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UNiMUT aktuell -- Juni 2000

Weitere Länder prüfen Gebühren für Langzeitstudenten (02.06.00)

Saarland folgt Badsen [sic! das war wohl einE ReporterIn, der zu wenig Bildung genossen hat] -Württemberg - Unterschiedliche Reaktionen auf Kompromiss der Kultusminister

Frankfurt/Main (AP): Nach der Einigung der Kultusminister im Streit um Studiengebühren erwägen mehrere Länder, ihren Spielraum zu nutzen und Langzeitstudenten bezahlen zu lassen. Wie zuvor bereits Niedersachsen kündigte auch das Saarland entsprechende Schritte an. Als Vorbild diene Baden-Württemberg, wo Langzeitsgebühren bereits üblich sind, sagte Bildungsminister Jürgen Schreier (CDU) der «Saarbrücker Zeitung». Mit der schnellen Reaktion sahen am Freitag viele Studentenverbände ihre Befürchtung bestätigt, dass der Kompromiss den Weg zur Einführung allgemeiner Studiengebühren ebnen könnte. Sie übten deshalb harsche Kritik. Die Kultusminister dagegen verteidigten ihren Beschluss.

Sie hatten sich am Vortag darauf geeinigt, das Erststudium grundsätzlich zwar kostenlos zu belassen, zugleich aber die Möglichkeit von Gebühren für Langzeitstudenten eröffnet. Diese können eingeführt werden, wenn entweder die Regelstudienzeit um mehr als vier Semester oder die in der Prüfungsordnung jedes Faches festgelegte Semesterwochenstunden-Zahl um mehr als 30 Prozent überschritten wird. Damit kann Baden-Württemberg die bereits praktizierte Erhebung von halbjährlich 1.000 Mark ab dem 14. Semester beibehalten. Auch Niedersachsen könnte nun wie von Wissenschaftsminister Thomas Oppermann (SPD) gewünscht eine ähnliche Regelung einführen.

Die Kritik an dem Beschluss ist unter Studenten nahezu einstimmmig. Der Vorstand des Freien Zusammenschlusses von Studentenschaften (FZS), Stefan Bienefeld, sagte, der Beschluss sei kein Kompromiss, sondern bedeute den Einstieg in allgemeine Studiengebühren. «Dass es bei Gebühren für Langzeitstudierende nicht bleiben wird, ist klar.» Der Vorsitzende des Rings Christlich-Demokratischer Studenten, Carsten Scharz, erklärte, Langzeitgebühren würden eine Studentenwanderung in die gebührenfreien Länder zur Folge haben, was diese nicht verkraften könnten. «Die bundesweite Einführung von Gebühren ist somit nur noch eine Frage der Zeit.» Das Bündnis Grün-Alternativer Hochschulgruppen zeigte sich «entsetzt darüber, mit welcher Leichtigkeit sich SPD und einzelne Politiker von Bündnis90/Die Grünen über das Wahlversprechen hinwegsetzen, Studiengebühren zu verbieten».

Trotha beharrt auf allgemeinen Gebühren auf mittlere Sicht: Auch der baden-württembergische Minister Klaus von Trotha (CDU) sprach in Stuttgart von einem «überaus erfreulichen Einstieg der Sozialdemokratie in die Akzeptanz von Studiengebühren». Die Einführung allgemeiner Gebühren halte er «mittelfristig für unverzichtbar». Der niedersächsische Minister Oppermann (SPD), ebenfalls Gebührenbefürworter, sagte im Inforadio Berlin-Brandenburg: «Sinn und Zweck der Hochschule ist es, Forschung und Lehre zu betreiben, Wissen zu transferieren, aber nicht die Selbstverwirklichung von Lebensentwürfen auf Kosten der Allgemeinheit.» Er wolle in seinem Land solche Studenten von Langzeitgebühren ausnehmen, die etwa wegen der Alleinerziehung von Kindern die Regelstudienzeit nicht einhalten könnten.

