähne zeigen.

Mehr zum Thema bei der Uni Marburg

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Mehr Streik (15.11.97)

Auch die Frankfurter Unis haben sich am 13.11. dem Uni-Streik angeschlossen, vielleicht unter dem Eindruck der 10000-Leute Demo am 12. in Wiesbaden. Für einiges Medienecho sorgte gestern eine Mathe-Vorlesung im Frankfurter Hauptbahnhof, gemeinsam von einem Marburger und einem Frankfurter Prof gehalten. Mehr über den dortigen Streik vom einen und vom anderen Standort der FH Frankfurt. Der AStA der Uni Frankfurt hält sich mit Infos am Web noch zurück, dafür haben die Juristen dort eine Streikseite. Mit der PH Köln ist die Streikwelle auch westwärts gewandert und hat die Grenzen Hessens überschritten. Wann gehts nach Süden?

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20 Jahre ohne Verfasste Studierendenschaft (18.11.97)

Der dank Jubiläum derzeit allseits diskutierte "Deutsche Herbst" von 1977 hat für Studis in Bayern und Baden-Württemberg eine ganz besondere Bedeutung. Damals, im Zuge der allgemeinen Hysterie, wurden in beiden Bundesländern die verfaßten Studierendenschaften (VS) und damit jede ernstzunehmende und zugleich offizielle Studivertretung abgeschafft. Wenn mensch sich die Ereignisse etwa um das SPK in Erinnerung ruft oder das, was damals mit der Mathe-Fachschaft passierte (leider sind die entsprechenden Quellen noch nicht am Netz, immerhin können ein paar Splitter aus der Geschichte der FS Math-Phys einen Einblick in die damalige Stimmung an der Uni geben), mag mensch verstehen, was die Herren Filbinger und Strauß damals bewegte, um so mehr, als Filbinger als bekannter Alt-Nazi und Strauß als Mann, der die "Ratten und Schmeißfliegen" schon im Arbeitnehmerflügel der CDU witterte, wohl auch auf diversen RAF-Listen standen.

Dennoch, die Entscheidung war grundfalsch, und nach 20 Jahren und etlichen Gewaltverzichtserklärungen der RAF wird es Zeit, wieder zur Besinnung zu kommen. Das fordert auch die Uni Konstanz, die auf einer VV (die natürlich de facto nur von Studis besucht wurde) eine Resolution mit dem Titel "20 Jahre ohne Verfaßte Studierendenschaft sind genug" beschloss. Wir dokumentieren die Resolution:

Im Herbst 1977 kam es im Fahrwasser der unsäglichen Terrorismus-Debatte zur Abschaffung der Verfaßten Studierendenschaften. Die studentische Interessenvertretung, der AStA, wurde im Universitätsgesetz zu einem Unterausschuß des Großen Senates degradiert, der sich auf die Ausübung eines kulturellen, sportlichen und musischen Mandats zu beschränken habe. Eine politische - und damit auch soziale - Vertretung war damit nicht mehr vorgesehen.

Seitdem verloren die Universitäten zunehmend an Reformfähigkeit und verkrusteten in ihren Strukturen. Heutzutage wird der zwanzig Jahre andauernde Stillstand universitärer Reformpolitik allgemein beklagt und führt zu gesamtgesellschaftlichem Entsetzen über die Durchschnittlichkeit des deutschen Bildungswesens. Zwanzig Jahre lang wurden Studierende nicht ernsthaft in die Hochschuldebatte miteingebunden, so verzichtete man auf ihr Innovationspotential..

Wir sprechen uns deshalb nachdrücklich für die schnellstmögliche Wiedereinführung der Verfaßten Studierendenschaft in Baden-Württemberg aus. Eine VS muß dabei eine vollständige Finanz- und Satzungsautonomie der einzelnen Studierendenschaften enthalten, ihr muß auch die Kompetenz zu einem allgemeinpolitischen Mandat zugebilligt werden und sie darf nicht durch Satzungshoheit des Landes ausgehöhlt werden. Dies bedeutet zusammengefaßt nicht mehr und nicht weniger, als daß die demokratisch legitimierte Studierendenvertretung genau die Rechte und Pflichten beansprucht bzw. wahrnimmt, die gewählten VertreterInnen in einer Demokratie gewöhnlich zustehen.

