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UNiMUT aktuell -- Juli 2003

Wusstet Ihr schon... (01.07.2003)

...dass der Umbau der alten Marstallmensa zur Edelabfülle "Zeughaus" allein an Landesmitteln 2 Millionen Euro verschlungen hat? Da mensch davon ausgehen kann, dass das Studiwerk nochmal Eigenmittel in vergleichbarer Höhe dazugebuttert hat, fragt mensch sich doch eigentlich: Warum müssen die Mensapreise steigen? Und vor allem: Wenn für so horrenden Unsinn derart viel Geld herausgeworfen wird, wer glaubt dann Frankenberg eigentlich noch sein Märchen von der akuten Finanznot? Niemand jedenfalls, der/die unsere Abhandlung über die Geschichte der modernen Studiengebühren gelesen hat. Und nur nebenbei: Der Marstall konnte sicher mal eine Überholung gebrauchen. Das Essen allerdings hätte auch für eine halbe Million Euro schmecken können...

...dass sich das Heidelberger Studentenwerk für die Sicherheit der Studentinnen einsetzt? Damit das Thema keine Privatsache mehr bleibt, gibt es jetzt (trotz der Geldverschwendung in Sachen "Zeughaus") subventionierte Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse mit der erfahrenen Trainerin Marion Rapp. Der nächste Kurs findet als Wochenendkurs statt am 5.-6. Juli von 11-17.00 Uhr. Durch die Förderung des Studentenwerks beträgt die Kursgebühr lediglich 40 Euro für beide Tage. Der Veranstaltungsort ist das Dachgeschoss des Studihauses im Marstallhof in der Altstadt. (aus dem Feld mit der Linie 12 erreichbar). Info + Anmeldung (erforderlich): Tel: 06201/18 63 19 bzw. kurse@marionrapp.de.

...wo der Satz "Infolge des Auftrags [...] übernahm[en wir...] die Aufgabe der Neukundengewinnung [...]" zu finden ist? Lacht nicht: Im Jahresbericht des ZSW. Ausgeschrieben heißt er "Infolge des Auftrags der Universitäten, ihr besonderes Profil zu entwickeln und zu schärfen und dementsprechend potentielle Studienbewerber zu rekrutieren, übernahm die Zentrale Beratungsstelle die Aufgabe der Neukundengewinnung bei den selbstorganisierten Orientierungstagen und durch die Beteiligung an zahlreichen weiteren Messen." Das macht es allerdings nicht viel besser. "Rekrutieren"? "Auftrag zur Profilbildung"? Messen? Kein Wunder, dass die StudienberaterInnen zu nichts mehr kommen...

...dass ihr am demnächt ohne Heidi leben müsst? Die gute Nachricht ist: Nicht auf ewig. Trotzdem hat die UB eine Wartungszeit für die allseits beliebte Katalogsoftware mitten in die hektische Zeit vor Semesterende gelegt. Am Freitag, 11.7., wird Heidi um 17 Uhr abgeschaltet und wird dann am ganzen folgenden Wochenende eure wichtigen Fragen nicht beanworten können. Unser Tipp: Was immer ihr tun müsst, tuts vorher, denn wer kann schon wissen, obs nachher noch funktioniert?

...dass Freiburg derzeit die fleißigste Uni im Lande ist? Als erste der Unis im Land wurde dort die 2000er-Marke am Treuhandkonto übersprungen. Am 1.7. um 11 Uhr waren dort 2068 Mal 40 Euro eingegangen. Es wird Zeit, dass wir uns anstrengen, selbst wenn auch die anderen Unis noch weit abgeschlagen sind. Die halbwegs aktuellen Zahlen aus dem Land gibts übrigens unter http://www.verwaltungsgebuehren-boykott.de/.

...dass die Landesregierung mit Begriffen ein wenig ins Schleudern kommt? Es gibt nämlich Verträge mit einigen Staaten oder einzelnen Unis, die etwa nach dem Muster laufen: "Wenn meine Studis bei dir keine Studiengebühren zahlen müssen, müssen deine das bei mir auch nicht". Und jetzt ratet, was Studierende aus solchen Ländern nicht zahlen müssen? Richtig, die "Verwaltungsgebühr", von der wir doch alle glauben sollen, sie sei eben keine Studiengebühr sondern mehr sowas wie das, was mensch fürs Busfahren zahlt.

...dass weiterhin die Verwaltung an den Verwaltungshochschulen (das sind so spezielle Läden, die Leute eben nur für die staatliche Verwaltung ausbilden) offenbar nichts kostet? Tatsächlich: auch die sind von den ach so unabweisbaren und objektiv gerechtfertigten "Verwaltungsgebühren" ausgenommen. Mag ja sein, dass die Verwaltung dort grundsätzlich in einer Art von Studienprojekt von den Studierenden selbst zum Nulltarif ausgeführt wird. Nur: Bevor wir das glauben, wollen wirs erstmal sehen.

Walter I. Schönlein

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Kleine Hindernisse beim alten Treuhandkonto

Die Schatten ferner Tage (02.07.2003)

Vorneweg: Das folgende hat mit dem aktuell laufenden Treuhandkonto (ihr habt doch alle schon überwiesen, oder?) nichts zu tun. Es bezieht sich auf das Treuhandkonto, mit dem 1997 versucht wurde, die Rückmeldegebühren des Herrn Trotha aufzuhalten.

Studierende, die auf das damalige Treuhandkonto eingezahlt hatten und ihr Geld vom Rechtsanwalt hatten überweisen lassen, haben bei der Rückforderung nun 100 Mark weniger von der Uni zurückbekommen als erwartet, was manche wohl etwas irritiert hat. Aber: Keine Panik, das Geld ist noch da, und ihr bekommt es auch. Wie, erklären wir euch jetzt -- lest erst diesen Artikel und dann, gegebenenfalls, die Ausführungen des damaligen Treuhänders zum Thema.

Passiert ist folgendes: Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein (es war nicht von vorneherein sicher, dass das Verfassungsgericht so kulant entscheidet, wie es das nun getan hat), hatte der Rechtsanwalt Wolfgang Ferner, der damals als Treuhänder bestellt war, das Geld "mit Vorbehalt" auf das Unikonto überwiesen. Dieser Vorbehalt wurde wirksam, als das Verfassungsgericht das Gesetz, auf dessen Grundlage die Uni die Gebühren erhoben hatte, als verfassungswidrig befand

An dieser Stelle hätte das zuständige Dezernat 2 der Universität sich eigentlich eine Methode überlegen können, wie die Bearbeitung der Rückforderung sowohl für Studis als auch für den Rechtsanwalt (und letztlich auch für das Dezernat 2 selbst) so stressfrei wie möglich abgewickelt werden kann. Es hätte auch zumindest mal einschlägige Presseerklärungen herausgeben können. All das geschah nicht, und das Resultat war eigentlich völlig vermeidbarer Ärger.

Leider ist das Dezernat 2 auch nach Vermittlungsversuchen der FSK nicht zur Kooperation mit dem Rechtsanwalt bereit -- vielleicht gibt es da auch wirklich erhebliche rechtliche Hürden. Und damit kommt ihr ins Spiel. Wenn ihr 1997 auf das Treuhandkonto eingezahlt habt und das Geld nicht schon damals wieder vom Treuhandkonto heruntergenommen habt (dies ist wie gesagt für etwa 3300 von 4700 Betroffenen richtig), habt ihr von der Uni die Rückmeldegebühren für das Sommersemester 1997 nicht zurückbekommen, und dieses Geld liegt nach wie vor bei Wolfgang Ferner, es sei denn ihr hättet es mittlerweile auch von dort zurückbekommen (dies ist für rund 1500 ehemaligen Studis der Fall). Ferner hat aber keinen Zugang zu den Kontoverbindungsdaten bei der ZUV (an die habt ihr euren ersten Rückforderungsantrag gestellt), d.h., ihr müsst einen separaten Rückzahlungsantrag stellen, und zwar eben Rechtsanwalt Ferner. Ihr könnt einen solchen Rückforderungsantrag mit unserem Rückforderungs-Generator erstellen (verwendet den Knopf "Brief an Rechtsanwalt als PDF").

Leider ist es diemal damit noch nicht ganz getan. Um sich abzusichern, verlangt der Rechtsanwalt zusätzlich zur Rückforderung noch einen Überweisungsbeleg, d.h. irgendeine Sorte von Nachweis, dass ihr damals wirklich auf das Treuhandkonto überwiesen habt. Um an den zu kommen, habt ihr im Prinzip drei Möglichkeiten:

  1. Ihr seid ordentlich und habt den Beleg von damals noch. Ok, just kidding.
  2. Ihr wisst noch, bei welcher Bank ihr damals wart. Dann könnt ihr zur Bank gehen und euch Kontoauszüge o.ä. vom Februar 1997 geben lassen. Darauf sollte die fragliche Überweisung verzeichnet sein.
  3. Ihr geht zum Rechtsanwalt und sucht den Nachweis für eure damalige Überweisung aus seinen Papieren heraus. Dafür sind Extra-Termine eingerichtet worden. Näheres dazu beim Rechtsanwalt. Es ist klar, dass diese Methode für keineN der Beteiligten sehr attraktiv ist.