Der rheinland-pfälzische Bildungsminister Jürgen Zöllner (SPD), eigentlich Gebührengegner, verteidigte den Beschluss ebenfalls. Im Saarländischen Rundfunk sagte er, es müssten zusätzliche Anreize gesetzt werden, damit die Studenten schneller studierten. Jeder junge Mensch sollte aber ohne Angst vor Gebühren studieren können. Sein Modell des Semesterwochenstunden-Kontos garantiere, dass jeder «so lange studieren kann, wie er studieren muss».

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Einige waren doch da (08.06.00)

Wenige fanden gestern in Stuttgart den Weg zur Demonstration gegen Studiengebühren. Einige zum Beispiel aus Karlsruhe waren doch dort. Insgesamt haben in Stuttgart nach ABS-Angaben 2500 Menschen an der Demo teilgenommen haben.

Bundesweit folgten etwa 12.000 Menschen dem Aufruf des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren (ABS) an den Demonstrationsorgen in Berlin (ca. 6.500), Köln (ca. 3.000) und Stuttgart. In einer ersten Stellungnahme zeigte sich das ABS zufrieden mit der Beteiligung. Die regere Teilnahme an den anderen Standorten rührt sicher auch daher, dass dort die Gebühren noch drohen, während sie in Baden-Württemberg schon wirken: die einen gehen, die anderen brechen ab und wer noch da ist, versucht möglichst schnell fertig zu werden. Allerdings ist die eher geringe Beteiligung in Stuttgart ein weiteres Argument mehr für von Trotha, daran zu glauben, dass Gebühren sobald sie da sind, akzeptiert werden.

Presseecho

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alles in Buddha: Wissenschaftsphilosophie gekürzt (13.06.00)

In seiner 296. Sitzung hat sich der Senat mit zahlreichen Sachen befasst. Die unbesetzte C4-Professur "Philosophie der Wissenschaften" wird in eine C3- Stelle umgewandelt, damit der berühmte ostasiatische Kunstgeschichtler Herr Ledderose vielleicht in Heidelberg bleibt. Mit den durch die Absenkung der Stelle eingesparten Geldern, soll für Ledderose eine weitere C3-Proffessur geschaffen werden. Die C4- Stelle wurde Anfang der achtziger Jahre unter Verwendung einer C3-Stelle aus der Medizin geschaffen. Zwischenzeitlich wurde schon einmal versucht die Wissenschaftsphilosophie in Heidelberg abzuschaffen, als auf Antrag der Philosophisch-Historischen Fakultät im Senat die Umbenennung der Stelle in "Philosophie" erreicht werden sollte. Studis und Vertreter der Naturwissenschaften konnten sich jedoch damals erfolgreich dagegen diese Streichung der Wissenschaftsphilosophie wehren. Nachdem der letzte Inhaber aufgrund einiger Unstimmigkeiten im Institut nach Bielefeld abwanderte, wurde die Stelle neu ausgeschrieben. Die Berufungskommission begann Ihre Arbeit, man konnte sich jedoch auf keinen geeigneten Bewerber einigen, so daß die Stelle in 3 Jahren nochmal ausgeschrieben werden sollte. Die Chance, jetzt eineN geeigneteN BewerberIn zu finden, verringert sich aber erheblich, da alle anderen Stellen für Wissenschaftsphilosophie in Deutschland C4-Stellen sind. In der Sitzung versuchten Profs aus den Naturwissenschaften und die Studierenden vergeblich, die Umwandlung zu verhindern.

Es hat sich herausgestellt, daß einige Fakultäten Berufungslisten in den Senat einreichen, die auch vom Wissenschaftsministerium gebilligt werden, bei denen sich anschließend herausstellt, daß die Professoren nur dann nach Heidelberg kommen würden, wenn Heidelberg Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe durchführt. Dieses ist jedoch nur sehr selten möglich und verzögert die Besetzung der Stellen erheblich. Deshalb sollte in Zukunft mal vorher nachgedacht und nachgefragt werden, was BewerberInnen in Heidelberg an Ausstattung erwarten...