Wir fordern Bundestag und Bundesrat auf, bei der anstehenden Neufassung des Hochschulrahmengesetzes die VS als Muß-Regelung für alle Bundesländer zu verankern. Wir fordern den Landtag von Baden-Württemberg auf, das faktische Scheitern des "Stuss-AStA" anzuerkennen und eine VS wiedereinzuführen.

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Ante Portas (19.11.97)

Die besorgten Blicke, die Siebke und Trotha in diesen Tagen immer wieder gen Norden richten, dürften allmählich panisch werden. Quasi vor der Haustür Heidelbergs wird in Darmstadt heftig gestreikt (Website, wirklich nett die Richtlinien für Streikposten, und nächsten Montag um 14 Uhr gibts eine Demo, die vom Darmstädter Hauptbahnhof losläuft), in Wiesbaden tritt der Landtag morgen zu einer Sondersitzung zusammen, und an der Westgrenze des Ländles kommt auch schon Unruhe auf: Der Standort Rüsselsheim der FH Wiesbaden streikt, an der kleinen Uni Landau wird aller Wahrscheinlichkeit nach zur Stunde (12:00) der Streik beschlossen (Streikseite aus Landau). In diesem Zusammenhang sei nochmal an die Info-Veranstaltung über die Streiks am Freitag, 21.11.97 um 14 Uhr hier in der neuen Uni, Hörsaal 6 erinnert.

Derweil weitet sich der Streik auch im Norden aus -- der AStA der Uni/GHS Essen plant, ab 1.12. in den Streik zu treten, der Streik in Köln soll sich weiter ausbreiten, die Philfak dort macht nächsten Montag eine VV. Natürlich passiert noch viel mehr, und wer halbwegs auf dem Laufenden bleiben will, sollte sich auf die Marburger Streik-Mailingliste setzen. Das macht mensch am besten per Hand, und zwar mit einer Mail an streik-request@Lists.Uni-Marburg.DE, in deren Body die Worte subscribe streik <eure-mail-adresse> stehen.

Diese Liste ist schon deshalb nützlich, weil hin und wieder auch von originellen Aktionen berichtet wird: Morgen wird es z.B. in Marburg eine Versteiguerung von Uni-Inventar geben, mitten auf dem Marktplatz und als Demonstration, wie nahe die Uni an der Zwangsvollstreckung ist. Bei der Gelegenheit gleich noch ein Hinweis auf ein paar Fotos aus Marburg.

PS: Gerade (13 Uhr) kommt die Mail aus Landau, die Spekulation oben war richtig, eine VV mit 600 Studis hat in Landau den Streik beschlossen. Ab Dienstag wird auch südlich von Heidelberg gestreikt.

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Jetzt gehts los! (19.11.97)

Heute morgen -- übrigens wäre heute immer noch Buß- und Bettag, wenn sich die Krawattenlogik nicht durchgesetzt hätte -- waren die ersten Bildungs-Streikenden in Heidelberg unterwegs: Ca. 50 Azubis zogen in einem bunten Zug ins Neuenheimer Feld und forderten die Berücksichtigung ihrer Ausbildungsinteressen und Tarifsicherheit bei der Privatisierung der Unikliniken. Der Protest verlief friedlich -- die Polizei hielt sich zurück.

Daß sich der Unmut auf alle Bildungseinrichtungen ausdehnt und sich SchülerInnen, Azubis, Studierende und alle anderen von Mittelkürzungen, Stellensperren etc. Betroffenen endlich Gehör verschaffen, ist jetzt nicht mehr ausgeschlossen. Einige streikende Studierende an der TH Darmstadt sehen das zur Zeit so:

Wir sehen aber auch, daß die Uni nicht der einzige Ort in unserer Gesellschaft ist, der von einer phantasielosen Politik rücksichtslos zusammengespart wird!

Wir demonstrieren keineswegs nur, um mehr Geld für UNS zu fordern.

Wir wenden uns mit unserem Protest AN ALLE GESELLSCHAFTLICHEN GRUPPEN, die sich -- zu Sparschweinen erniedrigt -- von den herrschenden Eliten verarscht fühlen!