Wenn das alles für euch unmöglich ist (aber auch wirklich nur dann): Der Rechtsanwalt hat zugesagt, sich, wenn der große Ansturm vorüber ist, mit den diffizilen Restfällen genauer zu beschäftigen.

Also: Keine Panik, kein Grund irgendwen (sei es die FSK, den Rechtsanwalt oder das Dezernat 2 (ok, das vielleicht schon)) anzuschreien: Ihr bekommt euer Geld.

Aus gegebenem Anlass müssen wir noch betonen, dass auf dem Treuhandkonto maximal 100 Mark von euch liegen. Es hat -- trotz einiger Planungen -- kein zweites Treuhandkonto gegeben, schon gar nicht bei Ferner. Wer meint, 200 Mark oder sonst irgendwelche wirren Beträge vom Rechtsanwalt bekommen zu müssen, irrt sich. Garantiert. Wir wüssten, wenn es ein zweites Treuhandkonto gegeben hätte. Sollte euch die Uni Auskünfte in dieser Richtung geben (was vorgekommen sein soll), so lügt sie, und das weiß sie (wenigstens mittlerweile) auch.

Nachtrag (14.7.2003): Noch ein Tipp: Wenn ihr euch nicht mehr erinnert, ob ihr 1997 auf das Treuhandkonto eingezahlt habt oder nicht, könnt ihr einfach zur Unikasse in der ZUV gehen. Die Leute dort können nachsehen, wie die Gelder gelaufen sind. Außerdem dürft ihr dem Rechtsanwalt auch gerne unter seiner Heidelberger Adresse Post schicken: Wolfgang Ferner, Bunsengasse 18, 69115 Heidelberg.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 03.01.2004

Noch ein paar Zahlen zur Wahl

Nachlese (02.07.2003)

[Bild: Wahlbeteiligung nach Fakultäten, 2002 und 2003]
Wahlbeteiligung nach Fakultäten; die weißen Balken sind für 2002, die blauen für 2003.

[Bild: Wahlergebnis nach Wahlräumen]

Wahlergebnis nach Wahlräumen. Schwarz ist der RCDS dargestellt, ohne Farbe die GHG, Rot die Jusos, Gelb die LL und Grün die FSK. Siehe auch Text.

Wir hatten in unserer ersten Wahlberichterstattung versprochen, noch eine kleine Wahlnachlese zu liefern -- wenigstens eine traditionelle Grafik fehlte im damaligen Artikel, nämlich die Wahlbeteiligung nach Fachbereichen (nachdem in den Fachbereichen praktisch ausschließlich die jeweiligen Fachschaften gewählt wurden, ist dies die einzige relevante Größe) -- diese Zahlen sind oben dargestellt.

Auffällig sind dabei geradezu dramatische Zuwächse in der Wahlbeteiligung vor allem in Theologie, WiSo, Neuphil und allen voran Verhaltenswissenschaften, während die meisten anderen Fächer mehr oder minder stagnierten oder sogar abbauten: Vor allem der Einbruch bei der Medizin hätte angesichts der Größe des Fachs die Gesamtbeteiligung locker in den Keller reißen können.

Wie es zu den enormen Zuwächsen kam? Nun, die Gründe sind wohl jeweils verschieden. In der Theologie als neuem Wahlbeteiligungs-Spitzenreiter etwa drohen zur Zeit Wegberufungen und Stellenstreichungen, was Existenz und Wichtigkeit der Fachschaft auch fachschaftsferneren Studis in Erinnerung rief. Bei WiSo mag die Kandidatur der GHG mit ihrem massiven Anteil aus Studis der Fakultät eine Rolle gespielt haben, während die VerhaltenswissenschaftlerInnen vielleicht zum ersten Mal ihren Wahlraum gefunden haben.

Die Fakultät für Veraltenswissenschaften wurde nämlich erst letztes komplett neu zusammengepuzzlet, was im letzten Jahr wohl bei vielen Studierenden noch nicht angekommen war. Die Studierenden der Ethnologie allerdings werden wohl nach wie vor kaum einen positiven Einfluss auf die Wahlbeteiligung gehabt haben. Sie nämlich sollen im Neuenheimer Feld wählen, obwohl ihre Veranstaltungen fast alle in der Altstadt stattfinden -- nur wahre GesinnungswählerInnen fahren für ein paar Kreuzchen extra ins Neuenheimer Feld. Über den 50%-Gewinn bei der Neuphil kann wiederum auch die Redaktion nur spekulieren, hier wäre eine Aufschlüsselung nach Fächern wirklich hilfreich -- waren es die AnglistInnen, die gerade in Sachen Treuhand sehr aktiv sind? Waren es die ComputerlinguistInnen, die erstmals einen eigenen Kandidaten für den Fakultätsrat mit aufgestellt hatten?.

Auch nicht ganz uninteressant ist unsere zweite Grafik, in der die Wahlergebnisse bei den Senatswahlen nach Wahlräumen aufgeschlüsselt sind. Wir haben hier die Anteile der Listen in den jeweiligen Wahlräumen dargestellt. Dabei wählen

  • im Wahlraum 1a (Neue Uni) Theologie, Jura, Philosophische Fakultät ohne Indologie und WiSo,
  • im Wahlraum 1b (Neue Uni) Neuphil und Verhaltenswissenschaften ohne Ethnologie und Sport,
  • im Wahlraum 4 (INF 306) alles, was im Feld so rumspringt (und KliMa bis einschließlich 4. Fachsemester) und damit auch Indologie und Ethnologie (offizielle Begründung: weil man am SAI auch Ethno-Scheine machen kann) sowie Sport und
  • im Wahlraum 6 (in Mannheim) die KliMa ab 5. Fachsemester.
In absoluten Zahlen haben in WR1a 843 Studis gewählt, in WR 1b 270, in WR 4 deren 645 und im WR 6 schließlich 50 -- wir haben das Wort "Anteile" oben nicht umsonst kursiv gesetzt.

Die Tendenzen waren vielleicht zu erwarten, die Klarheit der Ergebnisse mag aber doch überraschen: Die GHG hat vor allem in der Altstadt gewonnen. Den zumal an der WiSo (wegen Jura und VWL) traditionell starken RCDS konnte sie locker überholen. Dementsprechend hat die FSK im Wahlraum 1a auch am bösesten gebüßt, während vermutlich vor allem PolitologInnen den Jusos noch ganz ehrenvolle 20% verschafft haben. Die schiere Zahl der WählerInnen (die den Zuwachs in der Wahlbeteiligung ganz wesentlich ausmachten) dort erklärt zusammen mit dem schlechten Abschneiden der FSK genau dort die herben Verluste der Fachschaften schon fast allein.

Etwas erstaunlich das starke Abschneiden der LL in Wahlraum 1b -- wir haben keine Ahnung, was das bewirkt hat. Die GHG schneidet dort praktisch ebenso stark ab wie in WR 1a, der RCDS dafür deutlich schwächer, die FSK um etwa ebensoviel stärker.

Fest in der Hand der Fachschaften ist nach wie vor das Feld, die FSK hat dort die absolute Mehrheit errungen; noch eindeutiger geht das Rennen bei den 50 Studis aus, die an der KliMa gewählt haben; FSK und RCDS machen dort das Rennen allein unter sich aus.

Nun, all die Zahlenspielerei hilft nichts: Es bleibt zu hoffen, dass Jusos und LL ein Einsehen haben und den Fachschaften die Möglichkeit geben, ihre Expertise auch weiter uniweit zum Tragen zu bringen.

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Universität hat Probleme beim Eintreiben der 40 Euro

Erfahrung macht nicht klug (04.07.2003)

[Image: Aufforderung zur Rückmeldung]
Diese Plakate reichten doch nicht (Klick liefert volles Plakat)

Wir hatten uns schon darüber lustig gemacht, dass die Studis, die das Treuhandkonto organisieren, schneller Informationen (und Zahlungsträger) zum Thema "Verwaltungsgebühren" bereitgestellt haben als die Uni-Verwaltung. Wenig später hat diese Plakate aufhängen lassen, auf denen verkündet wurde, mensch sei hiermit zur Rückmeldung mit Zahlung der neuen 40 Euro aufgefordert worden und werde flugs exmatrikuliert, wenn mensch nicht gehorche.

Dass das so nicht geht und nur die nächste Niederlage vor Gericht nach sich gezogen hätte, ist wohl auch den Verantwortlichen bei der Uni aufgefallen, und so haben sie angefangen, Zahlungsträger an die Studis zu verschicken (was das wieder kostet..., d.S.). Die ersten davon sind gestern in den Briefkästen gelandet, und siehe da, im Unterschied zur Auskunft auf den Plakaten (die natürlich trotz der kleinen Widersprüche immer noch hängen) ist jetzt die Rückmeldefrist bis zum 31.7. verlängert worden. Nicht, dass die Uni beim letzten Mal auch schon gemurkst hat und diesmal etwas geplanter an die Geschichte hätte herangehen können.