Die Kommission für die Vergabe von Beihilfe und Darlehen an ausländische Studierende der Universität hat 40 050 DM an 16 von 25 Studierende, die sich beworben haben, verteilt.

In der Sitzung wurde die erste Liste für eine C3-Professur im Angestellten-ver-hältnis auf Zeit an das Ministerium weitergeleitet. (Dies sieht das neue UB bei der Erstbesetzung einer Stelle vor). In fünf Jahren soll die Professur evaluiert werden und nach 7 Jahren wird die Stelle entweder auf Dauer besetzt oder über die Professur wird neu entschieden - d.h. neubesetzt.

Nach langem Vorlauf wurde endlich die Liste für die C3- Professur in "Erziehungs-wissenschaft mit Schwerpunkt Schulpädagogik" verab-schiedet. Hoffentlich hat dieses Mal das Wissenschaftsministerium nichts zu bemängeln (bei den letzten Malen lehnte Stuttgart die Listen ab, da einige Kandidaten zu wenig Schulerfahrung gehabt haben sollen; dieses Mal besitzen alle Kandidaten mehr Schulerfahrung als bei der letzten Liste) und die Stelle wird hoffentlich sobald als möglich wiederbesetzt.

Auch in Heidelberg kann man demnächst seinen "Master" kaufen und spart sich somit den weiten Weg in die Schweiz, wo ein solcher immerhin so um die 50 000 Schweizer Franken kostet. Es wurde die Einrichtung eines Studienganges "Informationsmanagement in der Medizin" beschlossen. Dieses ist ein 1 ½-jähriger Aufbaustudiengang. In der vorgesehenen Studienordnung sind zwar explizit Studiengebühren noch nicht vorgesehen, aber es wird jetzt schon überlegt, wie man diese geschickt einführen kann.

In die gleiche Richtung zielt auch die Verlängerung des Kooperations-ver-trages zwischen den Universitäten Heidelberg und Mannheim sowie der Akademie für Weiterbildung an diesen. Diese bietet sowohl firmen-bezogene Weiterbildung als auch Aufbaustudiengänge an, die möglichst mit einem Master abschließen sollen. Geld kosten soll das ganze auch, bis jetzt schreibt man jedoch noch keine roten Zahlen.... und wenn endlich, dann kann man ja eine GmbH gründen. Der Titel Master soll möglichst bei allen Aufbaustudiengängen verliehen werden, denn das zieht finanzkräftige Kunden, wie bei unserem Vorbild Amerika.

Und noch ein weiterer neuer Master-Studiengang wurde eingeführt, der Masterstudiengang "Molecular- und Cellular Biology". Zugangsvoraus-setzung ist ein Bachelor, für die nächsten vier Jahre genügt jedoch auch das gute alte Vordiplom. Das heißt es wird wohl auch noch ein Bachelor-Studiengang folgen, damit jedeR an der Uni die Möglichkeit bekommt, auch einen Master zu bekommen.

Für das Sprachlabor wurde nun eine feste Gebührensatzung verabschiedet, die wohl endgültig die Zeit der kostenlosen Sprachkurse am Sprachlabor beendet. Für Bafög-Empfänger und potenzielle Bafögberechtigte gelten weiterhin reduzierte Gebühren.

Als letztes wurde noch die Stellungnahme der Universität zum Entwurf der Verordnung des Wissenschaftsministerium über den Rahmen für das Studium und die Prüfungen in universitären Studiengängen abgesegnet (weiteres siehe im Artikel im neuen Unimut über die Stellungnahme). Sie wird an die Landesrektorenkonferenz weitergeleitet, mit dem Ziel, eine gemeinsame Stellungnahme zu verabschieden: denn nur gemeinsam sind wir stark!