Wir meinen, es ist allerhöchste Zeit, gemeinsame Gegenwehr zu organisieren.

Schaffen wir FRANZÖ;SISCHE VERHAELTNISSE!!!!!

...ja, und wo Heidelberg doch so nahe an Frankreich liegt, sollte das auch hier kein Problem sein, oder? Doch eines müssen wir uns bewußt sein: Unterstützung von "oben", wie das z.B. an der Uni Frankfurt im Juristischen Seminar mit dem Offenen Brief des Dekans an die Ministerin Hohmann-Dennhardt geht, können wir in Heidelberg auch diesmal nicht erwarten. Die Thematisierung des Bildungsnotstands müssten wir schon selbst in die Hand nehmen. Wer wagts?

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Streik-Update (20.11.97)

Inzwischen streiken alle Hessischen Unis, und die bundesweiten Medien beginnen, den Streik wahrzunehmen. Die ARD-Tagesschau hatte einen längeren Beitrag in ihrer Hauptsendung, in den Tagesthemen gab es neben einem Bericht von der gestrigen Demo in Marburg (rund 10000 Leute füllten das Städtchen nicht schlecht) auch noch ein Feature aus Berlin, augenscheinlich am Rande einer gesprengten Sitzung des dortigen Senats gedreht. Heute morgen fand eine aktuelle Stunde im Hessischen Landtag zum Thema Studiproteste statt, beantragt ausgerechnet von CDU und FDP. Sie war wohl ein erneutes Beispiel für die Art, wie die Politik immer noch mit Hochschulen und Studierenden umgehen zu kñnnen glaubt: CDU und FDP (ausgerechnet) rechneten der rot-grünen Koalition vor, sie habe die Unis ausbluten lassen, Grüne und SPD führten aus, in Hessen sei die Lage ja noch Gold, nur gegen die schlechten Rahmenbedingungen aus Bonn sei mensch machtlos.

Derweil haben sich der Fachbereich Philosophie der LMU München, die Erziehungswissenschaft aus Kiel sowie die Uni Bonn dem Streik angeschlossen, sehr konkrete Planungen gibt es in Regensburg, Duisburg, weiteren Fachbereichen in München, Berlin FU, HU und TU, Würzburg, Trier, Essen und wahrscheinlich noch an viel mehr Orten

In dieser Liste fehlt Heidelberg -- aber wohl nicht mehr lange. In der nächsten Woche finden Vollversammlungen von Math-Phys (Mittwoch) und Geographie (Donnerstag) statt, im EWS rumort es schon seit Langem. Also: Welcher Fachbereich ist der erste?

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Warm anziehen !?! (21.11.97)

Der erste Hörsaal war zu eng, der zweite dafür überheizt. Das lag nicht nur an der guten Stimmung auf der heutigen Infoveranstaltung zum Uni-Streik in Hessen, sondern auch daran, daß die Heizung nicht abgedreht werden konnte (wie war das mit dem Energiesparen?). Die Heidelberger Studierenden sollten über die Gründe des Streiks (HRG-Novelle, andauernde Kürzungen in den Bildungsetats, Entdemokratisierung der Unis, etc.) aufgeklärt werden. Die Versammlung, die mit über 500 Leuten überraschend gut besucht war, erwärmte sich zusehends für den Streik. Nach motivierenden Berichten aus Marburg (von Studierenden aus dem Fachbereich "Null-Drei" der Phillips Universität) und Frankfurt (von dort war sogar ein "Jurist" gekommen) ging es um die große Kürzungsymphonie in Heidelberg z.B. den euphemistischen "Solidarpakt" (Land), die Bafög-Schweinereien (Bund), Studentenwerkskürzungen (Land), Rentenversicherungspflicht ab 610 DM Jobs für Studierende (Bund) oder Trothas "Straftausi" ab diesem Wintersemester (Land). Die gegen Ende ersichtlichen Mängel des Organisations-Teams - wer hatte schon mit einer solchen Unterstützung am Anfang gerechnet - wurden von der guten Stimmung glatt überspielt. Abschließend wurde eine Uni-VV mit Aufruf zum Streik auf Mittwoch, 16.00 Uhr (Neue Uni) festgesetzt und es bildeten sich Arbeitsgruppen, die Fachbereichs-VVen und andere Aktionen planen. Termine siehe Unimut aktuell oben. Damit ist das Signal nach Hessen und anderswo klar: Die Streikbewegung gegen HRG-Novelle, Bildungsignoranz beim Bund bzw. Land und für wirkliche Reformen und ausreichende Finanzierung der Studiengänge wird zum Flächenbrand. Lucky Streik!