Fürs Treuhandkonto ist dies einerseits eine gute Nachricht, weil so die Dringlichkeit der Situation auch noch dem letzten Studi klar werden sollte und die Bereitschaft, sich überhaupt erstmal über Widerstandsmöglichkeiten zu informieren, erheblich steigen wird. Dies kommt zwar spät, aber nicht zu spät.

Andererseits ist dies auch eine schlechte Nachricht, denn in den AGBs des Treuhandkontos steht nun mal drin, dass das Quorum bis zum 15.7. erreicht sein muss. Dieser Termin ist jetzt aber nur noch für das Treuhandkonto relevant. Dies ist bitter, denn Zögern wird so zu einer klaren Entscheidung, nämlich gegen den Widerstand und für Studiengebühren. Es gibt keinen Zwang mehr, bis zum 15.7. zu entscheiden, wohin die 40 Euro gehen sollen. Entweder, mensch zahlt jetzt gleich ans Treuhandkonto -- aber das müsste mensch ja gleich machen, und das in der Klausurenzeit/wo ich gerade auf die Zwischenprüfung lerne/wo ich doch Blumen gießen muss -- oder mensch wartet doch noch ab, es ist ja noch Zeit, mensch wird ja nicht gleich exmatrikuliert. Und schwupps, das Treuhandkonto ist geplatzt, der Weg zu richtig tollen Gebühren ist offen.

Drum: Mehr denn je muss jedeR, der/die ein Interesse daran hat, die Gebühren abzuwenden, sein/ihr soziales Umfeld endlos pesten. Wer nicht jetzt aufs Treuhandkonto überweist, macht sich mitschuldig daran, dass die aktuellen Schritte auf dem Marsch in eine kommerzialisierte tertiäre Bildung, in eine Welt von College Funds und verschärfter sozialer Ausgrenzung, allzu ungehindert getan werden konnten.

Und beim nächsten Mal schreiben wir "dem von der Universität gesetzten Ende der Rückmeldefrist" in die AGBs, dann laufen solche Tricks nicht mehr.

Wir sollten den Artikel nicht ohne zwei weitere Punkte schließen: Erstens lautet der auf dem Plakat zitierte §91, Absatz 3 UG:

"Ein Studierender kann von Amts wegen exmatrikuliert werden, wenn [...] 2. er, ohne beurlaubt zu sein, sich nicht innerhalb der von der Universität festgesetzten Frist zum Weiterstudium ordnungsgemäß zurückgemeldet hat, es sei denn, dass er dies nicht zu vertreten hat [...]"
-- genau das mit dem "nicht zu vertreten" ist dann auch das Problem, denn niemand kann wohl dafür verantwortlich gemacht werden, so hässlich-pinke Plakate nicht zu lesen.

Zweitens wollen die Landtagsfraktionen von SPD und Grüne die Landesregierung um Information über das nicht nur in Heidelberg tobende Eintreibechaos bitten und merken an, dass es schon etwas dreist ist, den Unis die Arbeit aufzuhalten, den Lohn aber dem Land zukommen zu lassen. Das ist natürlich richtig, wenn auch nicht ganz die richtige Kritik. Die richtige Kritik aber scheint wohl mit Rücksicht auf eigene Gebührenpläne nicht ganz opportun.

Auch etwas im Sumpf der Halbwahrheit bewegt sich die Heidelberger Grünen-MdL Theresia Bauer in einer Presseerklärung vom 24.6., in der die Pläne zur Einführung von Gebühren im Zulassungsverfahren als gerade am "Durchsickern" seiend verkauft werden. Dass da nichts sickert, und dass der Heidelberger Rektor Hommelhoff schon seit ewigen Zeiten verkündet, die exorbitanten Kosten für die neuen lokalen Auswahlverfahren müssten "auf die BewerberInnen umgelegt" werden, das hätte sie wissen können, denn zumindest das Büro von Bauer steht auf unserem Verteiler und sollte so schon spätestens seit Dezember 2002 im Bilde sein.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 16.07.2003, 03.01.2004

Theaterkritik

Kasperle ist wiedada (06.07.2003)

[Image: Szenenfoto]

Wer viel Klamauk bei lautem Geschreie und Kindergelache mag, der ist bei Pinocchio -- dem Kinderstück der diesjährigen Schlossfestspiele -- genau richtig.

Das Stück wird Open Air im englischen Bau des Schlosses aufgeführt. Bei der Aufführung wurden alle moralisierenden oder grausamen Szenen gekürzt, nur die Hauptcharaktere sowie Anfang und Ende des Buches sind übrig geblieben. Statt großem Abenteuer gibt es viel zu lachen über die komischen Figuren und es gibt viel buntes Hin und Her.

Das Stück ist unserer Meinung nach besonders gut für kleinere Kinder (Kindergarten oder Grundschulalter) geeignet. Es erinnert ein wenig an Kasperletheater. Die Dauer beträgt eine gute Stunde.

Ak Theaterkritik

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Kabinett beschließt Einrichtung von Zentren für Lehrerbildung

Aufwertung oder Abwertung? (09.07.2003)

Ende 2002 strebten 2416 Studierende der Uni Heidelberg ein Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien an (bei der Gelegenheit: LehrerInnen für die anderen Schularten werden in Baden-Württemberg immer noch an PHen ausgebildet). Verglichen damit waren die 144 künfigen Bachelors und 123 künfigen Masters ziemlich armselig -- und trotzdem reden alle über sie, während die LehrämtlerInnen, außer natürlich im UNiMUT, selten überhaupt wahrgenommen werden. Nicht so heute.

Denn heute befasste sich das Kabinett mit der Zukunft der Ausbildung von GymnasiallehrerInnen und beschloss: An den Universitäten in Baden-Württemberg werden Zentren für Lehrerbildung eingerichtet. Leider scheint auch der Regierung nicht ganz klar zu sein, wie diese Zentren funktionieren und was genau sie denn tun sollen, denn die Presseerklärung des Wissenschaftsministerium dazu breitet zwar einen langen Wunschzettel aus, vermeidet aber immer dann präzise Aussagen, wenn es um konkrete Befugnisse oder Ausstattung geht. In den Zentren, so heißt es da, sollen "die Erfordernisse und Interessen des Lehramtsstudiums artikuliert und in die universitären Gremien eingebracht" werden, und zwar durch eine "fakultätsübergreifende organisatorische Einheit zur Koordination von Studienangebot, Praktika und Prüfungen".

Das Landeslehrerprüfungsamt -- bisher durch Außenstellen bei den vier Oberschulämtern mit der Durchführung der Prüfungen betraut -- verschwindet mittelfristig übrigens im Rahmen der Verwaltungsreform, hier war nicht die Reform des Lehramtsstudiums das eigentliche Ziel... Neben Koordination und Interessenartikulation sollen die Zentren auch "alle organisatorischen Schritte zur Verbesserung der Lehramtsausbildung in Planung, Steuerung, Umsetzung und Evaluation verantwortlich begleiten. Dazu zählen die Sicherung und Koordinierung des Lehrangebotes, die Begleitung des Praxissemesters, die Organisation und Durchführung von Prüfungen sowie die Schaffung von Kooperationsmöglichkeiten zwischen Universitäten und lehrerbildenden Einrichtungen an den Schulen" (Hervorhebung durch die Red; darüber, von welchen "lehrerbildenden Einrichtungen an den Schulen" die Rede ist, wollen wir hier nicht spekulieren). Schließlich würde das Ministerium auch gleich noch "die Förderung der Forschung in Fachdidaktik, schulbezogener Erziehungswissenschaft, Pädagogischer Psychologie sowie in der Unterrichts- und Schulforschung" in den Zentren beheimatet sehen.

Man könnte versucht sein, jetzt den -- jedenfalls von vielen Betroffenen -- lange erwarteten Durchbruch in Sachen Lehramtsstudium zu imaginieren. Doch, wenn man erfährt, dass Kultusministerin Schavan allen (neun!) Universitäten zusammen hierfür insgesamt sieben Stellen zur Verfügung stellt, stellen sich massive Zweifel ein (übrigens gibt es verlässliche Gerüchte, dass HD 1,5 Stellen bekommen soll - da müssen einige Unis leer ausgehen oder "mitversorgt" werden). Könnte es sich nicht eher daraum drehen, Lehramtsstudierende nach und nach aus den übrigen Einrichtungen der Uni herauszudrängen? Passt das nicht eigentlich wunderbar zu den nun schon eine Weile schwelenden Diskussionen, das Lehramtsstudium landesweit nur noch an einzelnen Universitäten anzubieten?