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 23.04.2002

KMK-Studiengebühren-Staatsvertrag geplatzt (15.06.00)

Der Meiniger 'Kompromiss' der Kultusministerkonferenz zur Studiengebührenfrage (vgl. Unimut aktuell vom 25.5.) hat gerade mal 14 Tage gehalten. Die Regierungschefs der Länder konnten sich heute, anders als von ihren Wissenschaftsministerinnen und -ministern gewünscht, nicht auf eine bundeseinheitliche Studiengebühren-Regelung einigen. Er hätte - so merkt der freie zusammenschluss von StudentInnenschaften (fzs) an - letztendlich die flächendeckende Einführung von Studiengebühren im Bundesgebiet bedeutet und so bleibt es vorerst dabei, dass Gebühren einführt, wer will. Dass sich die Bundeswissenschaftsministerin aufraffen wird, vielleicht doch noch ein Gebührenverbot ins Hochschulrahmengesetz (HRG) zu schreiben, ist nicht sehr wahrscheinlich, wäre aber eigentlich langsam angesagt.

Berlin (dpa) - Die Bemühungen um einen Länder-Staatsvertrag mit einer bundeseinheitlichen Studiengebühren-Regelung sind gescheitert. Die Ministerpräsidenten konnten sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Donnerstag bei ihrem Treffen in Berlin nicht auf einen entsprechenden Arbeitsauftrag verständigen. Dabei hätten Regierungschefs sowohl von unions- als auch von SPD-geführten Bundesländern Vorbehalte gegen den von den Kultusministern angestrebten Staatsvertrag angemeldet, hieß es aus Teilnehmerkreisen. Ein solcher Beschluss hätte jedoch Einstimmigkeit erfordert.

Der Staatsvertrag sollte nach dem Willen der Kultusministerkonferenz (KMK) allen Studenten in Deutschland ein gebührenfreies Erst-Studium innerhalb der Regelstudienzeit garantieren. Bei Frist-Überschreitung von mehr als vier Semestern sollten allerdings die Länder freie Hand erhalten, auch Strafgebühren für langes Studieren zu verlangen.

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Autos töten (20.06.00)

Bereits zum vierten Mal fand am Dienstag, den 20. Juni 2000, der Autofreie Hochschultag (AfH) an der Uni Heidelberg statt, der sich traditionell am Dienstag nach der bundesweiten "Mobil ohne Auto"-Woche anschliesst. Aufgerufen hatten der Senatsausschuss für Umweltfragen an der Uni Heidelberg und der Öko-AK der Fachschaftskonferenz (FSK), organisatorisch im Vorfeld getragen war der AfH hauptsächlich von VertreterInnen der FSK, dem Öko-AK, URRmEL und Einzelpersonen.

Schon um 5 Uhr morgens traffen sich die ersten Studierenden, um einen Parkplatz an der Zufahrt zur Feldmensa zu blockieren. Einerseits sollte damit auf den sinnlosen Flächenverbrauch der Auto-Blechschüsseln hingewiesen werden (Fahrradständer für gleich viele Menschen wären dort viel platzsparender), andererseits kommt es in diesem Bereich dank eines Bauzauns (der letzte Woche von unbekannt liebevoll verziert wurde) und der Baustellenausfahrt des Physikneubaus zu einem regelmässigem Verkehrschaos, welches nur mit einem Parkverbot seitens der Uni verhindert werden könnte.

Mit dem neuen Lastenrad der FSK wurde der Parkplatz abgesperrt und Info-Material vom Öko-AK verteilt. Gegen 9 Uhr kamen dann PolizistInnen aus Neuenheim um ihre Stände für die kostenlose Fahrradkodieraktion aufzubauen. Schon bald ging es an den Werktischen los und bis zum Abbau um 13:30 Uhr wurden fast pausenlos Buchstaben- und Zahlenkombinationen in alte und neue Räder eingraviert. Gegen 9:30 Uhr baute die Selbsthilferadwerkstatt URRmEL ihre Fliegende Radwerkstatt auf und unter sengender Sonne kamen noch VertreterInnen von Car-Sharing e.V., Ökostrom (Stromberatung für VerbraucherInnen), der Lebensmittelkooperative Appel un' Ei (die holen die Lebensmittel zum Teil mit den eigenen Rädern und Anhängern aus der Umgebung ab), des BUND und der HSB hinzu. Der Öko-AK "verschenkte" für 1 DM Rücklichter, die gleich montiert und elektrifiziert werden konnten. Um die Mittagszeit war es dann ein dichtes Gedränge von SchrauberInnen, Interessierten, FahrradkodiererInnen und Sonstigen was eine richtig nette Stimmung aufkommen ließ (hier sind die Bilder).