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 13.06.2002

Verfügungsgebäude im Feld (21.11.97)

Weitgehend ohne Pannen (bei der Grundsteinlegung war die Landesfahne in den Dreck gefallen) verlief das Richtfest des neuen Verfügungsgebäudes im Neuenheimer Feld (das ist der überaus schöne Betonklotz neben der Mensazufahrt von der Berliner Straße aus). Verfügungsgebäude, das sollte wohl erwähnt sein, sind eine Erfindung des Landes: Dabei bekommen die Unis Geld, um ein Gebäude zu bauen, in dem sie dann verschiedene Arbeitsgruppen unterbringen können, die schnell rein- und rauszuwerfen sein sollen. Im Rahmen eines Sonderprogrammes, das demnächst mit dem Bau eines entsprechenden Gebäudes in Konstanz sein Ende findet, wurden sieben von den Dingern im Land verteilt. In Heidelberg werden vom Verfügungsgebäude vorerst Umweltphysik, Chemie und ein Laserlabor profitieren.

Nach alter Väter Sitte wurde heute also in Anwesenheit von viel Prominenz Richtfest gefeiert, und noch (11.40 Uhr) sitzen die Damen und Herren über Kassler und Bier -- der Richtschmaus war übrigens der Auftritt des Heidelberger Landtagsabgeordneten Pfisterer, der sich als erster beim Bier bediente und der dann auch als erster an den grünbetischdeckten Bierbänken Platz nahm. Ansonsten war den Dankesworten nicht viel zu entnehmen. Rektor Siebke betonte wieder das hohe Niveau der hiesigen Forschung, das bestimmt auch der Lehre zugute komme, hatte aber Schwierigkeiten mit der Aussprache des Wortes Laser, Staatssekretär Palmer als Emissär Trothas schwärmte von einer Untersuchung des MIT, das feststellte, in Gründungen seiner Alumni seien über eine Million Menschen beschäftigt, die einen Umsatz von mehr als 200 Milliarden Dollar im Jahr erwirtschafteten (was, wie Palmer bewundernd erwähnte, viel mehr sei als das Bruttoinlandsprodukt vieler Länder), was wieder mal zeige, dass die Grundlagenforschung in Ehren zu halten sei, aber der Technologietransfer (dieses Wort hatte auch mal eine andere Bedeutung) doch das allerwichtigste sei.

Einzig Umweltbürgermeister Schaller erinnerte sich seiner grünen Wurzeln und verzichtete einerseits auf die üblichen, aber albernen Begrüßungsformeln ("Sehr geehrter Herr Doktor Kay, sehr vereherte Magnifizenz" etc) und nutzte andererseits die Anwesenheit der Prominenz, sich einen mit dem Volumen des Verfügungsgebäudes vergleichbaren Geldsegen für den öffentlichen Nahverkehr zu wünschen.

Vielleicht muss mensch wirklich nicht erwarten, bei der Einweihung eines Gebäudes für die Forschung ein Wort über Studis zu hören. Aber unnötig ist sicher auch, Siebke als Vertreter der Studis zu begrüßen. Wie falsch das ist, werden hoffentlich die nächsten Wochen zeigen.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 29.10.1998

Heidelberg -- Bonn (25.11.97)

Fast vier Wochen nach dem Streikauftakt in Gießen ist es seit heute auch in Heidelberg soweit. Die Vollversammlungen der Fachbereiche Germanistik, Geschichte, Politik, Romanistik und Psychologie sowie des Südasieninstituts und des IÜD haben heute den Streik beschlossen und folgten damit den PhilosophInnen, die schon seit gesterm im Streik sind. Die Streikbeschlüsse unterscheiden sich leicht. In Geschichte und Politik etwa ist der Streik zunächst bis nächsten Montag beschränkt, dann wird eine neue VV über seine Fortführung beraten. Eher zaghaft gaben sich die PsychologInnen, die den Lehrbetrieb eingeschränkt weiterlaufen lassen wollen, die großen Vorlesungen sollen an öffentlichen Plätzen stattfinden, diverse Pflichtvorlesungen werden vorerst nicht bestreikt. Über die Modalitäten der anderen Streikbeschlüsse werden wir an dieser Stelle morgen informieren.