Nun, die "Konzentration" der LehrerInnenausbildung haben die Rektorate -- glaubt man deren Aussagen -- durch massive Intervention bei den zuständigen Ministerien vom Tisch gefegt. Doch die Vorstellung von neun von Vorneherein personell unterausgestatteten "Zentren" oder weniger etwas besser ausgestatteten Zentren nährt den Verdacht, dass hier den Rektoren nahegebracht werden soll, ihren diesbezüglichen Widerstand aufzugeben. Es wäre doch auch für die Lehramtsstudierenden selbst viel besser, wenn sich zwei "schlagkräftige" Zentren um sie kümmerten und nicht deren neun vor sich hindümpelnde. Nicht wahr?

Ebenfalls stutzig macht die institutionelle Verankerung der neuen Einrichtungen. Sie sollen nämlich den Rektoraten unmittelbar zugeordnet sein und nicht etwa Fakultäten, deren WissenschaftlerInnen eine gewisse fachliche Nähe zu Fragen wie Fachdidaktik oder Schulforschung haben. Das jetzige Heidelberger Rektorat beispielsweise hat seine einschlägige Inkompetenz offen eingestanden und deshalb seit Semestern gegen die direkte Unterstellung das Sprachlabors (ZSL) unter das Rektorat opponiert. Stattdessen bleibt das ZSL bei der Neuphilologischen Fakultät, da diese -- so das Rektorat -- ein kontinuierliche fachliche Betreuung gewährleiste. Soll fachliche Betreuung beim Lehramtsstudium etwa nicht so wichtig sein?

Aus zuverlässigen Quellen weiß die Redaktion, dass das Rektorat die Idee der Zentren auch nicht so gut findet, allerdings nicht aus welchen Gründen. Auf jeden Fall hat es eine kleine Mini-Kommission eingesetzt (nein, mit sowas befasst sich natürlich nicht der SAL oder die vor ein paar Semestern vorgeblich extra für einschlägige Fragen eingerichtete Lehramtskommission des Rektorats, sondern eine weitere neue kleine Kommission), die einen Gegenentwurf erarbeiten soll. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Das Rektorat setzt sich in Heidelberg auch sonst für Lehramtsstudierende ein -- letztens etwa hat Prorektorin Leopold mit Studiendekanen und Studierenden verhandelt, um Überschneidungen zwischen den Lehramts-Studiengängen Biologie, Mathe und Informatik zu verhindern oder doch zu vermindern. Offenbar hoffen Schavan und Frankenberg, genau solche Fragen in Zukunft von ihren Zentren regeln lassen zu können. Was die Fakultäten allerdings dazu sagen, dass ihnen ein Zentrum (dem sie vielleicht sogar Stellen abtreten müssen, denn -- mal im Ernst: -- mit einer rechnerischen 9/7-Stelle und selbst mit 1,5 Stellen schafft man sowas nicht...) vorkoordiniert, was sie anbieten sollen, wird zumindest spannend.

Ein Problem schließlich wird es nicht mehr geben: die Vereinbarkeit von Diplom/Magister und Lehramt. In Bälde (Gerüchten zufolge ab dem Wintersemester - die Redaktion vermutet WS 04/05, denn in den Verzeichnissen für das kommende Semester schlägt sich das noch nicht nieder) nämlich sollen alle Veranstaltungen fein säuberlich getrennt werden: Veranstaltungen können nicht mehr zugleich für Diplom-, Lehramts-, Master- und Magisterstudierende angeboten werden. Es wird also in Mathe Analysis I für Lehramtsstudis und Diplomstudierende geben müssen. Wenn das so kommt, brauchen die Lehramtsstudierenden allerdings wirklich eine starke Lobby, denn vor allem die Naturwissenschaften werden lieber Lehramtsstudiengange streichen als auf Dauer ihren Diplomstudiengang zu riskieren...

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 17.07.2003, 03.01.2004, 10.11.2004, 18.05.2005

Zensurversuch oder einfach nur Hartleibigkeit?

Infos auf der Staße (09.07.2003)

Nichts Böses dachten sich die SiedlungssprecherInnen der Leimener Wohnheime, als sie einen Vertreter der FSK einluden, vor Ort das laufende Treuhandkonto zum Boykott der neuen Studiengebühren des neuen "Verwaltungskostenbeitrags" vorzustellen. Das Ganze sollte wie unzählige Veranstaltungen vorher im Partykeller der Wohnheime stattfinden, und zu dessen Belegung reicht es in der Regel, den Hausmeister zu informieren.

Danach, so die übliche Praxis, hängt mensch Plakate auf und wartet, bis die Studis eintrudeln. Diesmal jedoch passierte kurz vor dem letzten Schritt Ungewöhnliches: Am Tag der Veranstaltung (nämlich am 8.7.) wurde den SprecherInnen ein Fax zugestellt, das zur Sicherheit auch gleich noch allenthalben aufgehängt wurde. Zu lesen stand darauf:

Sehr geehrte Haussprecher/innen,

wir haben erfahren, dass heute, Dienstag, 8.7., ab 20.30, eine öffentliche Versammlung zu dem Thema "Verwaltungsgebühren an den Universitäten des Landes Baden-Württemberg ab dem Wintersemester 2003/04" im Gemeinschaftsraum des Wohnheims stattfinden soll.

Solch eine Veranstaltung bedarf generell einer Genehmigung seitens der Wohnheimverwaltung und muss deshalb rechtzeitig vorher beantragt werden.

Da diese Veranstaltung von Ihnen bei der Wohnheimverwaltung nicht beantragt wurde, ist sie auch nicht genehmigt und kann deshalb auch nicht auf dem Gelände des Wohnheims stattfinden.

Als Heimsprecher/innen sind Sie dafür verantwortlich, dass dieser Anordnung Folge geleistet wird.

Bei Zuwiderhandlung wird sich das Studentenwerk entsprechende Maßnahmen vorbehalten.

Gezeichnet ist diese Ansammlung eher unkonventioneller Behauptungen ("öffentlich"? "generell einer Genehmigung"? "verantwortlich"?) von Gerhard Kryzer, einem Subalternen der Wohnheimverwaltung.

Die Hintergründe dieser Maßnahme sind völlig unklar. Einerseits scheint es unglaublich, dass das Studiwerk hier eine inhaltliche Entscheidung gefällt und mithin einen offenen Zensurversuch unternommen haben soll, zumal es nun wirklich gar kein Interesse an den neuen Gebühren hat. Andererseits ist diese Abweichung von der existierenden und eingespielten Praxis gerade bei einer tendenziell politischen Veranstaltung schon bemerkenswert. Nun, wir wissen es nicht und hoffen auf klärende Worte des Studentenwerks.

Übrigens fand die Veranstaltung schließlich doch statt. Der Wettergott meinte es gut mit den Studierenden, das Wetter war schön, und die Straße ein durchaus geeigneter Ort, um die neuen Gebühren und den Widerstand gegen sie zu diskutieren.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 16.07.2003, 28.07.2003, 03.01.2004

Die Treuhandkonto-Aktion zum Boykott der Studiengebühren ist gescheitert

Studis verlieren (16.07.2003)

Uni Freiburg 2694
PH Freiburg 1058
Uni Heidelberg 643
Uni Hohenheim 104
FH Karlsruhe 412
Uni Karlsruhe 833
Uni Konstanz 297
FH Konstanz 195
FHS Mannheim 59
Uni Mannheim 307
Uni Stuttgart 394
Uni Tübingen 950
Uni Ulm 902

Gestern war landesweit Stichtag für die Treuhandkonten: 22000 Studis hätten auf die diversen Treuhandkonten einzahlen müssen, damit ein Boykott der neuen "Verwaltungsgebühren" hätte stattfinden können -- genau genommen hätten an den verschiedenen Unis noch separate Quoren erfüllt sein müssen, aber das spielt angesichts der tatsächlichen Zahlen keine Rolle mehr. Landesweit hatten gestern 7887 Studis ihren Willen zum Boykott ausgedrückt, in Heidelberg gerade mal 643. Die restlichen Stände von gestern könnt ihr der nebenstehenden Tabelle entnehmen, die wir von der landesweiten Boykottseite übernommen haben.

Damit wurde nur an der PH Freiburg ein lokales Quorum erreicht, die meisten anderen Unis sind irgendwo im Bereich von 10% ihrer Quoren. Auch wenn die meisten Quoren utopisch hoch angesetzt waren -- in Heidelberg lag das lokale Quorum bei 6500, womit sich über 50% der "Normalstudierenden" für einen Boykott hätten entscheiden müssen --, ist dieses Ergebnis doch eine gewaltige Niederlage für die Studierenden. Es ist nicht schwer, Frankenbergs Gedanken angesichts der Zahlen zu erraten: "Ah, von Protestpotential kann da wirklich keine Rede sein. Auf zu neuen Ufern!" Die großspurige Äußerung von Frankenbergs Vorgänger Trotha, er rechne bei der Einführung seiner Rückmeldegebühren "nicht mit Widerstand" kann sich Frankenberg offenbar mit mehr Recht und Zuversicht zueigen machen.