Während die UNiMUT-Redaktion noch im UNiMUT 173 vom 21.6.99 lamentieren musste, dass "der Autofreie Hochschultag [...] nur noch auf dem Papier statt" finde, kann dieses mal von Seiten der VeranstalterInnen wie auch von der Beteiligung der Studierenden und Hochschulangehörigen nur positives berichtet werden. Jeder halbwegs verantwortlich denkende Mensch erhöhte am AfH (und auch an allen anderen Tagen) bei den gerade herrschenden Aussentemperaturen von über 30 Grad Celsius die Ozonwerte nicht noch zusätzlich durch die Verbrennung fossiler Kraftstoffe. In einer Zeit, wo selbst die Bundestags-Grünen nach dem lächerlichen Atomausstieg in 32 Jahren auch noch "ihren Frieden mit dem Auto" machen wollen und ihre bisherigen Positionen zum Auto neu überdenken wollen, gilt es immer wieder allgemein Alternativen zum motorisierten Individualverkehr (MIV) aufzuzeigen. Und das scheint zur Zeit am besten in kleinen Gruppen, die sich nicht so schnell von der "Regierungsfähigkeit" kaufen lassen, zu gehen.

Der Öko-AK trifft sich übrigens immer donnerstags um 17.30 Uhr im Zentralen Fachschaftenbüro in der Lauerstr.1., die E-mail-Adresse lautet oeko@fsk.uni-heidelberg.de. URRmEL sucht auch ständig neue Fahrradbegeisterte, wer sich näher informieren will dem sei die URRmEL-Homepage empfohlen. Die Leute von Appel un Ei trifft mensch am besten während der Öffnungszeiten (Mo-Fr 12-14 Uhr) im Laden an der Feldmensa. Wer die drei Arbeitskreise nur ideell unterstützen will, der wählt am nächsten Dienstag, den 27.6.2000, bei den Uniwahlen mindestens die FSK-Liste. Was sonst...

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Neues Hochschulgesetz in Sachsen-Anhalt (22.06.00)

Heute wurde in Sachsen-Anhalt ein neues Hochschulgesetz verabschiedet. Der StudentInnenrat der Uni Halle bezeichnet es als "neoliberaler Irrweg". Der Unimut dokumentiert im Folgenden eine Presseerklärung zum Gesetz.

Am Donnerstag, den 22. Juni 2000, wird vom Landtag ein neues Hochschulgesetz für Sachsen - Anhalt beschlossen. Mit diesem von der SPD eingebrachten, und von der PDS akzeptierten Gesetz findet ein endgültiger Abschied von Hochschulen Humboldtscher Prägung statt.

Mit der Stärkung autoritärer Leitungsstrukturen wird die demokratische Selbstverwaltungsstruktur der Hochschule geschwächt. Einer verbesserten Mitbestimmung von Studierenden und der wissenschaftlichen Mittarbeiter wird so grundsätzlich der Boden entzogen. Noch während der studentischen Proteste von 1997/98 hatten SPD und PDS eine Demokratisierung der Hochschule in dieser Legislaturperiode versprochen.

Unter den Prämissen von Finanzkürzungen wird die fehlende Demokratisierung zu einem überproportionalen Abbau des wissenschaftlichen Personals und einer massiven Verschlechterung der Studienbedingungen führen. Infolgedessen kommt es durch die Fixierung auf Professuren als alleinige Struktureinheiten der Hochschule zu einem klaren Rückschritt im Wissenschaftsverständnis und zu einer zunehmenden Ineffektivität der Hochschulen.