Mit dem Streik sind wir nicht allein in BaWü: Die PH Freiburg hat heute auf einer VV den aktiven Streik ab sofort beschlossen. Morgen hat dann auch die Uni Freiburg VV, und es es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn die nicht auch den Streik beschließen würden.

Derweil laufen die Vorbereitungen auf die uniweite Vollversammlung morgen, 16 Uhr, in der Aula der neuen Uni sowie die Heidelberger Lokaldemo am Freitag um 14 Uhr auf Hochtouren. Bundesweit ist das nächste Großereignis die Demo in Bonn am Donnerstag. Das Aktionsbündnis Zahltag organisiert Busse ab Heidelberg, Karten sollten bei allen VVs zu haben sein (wenn es noch welche gibt, heißt das). Die 16 Mark Fahrtkosten werden sich lohnen.

Wer keinen Platz mehr im Bus bekommt oder aus anderen Gründen alleine fahren will: Die Demo beginnt um 12 Uhr an der Josefshöhe in Bonn/Nord (dahin kommt mensch mit der Stadtbahnlinie 61) und soll zwischen 15 und 16 Uhr am Hofgarten enden. Wer hinfährt, sollte zur Sicherheit eine der Bonner Nummern 737639, 735726 oder 737033 im Kopf haben -- im Notfall kann mensch dort anrufen, wenn es Probleme gibt.

Übrigens zittert Bonn schon ganz gewaltig vor der Demo: Ursprünglich war für den Tag der Demo die Beratung des Etats von "Zukunftsminister" Rüttgers vorgesehen. Eine kurzfristige Änderung des Zeitplans der Haushaltsdebatte ermöglichte es jetzt jedoch, diesen Punkt auf heute vorzuziehen. Kein schlechtes Zeichen, dass die Hosen der Regierung so überdeutlich flattern, zudem Rüttgers selbst anfängt, allerlei Versprechungen zu leisten. So ließ er sich heute in der FR mit der Aussage zitieren, Bildungsetats müssten tabu sein, während er in der morgigen jungen Welt gelobt, mit ihm gebe es keine Studiengebühren (und was haben wir in BaWü und Berlin?), und ein Sonderprogramm für Bibliotheken sei auch noch drin. Was von diesen Versprechen übrig bleibt, wenn es wieder etwas ruhiger ist an den Unis, bleibt abzuwarten -- glauben sollten wir an all das erst, wenn die entsprechenden Gesetze verabschiedet sind. Bis dahin: Lucky Streik!

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UNiMUT 137 (25.11.97)

Auch wenn die VV der Japanologie gestern sich um eine Woche vertagte, um noch Infos einzuholen -- es rührt sich was in Heidelberg. Der UNiMUT steht da nicht abseits und hat eine kleine Sondernummer zur VV am Mittwoch gemacht. Die Lektüre wird warm empfohlen.

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Vollversammlung (26.11.97)

Die Vollversammlung der Uni Heidelberg heute war die Vollste seit mindestens acht Jahren -- für die rund 6000 Anwesenden war die Aula der neuen Uni viel zu klein, selbst die Einbeziehung des Hörsaal 10 änderte nichts an der drangvollen Enge. Mit viel Jubel wurde die Mitteilung aufgenommen, dass sich mittlerweile alle Fachbereiche außer Chemie, VWL und Anglistik (die gerade eine FB-Vollversammlung abhalten) im Ausstand befinden. In einer Resolution erklärte die VV, sie unterstütze die Streiks in den Fachbereichen und fordere die noch nicht im Ausstand befindlichen Fachbereiche auf, ebenfalls in den aktiven Streik zu treten.