Die Gründe für diese auch im Vergleich zu vor sechs Jahren wirklich magere Beteiligung sind vielfältig; das Durchpeitschen des Gesetzes im Turbotempo, das nicht nur den Hochschulen Probleme bereitete und Studis wie AktivistInnen wohl etwas überraschte, mag eine Rolle gespielt haben, zumal die offiziellen Zahlungsaufforderungen erst recht spät verschickt wurden und dann zu allem Überfluss auch noch der Rückmeldetermin von Uniseite verlegt wurde, als es zu spät war, die neuen Verhältnisse beim Treuhandkonto zu berücksichtigen. Vielleicht haben auch die wüsten Drohungen des Herrn Frankenberg den einen oder die andere Studi verschreckt, vielleicht war sogar die Behinderung unserer Propaganda erfolgreich. Sicher fatal war, dass viele Fachschaften, so überhaupt noch handlungsfähig, nur mit sehr wenig Einsatz dabei waren -- wenigstens vor der Triplex-Mensa war nur ausnahmsweise mal etwas von der laufenden Aktion zu merken. Und der AK Treuhand selbst war schlicht zu klein, die Arbeit, die zentral hätte gemacht werden müssen, lastete auf zu wenigen Schultern.

Die größte Hürde allerdings war in den Köpfen der Studierenden; selbst bei einer so relativ risikolosen Aktion stapelten sich Bedenken über Bedenken, denn niemand wollte riskieren, "ein Semester zu verlieren". Es ist geradezu grotesk, wie sich der in den neunziger Jahren sukzessive aufgebaute Druck auf die Studierenden gegen die Handlungsmöglichkeiten im Widerstand gegen die weitere Erhöhung dieses Drucks auswirkt. Studierende, die auf Leistung, schnelles Studium, reibungsloses Funktionieren getrimmt wurden und die mit einer permanenten, wenn auch latenten, Angst vor dem Nichtfunktionieren leben, die soziale Verantwortung als Existenzrisiko begreifen, so zugerichtete Studis taugen nur schlecht als widerständige Subjekte, so sehr auch ihre ureigenen Interessen berührt sind. Und selbst die, die zum Risiko bereit waren, zauderten zu lange, wie schon beim letzten Mal wuchs der Zuwachs der Zahl der EinzahlerInnen gegen Ende der Aktion rapide (und das ist so gemeint).

Aber letztlich reflektieren die Vorgänge an den Hochschulen nur die Situation der Gesellschaft als Ganzes. Das Scheitern des Streiks für die 35-Studen-Woche in der Metallindustrie vor gerade mal einem Monat ist hier das Analogon. In ein paar Jahren mag es als ähnlich einschneidendes Ereignis verstanden werden wie das Niederringen der Bergarbeiter durch Margaret Thatcher Mitte der 80er Jahre. Damals wurde der Weg frei für einen vorher für unmöglich gehaltenen Schub von neoliberalen "Reformen" im Vereinigten Königreich. Die Ergebnisse lassen sich gut an den Konsequenzen der Privatisierung der Wasserversorgung illustrieren: Preise um 100%, Fälle von Hepatitis A um 200%, Fälle von Ruhr um 600% gestiegen. Es spricht nicht für, sondern gegen diese Politik, dass sich die Verhältnisse durch Re-Regulierung teilweise wieder etwas gebessert haben, denn es war gerade die erzwungene Abkehr von allzu fundamentalistischem Liberalismus, die geholfen hat, erzwungen durch das zu offensichtliche Nichteinlösen von Versprechungen von sinkenden Preisen und besserer Versorgung. Allzu skandalöse Entwicklungen kann eben auch der beste Wurlitzer nicht schönreden.

Wie es in der Gesamtgesellschaft auch immer aussehen mag: Der Umbau des Hochschulsystems in Baden-Württemberg gemäß angeblich liberaler Ideologie jedenfalls hat am 15.7.2003 einen gewaltigen Schritt nach vorne getan. Die Studierenden haben für dieses Mal dokumentiert, dass sie im Augenblick zu ernsthaftem Widerstand gegen freche Zumutungen nicht in der Lage sind.

Das muss aber nicht so bleiben. Schon jetzt ist aus Kreisen des AK Treuhand zu hören, dass es im Winter einen weiteren, besser organisierten Versuch geben soll, und steter Tropfen mag den Stein höhlen. Wenn zudem bis zum Winter klar sein sollte, dass weitere Studiengebühren kommen, mögen mehr Studierende bereit sein, ihre Angst zu vergessen und den Kampf gegen die Kommerzialisierung der Hochschulen aufzunehmen. Bis dann bleibt nur, den AktivistInnen des AK Treuhand für ihren Einsatz zu danken und ihnen viel Glück fürs nächste Mal zu wünschen.

Nachtrag (18.7.2003): Bis Mitternacht des 17.7. sind schließlich noch 713 Überweisungen aufs Treuhandkonto eingetrudelt; mensch darf davon ausgehen, dass damit alle Überweisungen, die vor Ablauf des Quorums in Auftrag gegeben wurden, erfasst sind. Die Weiterüberweisung der Einzahlungen an die Uni soll am Montag stattfinden.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 05.12.2003, 03.01.2004

Pop-Akademie, nackte Gier, Rituale, Hausnummern und Schlüsselkompetenzen

Wusstet Ihr schon... (16.07.2003)

...dass die tolle Pop-Akademie Mannheim, die jüngste "Privat"-Uni des Landes und von der ja so schrecklich leeren öffentlichen Hand mit knapp 4 Millionen Euro gefördert, ein Riesenhit ist? Angeblich haben sich 700 Studis am Auswahlverfahren für die 55 Studienplätze beteiligt. Kaum zu glauben: Es gibt sogar Fotos von der Auswahl auf der Webseite der -- äh -- Eliteschmiede. Immer noch nicht bekannt ist, ob (a) die KandidatInnen bereits Gebühren fürs Auswahlverfahren zahlen mussten (wie derzeit von der Uni Heidelberg geplant) und (b) wie viel sie für ihr "Studium" so zahlen müssen.

...dass Gier bei Verkehrsverbünden nicht unüblich ist? Nicht nur in Heidelberg werden die Preise für Studitickets exorbitant in die Höhe geschraubt, auch in Jena stieg der Preis für das dortige Ticket (das dort komplett im Sozialbeitrag enthalten ist, dafür auch ein viel kleineres Gebiet als unser VRN-Studiticket abdeckt) von 19.95 EUR im Sommersemester 1997 auf jetzt 36.10 EUR. Und auch in Jena mehren sich die Stimmen, die bei derartiger Abzocke ein Ende des Deals fordern. "Fliegen ist billiger" überschrieb unsere Partnerzeitung Akrützel eine einschlägige Grafik...

...dass nicht nur an der Uni Heidelberg die Wiederkehr rückwärtsgewandter Rituale mit der Rückwendung zu längst vergessen geglaubten inhaltlichen und organisatorischen Konzepten (nehmen wir Studiengebühren oder Verschulung a.k.a. Bachelor) einhergeht? Nein, auch in Berlin, wo der Muff von tausend Jahren seinerzeit am nachhaltigsten hochgepustet worden war (und das jetzt auch Studiengebühren, Klausuren und Bachelors hat), wurde die "Amtskette" des FU-Präsidenten aus irgendeiner Schublade gekramt, in der sie Ende der 60er verschwunden war. Bei der bevorstehenden Amtsübergabe von Peter Gaethgens an Dieter Lenzen soll eben auch sie übergeben (aber, anders als in Heidelberg, noch nicht umgehängt) werden. Dazu fällt Uwe Wesel, der 1969 als Vizepräsident diesen Unsinn abgeschafft hatte, nur eins ein: "Lächerlich". Warum emiritieren sie solche Leute und nicht lieber die Frühgreise von heute?

...dass wir die Nummer 5 sind? Oder auch die Nummer 10, oder irgendeine andere Nummer. Dies geht wieder mal aus einem Ranking hervor, diesmal dem DFG-Förder-Ranking 2003, und je nach dem, wie mensch die Zahlen liest, kommt halt irgendwas raus. Mensch darf davon ausgehen, dass im Rektorat schon fleißig gebastelt wird, um aus den Zahlen zu belegen, wie toll exzellent und spitzenplätzig doch gerade die Uni Heidelberg sei. Glaubt den Jungs nicht -- sie lügen sich ihre Welt halt wie gewohnt zusammen so gut sie können.

...dass das Studentenwerk "für sofort eine(n) Betriebsleiter / in" für das neu eröffnete "Zeughaus (Event-Restaurant und Kulturtreff für Studierende)" sucht? Voraussetzung ist neben Kreativität und Durchsetzungsvermögen mindestens eine Ausbildung zum Koch. Somit wäre geklärt, warum Gerüchten zufolge die kundenorientierte Gestaltung des neuen Heidelberger Kulturzentrums einige Effizienzprobleme aufweist -- die Redaktion empfiehlt dem Studentenwerk, auch auf die Bierzapffähigkompetenzen zu achten.