Mit der beabsichtigten Einführung von Konkurrenzevalutionen als Bestandteil von Hochschulplanung wird das wissenschaftliche Grundprinzip von "Versuch und Irrtum" aufgegeben. Der Irrtum wird als leistungsfeindlich bestraft, die Kritikfähigkeit von Wissenschaft und Wissenschaftsentwicklung geht damit verloren. Stattdessen erfolgt die Definition von hier geleisteter Wissenschaft anhand der wirtschaftlichen Verwertbarkeit und Drittmitteleinwerbungen ausserhalb des gesellschaftlichen Diskurses.

Anstelle einer Stärkung der demokratischen Prinzipien in der Hochschule wird mit den angestrebten Zielvereinbarungen ein ökonomisches Steuerungsmittel an die Stelle von gesellschaftlicher Aufgabendefinition der Hochschule gesetzt. Angesichts der Ausweitung von Zulassungsbeschränkungen auf weitere Studiengänge ist die Frage an die Politik zu stellen, welchen Wert das Grundrecht auf Bildung an den Hochschulen überhaupt noch besitzt. Solche Zulassungsbeschränkungen stehen der immer wieder vorgebrachten Forderung des Kultusministeriums nach mehr Studierenden an den Hochschulen Sachsen-Anhalts entgegen. Eine Chancengleichheit im Zugang zu Bildung gibt es nur noch auf dem Papier.

Mit der so beschriebenen Degradierung der Hochschulen zu Dienstleistungsunternehmen, unter dem Aspekt einer kurzsichtigen Kürzungspolitik, läuft die Hochschulentwicklung in eine neoliberale Sackgasse. Damit wird auch ein Stück Zukunft aufgegeben.

mehr beim StuRa Halle

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AfH-Resonanz (23.06.00)

Wir wollen Euch einen Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung vom letzten Mittwoch (RNZ Nr. 141, 21./22. Juni 2000, Seite 3 - Heidelberger Nachrichten) nicht vorenthalten, in dem Rolf Kienle auf den Autofreien Hochschultag (AfH) eingeht. Der Text wurde abgetippt, ein Bild der RNZ-Reporterin Welker mit dem AfH-Plakat "Jobtickets statt Parkplätze" liessen wir weg.

"Die Uni kommt ohne Auto aus"

Autofreier Hoschultag gestern in Neuenheimer Feld - Kritik an der Auto-Politik von Uni und Land

Ein mutiger Satz: "Die Uni kommt ohne Auto aus." Das Motto des gestrigen autofreien Aktionstages vor der Mensa im Neuenheimer Feld lockte eine Menge Studierender, die durchweg mit dem Rad oder zu Fuß kamen. Heidelberg ist mit 30000 Studierenden eine Stadt mit regem Pendelverkehr. Grund genug, die Vorteile öffentlicher Verkehrsmittel und des Fahrrads zu propagieren. "Eine erfolgreiche Veranstaltung," kommentierte Mitorganisator Paul Kappler am Nachmittag den autofreien Hochschultag.

Für die Initiatoren - Öko-Arbeitskreis und "Urmel"-Werkstatt - begann der Tag allerdings in aller Frühe: Um fünf Uhr bereits blockierten sie einen Teil des Parkplatzes, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Mehrere Institutionen und Vereine stellten sich an Ständen vor, darunter auch die Polizei, die wieder Fahrräder codierte. Der Zuspruch war erwartungsgemäß groß: schliesslich kommen in Heidelberg täglich Fahrräder abhanden. Eine Codiernummer hilft beispielsweise bei der Suche nach dem rechtmäßigen Eigentümer.

Unter den stark gefragten "Einrichtungen" des Aktionstages war auch die Radwerkstatt Urmel, die einem Manko des nächtlichen Radverkehrs abhelfen wollte: Sie gab Rücklichter für eine Mark ab. Denn defektes oder überhaupt nicht vorhandenes Rücklicht ist ein erhebliches Risiko für die Radler. Die Urmel-Monteure reparierten bei dieser Gelegenheit gleich noch andere kleinere und größere Wehwechen. Die Radler nutzten die Chance ihrerseits und baten um die eine oder andere technische Hilfe.