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Vorsicht vor dem Prof (26.11.97)

Die Vollversammlungen der letzten Tage hatten eine große Gemeinsamkeit: Die Sorge der Studierenden um ihre Scheine und vor allem um die Mitarbeit der Profs. Zumeist konnten die Fachschaften da beruhigen, auch die Profs wissen, dass sie nicht ungeschoren aus den derzeitigen Kürzungsorgien rauskommen werden. Dennoch: Das muss nicht so bleiben. Wir können und dürfen unser Streikverhalten nicht vom Wohlwollen der Profs abhängig machen, dafür sind die Interessen von Lehrenden und Lernenden an der Gruppenuni schlicht zu verschieden.

Die gute Nachricht ist, dass wir gar nicht so abhängig von den Profs sind. Was den Stoff angeht, weiß jedeR, der/die Vorlesungen verschiedener Profs vergleicht, dass Breite und Tiefe des behandelten Stoffs erheblich variieren. Mit anderen Worten ist der Einfluss von selbst ein paar Wochen Streik auf den Stoffumfang geringer als die quasi natürliche Schwankungsbreite dieser Größe. Dazu kommt, dass wahrscheinlich 90% aller Studis sich die Inhalte der Vorlesungen ohnehin erst vor der Prüfung in intensiver Arbeit mit Mitstudis aneignen.

Und auch die bekannten "Scheinprobleme" sind Scheinprobleme im Wortsinn. Wenn wir dafür sorgen können, dass die Beteiligung am Streik hoch ist -- und das ist mit geeigneten Methoden möglich -- so werden die jeweils Zuständigen gezwungen sein, die Scheinanforderungen ggf. etwas zu reduzieren. Unser Streik ist nicht der Erste in der Geschichte der Unis in der BRD, und die Erfahrung mit bisherigen Aktionen dieser Art zeigt, dass sich fast immer für alle Seiten befriedigende Lösungen gefunden haben. Gerade jetzt, da den Profs das Wasser selbst bis zum Hals steht, ist nicht zu erwarten, dass sich das ändern wird.

Verlassen wir uns auf unsere eigene Kraft. Wir müssen dem Treiben der Rüttgers, Trothas und Siebkes jetzt Einhalt gebieten, ob mit Profs oder ohne sie. Wenn wir das nicht tun, wird die Rechnung, die wir und unsere NachfolgerInnen zu zahlen haben, weit höher ausfallen als das, was wir in diesem Wintersemester im schlimmsten Fall riskieren.

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Der offene Kanal (28.11.97)

Euer Beitrag zum UNiMUT: Im offenen Kanal kann jedeR schreiben, was ihm/ihr in Sachen Streik am Herzen liegt. Aktionen, die gelaufen sind, welche, die laufen sollten, andere, die nicht laufen sollten, Dinge, die an der Uni geändert gehören usw. Probierts einfach mal aus -- interessant wären z.B. Ansichten, was die BesetzerInnen jetzt mit der neuen Uni machen sollen. Beiträge von außerhalb Heidelbergs sind auch willkommen.

Übrigens: Mir (Demi) ist klar, dass für sowas Netnews eigentlich besser wären und dass es fast schon unzählbar viele Mailinglisten zum Thema gibt. Aber News und Mail sind schwierig...

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Neue Uni besetzt (28.11.97)

Nach einem vergeblichen Versuch, die von der Vollversammlung am Mittwoch abströmenden Studis zur Besetzung der neuen Uni haben sich zur Zeit (22 Uhr) etwa 200 Studis im zentralen Hörsaalgebäude der Altstadtfakultäten (für Nicht-HeidelbergerInnen: vor allem Geistes- und Sozialwissenschaften) festgesetzt. Noch wird eifrig an der Konzeption der Besetzung gefeilt, eine große Diskussionsrunde macht sich Gedanken über Legitimation und Rechte der BesetzerInnen. Die Störung einer morgen in der neuen Uni stattfindenden Jura-Klausur wurde abgelehnt ("die armen Hunde haben gebüffelt wie die Ochsen," so die Begründung), dennoch soll die Besetzung bis zu einer eventuellen Räumung aufrecht erhalten und nächste Woche dann wohl auch der Lehrbetrieb umorganisiert werden, sofern er denn noch stattfindet. VeteranInnen vergangener Streiks führten aus, wir würden den Profs, die ja solidarisch mit dem Streik, jedoch durch das Beamtenrecht gezwungen seien, dennoch Vorlesungen zu halten, damit nur einen Gefallen tun.