Walter I. Schönlein

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 03.01.2004

Uni Stuttgart will LA-Studium auf BA/MA umstellen

LABAMA in Stuttgart? (18.07.2003)

Im Juni sickerte durch, dass an der Uni Stuttgart die Geisteswissenschaften und Teile der Naturwissenschaften geschlossen werden -- und hierbei auch gleich die Lehramtsstudiengänge wegfallen sollten. Rasch kam es zu Protesten; es gab auch gleich die Protestseite im Netz mit dem programmatischen Titel Volluni.de. Am 16.7. wurden dann die Kürzungsbschlüsse tatsächlich gefasst, wenn auch mit Abschwächungen: so sollen zwar die bisherigen Lehramtsstudiengänge nach dem Wintersemester 2003/04 geschlossen werden, aber durch BA/MA-Lehramtsstudiengänge ersetzt werden. Dieser Beschluss des Senats bedurfte zwar noch der Zustimmung des Hochschulrats und sagen wir mal des Wohlwollens des Ministeriums, doch ist es in Stuttgart sicher wie in Heidelberg: wenn der Senat abstimmt, weiß er in der Regel schon, zu was der Hochschulrat und das Ministerium ihre Zustimmung verweigern würden. Vermutlich war der Unileitung vorher dezent angedeutet worden, mit welchen "Reform"konzepten welche Streichungen verhindert werden könnten...

Wie der Lehramtsbachelor oder -master aussehen soll, stand bei der Abstimmung noch gar nicht fest. Der Rektor erklärte am 17.7. im Südwestfunk, dass man in der nächsten Zeit Verhandlungen mit den zuständigen Ministerien aufnehmen werde. Er konnte aber schon von deren zustimmenden Signalen berichten, die letztlich vermutlich wichtiger sind als inhaltliche Überlegungen. Letztlich geht es aber vermutlich gar nicht um Inhalte. Die Stuttgarter Nachrichten vom 18.7. geben Rektor Fritsch wie folgt wieder: "Jetzt komme es darauf an, den Bachelor- und Master-Abschluss nach außen als qualitativ hochwertig zu transportieren, um ein Abwandern der Lehramtsstudierenden etwa an Unis in Tübingen oder Heidelberg zu verhindern." Das klingt stark nach einer Umetikettierung des Bestehenden -- ein beliebtes Verfahren, um rasch BA-/MA-Studiengänge einführen zu können.

Eigentlich will Baden-Württemberg aber festhalten am bisherigen Lehramtsstudium, jedenfalls, wenn mensch einem von unserer Pressestelle reproduzieren FAZ-Artikel glauben möchte. Bereits 2001 erklärte Minister Frankenberg in einem Gespräch, dass er keine BA/MA-Studiengänge für Lehramtsstudierende an den Unis wolle, da diese gerade erst reformiert worden seien (damals war das SPS gerade eingeführt worden). Zudem soll durch die Einführung lehrerbildender Zentren an den Schwächen der bestehenden Studiengängen gearbeitet werden. Vielleicht hat sich aber Frankenbergs Meinung -- mit der Zunahme einschlägiger Versuche in anderen Bundesländern -- inzwischen geändert und Stuttgart rettet seine Geisteswissenschaften, indem es die Einführung von "LABAMA" im Ländle lostritt. Für das Land jedenfalls haben BA/MA-AbsolventInnen einen Vorteil: da sie einen Uniabschluss haben und kein Staatsexamen, müssen sie nicht ins Referendariat übernommen werden, das Land kann sich künftige ReferendarInnen auswählen...

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 03.01.2004, 18.05.2006

Die Qualen bei der Einführung eines neuen Studiengangs

Modern, schlank, flexibel (22.07.2003)

Der folgende Artikel wurde uns von einem Studierenden der Computerlinguistik zugeschickt. Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass wir gestufte Studiengänge eigentlich für keine besonders gute Idee halten, zumal klar ist, dass sie eigentlich primär ein Trick zur Durchsetzung von Schmalspurstudiengängen für die dummen Massen sein sollen. An diesem Fall ist allerdings interessant, wie die ach so rührige und moderne Uni Heidelberg samt ihren reformierten und stromlinienförmigen Entscheidungsstrukturen sachlich wohlbegründete Reformschritte verschleppt. Und dass obwohl klar ist, dass jeder "moderne" Studiengang Pluspunkte in Stuttgart bringen kann - und obwohl im konkreten Studiengang auch klar ist, dass es hier nicht nur - wie in anderen Fächern derselben Fakultät - um halbherzige Entwürfe zur Erlangung eben der Pluspunkte geht...

Im Juli 2001 ließ der Senat der Universität Heidelberg in einer Pressemitteilung verlautbaren, dass man die Einführung eines neuen Bachelor- und Master-Studienganges für Computerlinguistik (CL) beschlossen hatte.

Diese Meldung, die in Tageszeitungen, Fachblättern und auf der universitätseigenen Homepage zu lesen war, bedeutete für viele Computerlinguistik-Studierende damals die Rettung in der Not: Obwohl die Computerlinguistik schon von ihrer Natur aus interdisziplinär angelegt ist, konnte man sie in Heidelberg bislang nur als Magisterhauptfach bzw. -nebenfach studieren. Nun endlich wurde es möglich, CL nachhaltig und intensiv zu studieren, ohne sich mit der stupiden Magisterprüfungsordnung (kein Abschluss ohne Latinum!) oder einem ungeliebten zweiten Hauptfach herumschlagen zu müssen.

Bei den Computerlinguistik-Studierenden war damals eine große Feier angesagt: Schon immerhin zwei Jahre lang hatte man einen frustrierenden Kampf gegen die Windmühlen der Verwaltung und den Widerstand der eigenen neuphilologischen Fakultät gekämpft -- und endlich schien dieser Kampf gewonnen.

Was macht man, wenn man CL im Magister studiert, sein zweites Haupfach nicht übermäßig interessant findet, sich am liebsten vollständig der Computerlinguistik widmen würde und eine solche Pressemitteilung liest? Ganz richtig, man lässt alles liegen und stehen, "parkt" auf seinem zweiten Hauptfach und studiert nur noch CL.

Jetzt, zwei Jahre später, lassen sich die ersten Studierenden, die solche Strategien verfolgt haben, ohne Abschluss exmatrikulieren, andere wandern, ebenfalls ohne Abschluss, an andere Universitäten ab, und etliche ausländische Studierende stehen davor, ohne Abschluss in ihr Heimatland zurückgeschickt zu werden. Warum? Weil sie den Fehler gemacht haben, einer offiziellen Presseerklärung der Universität Heidelberg Glauben zu schenken.

Denn der BA/MA-Studiengang Computerlinguistik existiert immer noch nicht.

Was ist passiert? Das ist gar nicht so einfach zu erklären, und doch wollen wir den Versuch wagen.

Computerlinguistik, das ist der Versuch, Computer und natürliche Sprache einander näher zu bringen, dem Computer beizubringen, natürliche Sprache zu analysieren und letzten Endes zu verstehen. Es liegt auf der Hand, dass ein solches Unterfangen eine recht seltene Kombination an Interessen und Fähigkeiten vorraussetzt: Studierende sollten sich für Sprache interessieren, aber auch programmieren können. Und das beides nicht nur irgendwie gerade mal so ein bisschen, sondern viel eher wie eine Informatikerin und ein Linguist in einer Person.

Die Computerlinguistik ist in Heidelberg innerhalb der Neuphilologischen Fakultät angesiedelt. Diese Einordnung mag auf den ersten Blick durchaus sinnvoll erscheinen (denn es handelt sich um einen Zweig der Sprachwissenschaft), universitätspolitisch gesehen aber ist sie unklug. Denn die Computerlinguisten sind Außenseiter innerhalb der Neuphilologie -- niemand weiß so recht, was "die" eigentlich machen. Irgendwas mit Computern. Das ist seltsam. "Die" wollen, dass man ihnen das Latinum in der Prüfungsordnung erlässt. Das ist verdächtig. Und "die" wollen unbedingt mehr Professoren- und Mitarbeiterstellen ("die" sollen sich nicht so haben -- ein Professor auf 280 Studierende passt doch!). Das ist äußerst verdächtig. Man sieht schon: Computerlinguisten haben innerhalb ihrer Fakultät keine Lobby. Und die ist vonnöten, wenn man etwa einen neuen Studiengang einführen will. Lange Zeit scheiterte es einfach daran, dass die eigene Fakultät dagegen war und sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit sperrte, als "die" auch noch einen neuen Studiengang wollten. Erst 2001 kam der Umschwung. Warum, das lässt sich heute nicht mehr ganz präzise sagen, aber es ist wahrscheinlich, dass mehrere Faktoren dazu führten, dass der Fakultätsrat schließlich einwilligte:

  • Es mag sein, dass die damals sehr aktive Fachschaft Computerlinguistik einen nicht unbedeutenden Anteil am Beschluss hatte.
  • Professor Hellwig, der Inhaber des Lehrstuhls selbst, setzte sich schon seit Jahren mit immenser Leidenschaft für den neuen Studiengang ein.
  • Eine Demonstration von über einhundert CL-Studenten vor der Fakultätsratsitzung in der neuen Aula könnte auch zum Umdenken beigetragen haben. Zwar regte sich ein Professor darüber auf, dass Hellwig seine Studenten nicht unter Kontrolle hatte und diesen vom Grundgesetz zugesicherten Akt der freien Meinungsäußerung nicht zu verhindern vermochte, aber im Großen und Ganzen wurde die Demonstration mit viel Sympathie aufgenommen.
  • Auch das Kapern der Institus-Homepage, auf der plötzlich jeder Besucher in signalgrüner Schrift auf düsterem Schwarz lesen konnte, dass die CL-Studenten jetzt endlich einen vernünftigen Studiengang haben wollen, könnte Wirkung gezeigt haben.