Bei der Aktion wurde erneut die Forderung nach mehr Jobtickets laut. Die Verkehrssituation im Neuenheimer Feld wurde als "besonders katastrophal" bezeichnet. Dennoch setzen Uni-Verwaltung, Uni-Bauamt und das Land weiterhin auf das Auto, statt Bus, Bahn und Radfahren zu fördern, war die Kritik.

Die HSB hatte einen Stand aufgebaut. Ausserdem, präsentierten sich die Vertreter von Ökostrom und Carsharing, sowie eine Lebensmittelkooperative. Sie transportiert ihre regionalen Produkte auch mit dem Fahrrad.

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Am Freitag in der Mensa: Gem. Kompost (26.06.00)

Für nur 60 Pfennig gab es am letzten Freitag gemischen Kompost in der Mensa -- da zückt mensch gern die CampusCard, auch wenn sie immer noch keine personenbezogenen Daten enthält. Wers nicht glaubt, kann sich auf unserem Spiegel des entsprechenden Speiseplans selbst überzeugen (wir haben auf der Seite den Anker gesetzt und den Freud'schen Verschreiber hervorgehoben, ansonsten ist die Seite unverändert). Ein Glück, dass der sozialistische Einheitsbrei des Stammessens am Müllhaufen der Geschichte gelandet ist. Niemand muss Kompost essen, ohne 60 Pfennig dafür zu bezahlen.

Anmerkung am Rande: der obige Link zieht über 100k durch euer Netzwerkinterface, mit satten 5707 HTML-Tags, und das alles fuer rund 10k Text. Die Erklärung: Das Studiwerk macht seine Seiten mit Microsoft Frontpage. Was mensch einfach nicht tun sollte.

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Auszählchaos (30.06.00)

SAP machts möglich: Die Auswertung der Stimmzettel der Hochschulwahlen vom letzten Dienstag wurde dieses Jahr nach alter Väter Sitte per Hand durchgeführt, die schließlich vergeblichen Versuche, die neuen schicken Rechner der Uni zur Kooperation zu überreden, verzögerten die Bekanntgabe des Ergebnisses jedoch immerhin bis heute. Und heute sorgt eine Beerdigung, an der der Wahlleiter teilnahm, dafür, dass die Ergebnisse wohl erst am Montag bekannt gegeben werden.

Hintergrund (für die Computerpanne, nicht für den Trauerfall): Die Uni Heidelberg stellt ihren Betrieb in einem vielbeachteten Pilotprojekt auf die Modesoftware SAP R/3 um (Projektziele laut Selbstdarstellung: "universitätsinterne Märkte öffnen, Controlling und Kennziffern"), was die Umgebung der ZUV zum Gefahrengebiet durch aus dem Fenster fliegende Drucker macht und nebenbei dazu führt, dass allenthalben die Verwaltung nur noch in Zeitlupe dahinkriecht. Üblicherweise wird gerechnet, dass eine Bürokratie etwa drei Jahre braucht, um herauszufinden, wie sie trotz R/3 weiterfunktionieren kann (dann nämlich machen Excel-Skripte genervter Buchhalter die Arbeit). Mehr dazu auf der Seite des Projekts "Impulse". Natürlich ist dort viel Progaganda, aber die allein die Zwischenüberschriften auf der ersten Seite des Newsletter 3 sprechen für jedeN, der/die auch nur flüchtigen Kontakt mit R/3 hatte eine deutliche Sprache: "Noch viele Probleme", "Eingaben per Hand", "Wir fahren zweigleisig".

Und ganz am Rande: Sowas Absurdes kriegt nicht mal das Trotha-Ministerium hin, das geht nur noch, wenn die Schlümpfe aus der Privatwirtschaft Steuern sparen wollen. Entsprechend großzügig sind und waren die Sponsoren, und der doch etwas alberne Name "Impulse" des Projekts kam wohl nur zustande, weil der Hauptsponsor VW fürchtete, bei dem absehbaren Chaos könne sein guter Name schaden leiden. Früher hieß die Angelenheit einfach "VW-Projekt".

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 07.11.2001, 23.10.2002, 16.04.2003, 30.07.2003, 11.06.2004, 07.02.2001


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