Mit einem Eingreifen von Ordnungskräften ist übrigens bis wenigstens Sonntag nicht zu rechnen, nach einer kitzligen Phase gegen neun (als auch gerade relativ wenig Menschen da waren) kam die Nachricht, dass von Seiten der Uni übers Wochenende wohl nicht reagiert werde. Ohne Einsatzbefehl von Rektor Siebke wird die Polizei nicht aktiv. Dem Studihasser Siebke, der in einem Gespräch am Dienstag nachmittag noch verkündet hatte, die Studis hätten niemals genug Einigkeit für einen Streik, ist so ein Befehl allerdings durchaus zuzutrauen.

So ist es entscheidend wichtig, dass viele Studis in der neuen Uni sind und dort auch sinnvolle Dinge tun. Den Anfang dazu machen etliche AKs, die in den nächsten Tagen in der neuen Uni stattfinden werden, geplant sind auch Workshops, also etwas informellere AKs. Alle Studis, vor allem natürlich aus Heidelberg, sind eingeladen, sich daran zu beteiligen -- bringt Ideen, Schlafsäcke, Geduld, Essen und Lust auf selbstbestimmte Arbeit mit!

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Heidelberg im Streik (28.11.97)

Highlight des heutigen Streiktags war wohl die Demo mit anschließender Besetzung der neuen Uni. Die Demo stellte zumindest von der Zahl der TeilnehmerInnen her die beiden Heidelberger Großdemos im letzten Wintersemester (am 27.11.97 und am 4.2.97) locker in den Schatten. Der Bismarckplatz war fast zu klein für die Kundgebung, während der der AK Aktionen nochmal ein paar der Punkte zusammenfasste, die augenblicklich im Zentrum studentischen Interesses stehen, ein Vertreter der IGM eine längliche Solidaritätsbotschaft überbrachte, zu einer Menschenkette morgen mittag vorm psychologischen Institut und zu einem 24-Stunden-Staffellauf am Montag aufgerufen wurde und schließlich von der FSK wiederum Forderungen formuliert wurden.

Die insgesamt etwas längliche Kundgebung vermochte der Stimmung der Demo aber nicht zu schaden, mit viel Lärm zog sie die Hauptstraße runter und bog dann Richtung neue Uni ab -- und nicht, wie eigentlich geplant, zum Marstallhof. Die Mehrzahl der Demonstranten fand sich schließlich (nach einem eventuellen Glühwein am Weihnachtsmarkt nämlich) in der neuen Uni ein. Diese ist damit vorerst besetzt, und Stand der Planung ist, so bald nicht mehr zu gehen. Dafür müssen allerdings ein paar (sagen wir mal, hundert) Menschen auch über Nacht drinnen bleiben -- packt eure Schlafsäcke und macht euch auf die Socken zum Uniplatz.

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Neues aus der neuen Uni (29.11.97)

Heute morgen bekamen die BesetzerInnen der neuen Uni Besuch von Rektor Siebke -- die Leute dürfen drinbleiben, so der Rektor, auch wenn er nicht solidarisch mit ihnen sei, wenn sie gegen Studiengebühren seien. Ausserdem wurde heute morgen festgelegt, wie mensch mit StreikbrecherInnen umgeht: Am Anfang jeder Veranstaltung soll angesagt werden, die neue Uni sei bestreikt, und mensch solle doch bitte etwas tun, was damit verträglich sei -- wenn die Studis jedoch den Streik brechen wollten, sollen sie daran nicht gehindert werden.

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UNiMUT 138 (30.11.97)

Ab morgen erscheint der UNiMUT bis zu einem eventuellen Ende des Streiks täglich, wenn auch nur auf zwei Seiten. Dadurch wird der UNiMUT aktuell ein wenig überflüssig, weil aber viele Leute direkt hierherspringen, kündigen wir wir jede Ausgabe auch hier samt Inhaltsverzeichnis an. Für die Ausgabe 138:

Und jetzt geht der erkältete Redakteur ins Bett.

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Druckfassung

Erzeugt am 30.11.1997

unimut@stura.uni-heidelberg.de