Was es auch letzten Endes war -- plötzlich schien alles in bester Ordnung zu sein, es musste nur eine Studienordnung her. Auch das war kein Problem, denn Hellwig hatte schon längst eine Studienordnung vorbereitet, die nur darauf wartete, vom Senat abgesegnet und an das MWK weitergeleitet zu werden.

Und dann begann die große Hinhalte-Scharade, die, wenn sie weitergeführt wird, einer nicht unbedeutenden Anzahl an Studenten noch in diesem Jahr den Hals brechen wird. Die Studienordnung lag erstmal ein Jahr beim Dezernat 2 herum, ohne dass etwas geschah.

Erst als sich mehrere Studenten in einem Onlinechat auf mit dem Ministerium in Verbindung setzten, wurde klar, dass die Studienordnung das Ministerium überhaupt nie erreicht hatte [Anmerkung der Redaktion: Sie war durchaus beim Ministerium angekommen; dieses allerdings hatte an das Dezernat 2 verlauten lassen, es bestünden erhebliche Mängel, ohne genauer auszuführen, welche dies seien. Dies veranlasste auch offenbar niemanden, die CL zu informieren oder die Art der Mängel in Erfahrung zu bringen...]. Stattdessen erklärte Frau Reiher vom für Prüfungsordnungen zuständigen Uni-Dezernat ein paar Tage darauf plötzlich, die Studienordnung hätte ja schließlich gravierende inhaltliche Mängel und könne deshalb so nicht ans Ministerium gehen [Diese Darstellung ist so nicht ganz richtig, s.o.; der Schluss allerdings bleibt trotzdem richtig -- Red.]. Eine Aussage, die man nach einem Jahr als geringfügig verspätet bezeichnen kann.

Unnötig zu sagen, dass Reiher keine Auskunft darüber erteilen konnte, welche inhaltlichen Mängel das eigentlich waren. Wer jetzt lautstark "Skandal!" rufen will, möge sich bitte noch ein wenig zurückhalten, denn die Geschichte geht noch weiter.

Die Fachschaft hatte die Nase voll und startete eine Unterschriftenaktion. Ziel: Magnifizienz, der Rektor persönlich. Nun, über zweihundert Unterschriften lassen auch den Rektor nicht kalt, und so wurde gehandelt, ein Sündenbock gesucht und auch schnell gefunden: Professor Hellwig. Warum der? Nun, er war einfach unfähig gewesen, auf übersinnliche Art und Weise in Frau Reihers Gedanken einzudringen und herauszufinden, was ihr an der Studienordnung nicht passt -- dabei war das ja wohl das Mindeste, was man von ihm verlangen konnte!

Scherz beiseite -- der Rektor erklärte das Thema BA/MA umgehend zur Chefsache. Frau Reiher höchstpersönlich arbeitete zu diesem Zweck die Studienordnung komplett um -- mit dem Effekt, dass jetzt inhaltlich mehr oder weniger genau das Gleiche darin zu lesen ist wie in Hellwigs Version von vor zwei Jahren. Schließlich versprach der Rektor, der BA/MA-Studiengang würde an allen Instanzen vorbei im Sommersemester 2003 eingeführt werden.

Denksportaufgabe: Welcher im obigen Text erwähnte Studiengang wurde im Sommersemester 2003 an der Universität Heidelberg natürlich nicht eingeführt?

Ganz genau.

Es gibt eine Theorie, die besagt, dass alles von vornherein ein abgekartetes Spiel war. Die Computerlinguisten und ihr rühriger Professor sind in der Fakultät nicht besonders beliebt und brauchen haufenweise Platz und Resourcen. Dieses Problem würde sich im Sommer 2004 automatisch erledigen, denn dann wird Hellwig emeritiert, und man würde ihn bei Nicht-Neubesetzung seiner Stelle zusammen mit seinem Studiengang auf bequeme Art und Weise loswerden. Leider kamen die BA/MA-Planungen dazwischen -- also musste man Zeit gewinnen, bis sich das Thema erledigt hätte...

Im Prinzip ist es egal, was eigentlich genau gespielt wurde. Das Wichtige ist nur: Einer nicht unbedeutenden Anzahl von Studenten der Universität Heidelberg werden seit zwei Jahren mit dubiosen Machtspielchen Zukunftsperspektiven genommen. Man könnte natürlich anführen, zwei Jahre seien nicht so viel Zeit. Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass viele Studierende schon seit den ersten Gerüchten über den BA/MA-Studiengang (anno 1999) mit dem Gedanken spielen, sich bei Verfügbarkeit umzuschreiben. Aber es besteht auch Hoffnung: Angeblich kommt der BA/MA-Studiengang jetzt "ganz sicher" im nächsten Wintersemester.

Es soll Studierende geben, die das tatsächlich glauben.

Nachtrag (20.8.2003): Die Skepsis unseres Gastautors war überaus berechtigt. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass der Studiengang wohl wirklich nicht zum Wintersemester kommen wird, diesmal, weil die LRK derzeit eine Kommission zur Erarbeitung von Empfehlungen für die "kleinen Fächer" im Land eingesetzt hat und deren Entscheidung (die ja durchaus sein könnte, die Heidelberger Computerlinguistik dicht zu machen) nicht vorgegriffen werden soll. Es scheint also, dass es frühestens Ende des Jahres weitergehen kann -- dann nämlich sollte diese Kommission ihren Bericht vorgelegt haben.

Nachtrag (5.12.2003): Vor ein paar Tagen wurde aus Stuttgart signalisiert, einer rückwirkenden Einführung zum Wintersemester 2001/02 stehe nichts mehr im Wege. Das ist schön. Wenn auch für all die ExilantInnen mittlerweile etwas spät, denn diese können sich leider nicht rückwirkend um-immatrikulieren...

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 30.11.2003, 03.01.2004, 09.03.2005

Kein Stammessen in den Altstadt-Mensen während der Ferien

Preisexplosion (28.07.2003)

Das Studentenwerk scheint gegenwärtig eine Anti-PR-Kampagne ungeahnten Ausmaßes zu fahren. Während der Wirtschaftschef, bekennender Dauerkonsument von Handelsblatt-Propaganda des Typs "unsere Wirtschaft wird von Steuern und Sozialabgaben erwürgt", die bisher immerhin noch geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse in allerlei Studiprojekten gänzlich prekarisiert (so geschehen etwa bei URRmEL) und aus der Wohnheimverwaltung jüngst ein höchst bizarres Verbot einer regimekritischen Veranstaltung in den Leimener Studiwohnheimen kam, soll jetzt offenbar dem hässlichen neuen "Zeughaus" samt seinem teueren Freeflow-Konzept mit harter Hand Popularität verschafft werden: Ab heute und bis Anfang Oktober soll es in der Heidelberger Altstadt kein Stammessen mehr geben.

Obwohl bereits das Mensablatt vom Juli angekündigt hatte, die Triplexmensa bleibe in den Sommerferien geschlossen, kam dies doch etwas überraschend, denn diese Konsequenz war selbst vom bekanntermaßen in allerlei Schnieko-Projekte verliebten Geschäftsführer Gutenkunst eigentlich nicht zu erwarten.

Und doch: Wer sich heute vom Studentenwerk verköstigen lassen und nicht ins Feld fahren wollte, hatte die Wahl zwischen Eat and Meet in der Triplexmensa und eben dem "Kalt/Warmen Buffet" im Zeughaus, zu 75 Cent pro 100 Gramm. Und auch wenn das Essen auf diesem Buffet etwas besser ist als das, was mensch vom Stammessen gewohnt ist, wird mensch wohl zwischen 50 und 100% mehr bezahlen dürfen, will mensch für das übliche Post-Mensa-Gefühl sorgen.

Laut Auskunft einer Kassiererin ist dies Absicht, denn immerhin gebe es ja die Gerichte aus dem Speiseplan (heute: Kartoffeltaschen oder Puten-Cordon-Bleu, wir haben darauf verzichtet, diese Auskunft zu überprüfen), es koste halt nur mehr. Da Ulrike Leiblein, bei der Studiwerks-Geschäftsführung zuständig für Mensen, heute ebensowenig verfügbar ist wie ihr Chef, gibt es noch keine offizielle Version oder gar Erklärung des ganzen Manövers. Wir werden sehen, ob es morgen eine gibt.

Derweil hören wir aus Kreisen der FSK, eine Gegenaktion im Stil der Eintopf-Aktion von 1990 sei für die nächsten Tage im Marstall geplant. Damit sich niemand beschweren kann, soll ein eventueller Erlös dem Studentenwerk zugute kommen, das nach den exorbitanten Investitionen in das Zeughaus gewiss Liquiditätsprobleme hat. Wer sich beteiligen möchte, kann über die Redaktion Kontakt zu den AktivistInnen bekommen.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 29.07.2003, 10.09.2003

Die kleine Lösung fürs Essensproblem in der Altstadt

Geheimtipp: Eat & Meet (29.07.2003)

Auch heute gab es in der Altstadt kein Stammessen vom Studentenwerk. Das soll sich allerdings bald ändern, denn hinter dem bereits gestern beklagten Mangel steckt keineswegs Strategie, sondern lediglich ein Versehen. Das Studentenwerk wollte eine der Altstadtmensen schließen, weil sich der Betrieb beider in der vorlesungsfreien Zeit nicht lohnt und übersah, dass das Angebot im "Zeughaus" keineswegs alle Interessierten zu befriedigen in der Lage ist.

Leider eignet sich aber das Marstallgebäude nach dem Umbau nicht mehr wirklich zur Ausgabe der normalen Mensakost, und Eat&Meet in der Triplexmensa ist zu klein, um eine Ausgabe aufzubauen. Wollte mensch also ein volles Stammessen nach Speiseplan ausgeben und nur eine Mensa offen halten, müsste das tolle Zeughaus geschlossen werden, was offenbar nicht in die Unternehmenspolitik des Studentenwerks passt. Um dennoch bezahlbares Essen anzubieten, soll, so hat es die Geschäftsführung heute beschlossen, zumindest das "Tagesmenü" ab morgen im Eat&Meet verfügbar sein, zum gewohnten Preis von gut zwei Euro.

Diese Lösung ist zwar sicher nicht optimal, zumal das Ambiente des Marstallhofs im Sommer schon viel netter wäre, bietet aber immerhin auch Studierenden, die keine fünf Euro ausgeben wollen oder können, um satt zu werden, eine Möglichkeit, dies dem Studentenwerk zu überlassen. Übrigens ist Eat&Meet auch sonst etwas näher an den ursprünglichen Aufgaben des Studiwerks; eine Beschäftigte dort sagte heute: "Drunt [i.e. im Marstallhof, Red.] is alls teuer -- hier is' billisch". Was so vielleicht nicht stimmt, aber das Motto für Altstadtstudis in diesen Sommersemesterferien werden könnte.

Tipp der Redaktion: Vielleicht könnten die Bierbänke vom Triplex-Balkon in den Hof gestellt werden. Das wäre eine wirklich kostengünstige Aufwertung des Standorts Triplex...

Nachtrag (30.7.2003): Beim Probeessen heute stellte sich heraus, dass das Studiwerk die Wahrheit ein wenig frisiert. Es gibt zwar ein Essen für 2.10 im Eat&Meet, aber leider handelt es sich keineswegs um das speiseplangemäße "Tagesmenü", sondern um, na ja, halt irgendwas für 2.10 und ohne Beilagen. Dementsprechend gedeihen die Planungen für eine Gegenaktion nach dem großen Postklausur-Durchhänger weiter, die Redaktion stellt auf Anfrage gern Kontakt her.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 16.08.2003, 10.09.2003

Prüfungsgebühren, Studiengebühren, Privatunigebühren

Keine Sommerpause (30.07.2003)

Ob nun das Scheitern des Widerstandes gegen die "Verwaltungsgebühren" in Baden-Württemberg die MacherInnen der Bildungspolitik mutig gemacht hat oder ob nur die alten Pläne durchgesetzt werden: Es rumort auch mitten im Sommerloch weiter an der Gebührenfront.

So hat der Präsident der Uni Mainz am 25.7. auf einer Senatssitzung durchblicken lassen, er plane jetzt schon fest Gebühren zwischen 50 und 100 Euro für ausländische StudienbewerberInnen sowie Leute, die in lokale Auswahlverfahren gezwungen werden. Eine "Investition in eine gute Chance auf universitäre Bildung" sei das -- bemerkenswert, dass diese Gebühren diesmal nicht ins eigene Humankapital gehen sollen (das kennen wir ja schon), sondern nur noch in eine "Chance", und noch nicht mal auf Kapitalerhöhung. Der Rektor der Uni Heidelberg verfolgt derartige Pläne bekanntlich auch schon länger.

In Nordrhein-Westfalen dagegen waren Rückmeldegebühren im letzten Jahr an massiven Studiprotesten gescheitert, Strafgebühren (dort in Höhe von 650 Euro) wurden aber im Januar 2003 beschlossen, wenn auch nur als Übergangslösung, bis "bessere" (für wen wohl?) Gebührenmodelle, namentlich Studienkonten, spruchreif sind. Die FH Köln verschickte dann schon mal frohgemut Gebührenbescheide, obwohl die entsprechende Rechtsverordnung wohl noch etwas auf sich warten lässt. Nach Klagen des ABS musste nun Hannelore Kraft, die zuständige Ministerin, die Hochschulen zurückpfeifen: Ohne Rechtsverordnung geht da nichts. Dies war schon die zweite Gebührenpleite für die Ministerin innerhalb eines Monats, denn kurz zuvor hatte sie Pläne, die Gebühren für verspätete Rückmeldungen und verlorene Studiausweise auf satte 25 Euro anzuheben, per Rundschreiben zurückziehen müssen. So haben wir das gern.

Solltet ihr euch schließlich fragen, was aus euren Studiengebühren geworden ist: Die 40 Euro würden, blieben sie an der Uni, in die Lizenzkosten für das SAP R/3-System fließen, das auch nach Jahren des Rumfrickelns alle Beteiligten eigentlich nur unglücklich macht. Aber: Dieses Geld kommt letztlich der Stiftung von SAP-Gründer Klaus Tschira zugute, und diese sponsort jetzt ganz neu die "International University" in Bruchsal. Dieses Privatuni-Prestigeprojekt des MWK, von diesem mit mindestens 5 Millionen Euro gefördert, schrammte nämlich trotz des Stuttgarter Geldsegens mitsamt seinen 200 Studis nur knapp an der Insolvenz vorbei und wird, dank des SAP-Geldes und natürlich eines neuen Businessplans noch ein wenig weiterwurschteln. Da weiß mensch, wofür so gekürzt wird.

Das eigene kleine Prestigeprojekt der Unis Heidelberg und Mannheim, die "Akademie für Weiterbildung", hat demgegenüber schon aufgegeben. Diese "Akademie" hätte Leute aus der Industrie in von Uni-MitarbeiterInnen gehaltene Kurse ziehen sollen, für hohe Gebühren versteht sich. Gelohnt hat sichs nicht, die Kaufleute von der höheren Handelsschule in Mannheim hatten das Ding schon vor ein paar Monaten aufgegeben, das Heidelberger Rektorat hat noch etwas länger gebraucht, um zu merken, dass ihr Businessplan nicht aufgeht -- oder passt es einfach nur nicht ins Profilkonzept, sich neben elitärer Spitzenforschung auch mit breiter Massenfortbildung zu befassen? Die Homepage dieses hochvirtuellen Ladens hat von alledem noch nichts mitbekommen, dort steht immer noch:

Unser Weiterbildungsangebot vereinigt die steigende Nachfrage nach praxisorientierter Weiterqualifizierung und wissenschaftlicher Weiterbildung. Aktualität, ein wissenschaftlich hohes Niveau und Interdisziplinarität charakterisieren unsere Veranstaltungen. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse werden direkt für die berufliche Praxis nutzbar gemacht.

Die Veranstaltungen werden von Professoren der Universitäten Heidelberg und Mannheim sowie von erfahrenen Führungskräften aus der Wirtschaft geleitet. Somit wird eine größtmögliche Kompetenz der Lehrenden gewährleistet.

Ein internationales Netzwerk sichert diesen Standard in allen Programmen der Akademie für Weiterbildung

Natürlich mittlerweile alles Lüge, aber diese Pleite scheint der Redaktion auch ein klares Zeichen zu sein: Ganz offenbar lässt sich selbst in der Dienstleistungsgesellschaft nicht jedes bizarre Konzept auf Dauer halten.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 12.11.2003, 03.01.2004, 09.01.2004


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