Murks von den Inseln der Exzellenz (03.04.2002)

Aus allen Ministerien kommt einhellig der Ruf nach mehr Exzellenz oder Spitzenleistungen oder ähnlichem Quatsch. Klar ist jedoch, dass die so herbeigesehnten Besten einen großen Bogen um die Ministerien machen; ähnliches gilt vermutlich für die Zweit-, Dritt-, Viert- und Fünftbesten. Zu unserem erheblichen Bedauern lässt sich daraus jedoch nicht schließen, dass die Ministerien verwaist wären.

Unter dem Murks, der uns aus den Ministerien in den letzten Wochen erreichte, fiel etwa das Faksimile eines Zuschlagsbescheids auf, mit dem das Finanzministerium Baden-Württembergs ein hier ungenannt bleibendes Unternehmen beauftragt, sich um die "Betankung der Software" zu kümmern. Schade, dass wir nicht so schlau waren, uns um diesen Job zu bewerben.

Ein Tiefschlag in Sachen bürgerliche Bildung -- die uns ja immer am Herzen liegt -- kam derweil aus dem BMBF, in deren "Im Detail"-Broschüre vor viele platten Lügen und Halbwahrheiten ein Vorwort gestellt ist, das wiederum mit dem Halbsatz "Seit Galileo Galilei vor 400 Jahren den Lauf der Erde um die Sonne berechnte" beginnt. Das ist natürlich Unfug. Bahnberechnungen dieser Art mag mensch mit Kopernikus, Kepler oder Newton verbinden, aber jedenfalls nicht mit Galilei. Ein verzeihbarer Fauxpas, gewiss, käme er aus weniger berufenem Munde.

Und wo wir schon bei Murks sind: Wenn ihr "Psalmen oder Prophezeiungen studieren" wollt, könnt ihr dies -- entgegen einer anderslautenden Darstellung in "1Stein", dem Propagandablättchen des BMBF -- nicht auf der Homepage von Prof. Konrad Schmid. Der dort angeblich befindliche "Grundkurs Altes Testament" ist trotz einiger Verbesserungen seit Drucklegung des BMBF-Blättchens nach wie vor kaum mehr als eine grobe Themenübersicht über eine Vorlesung gleichen Namens. Auch die "angehenden Informatiker" aus Heidelberg, die laut 1Stein vor ihren Computern per Videokonferenz live Vorlesungen in Mannheim verfolgen, wird man vergebens suchen -- die Grundidee von AOF ist halt eine andere...

Diese Liste könnte weitergehen. Wir verzichten aber lieber darauf, denn eine umfassende Studie über Murks aus den Ministerien würde gewiss nur dazu führen, dass Arbeitgeberpräsidenten, Bildungsministerinnen, Bürgermeister, Groß- und Kleinunternehmer, Gewerkschaftsexpertinnen, Ehrensenatorinnen und Rockmusiker befinden, der Weg auch aus der Misere erfordere zwingend Studiengebühren, eine Heraufsetzung des Rentenalters, die Eindämmung der Asylantenflut sowie schärfere Gesetze zur inneren Sicherheit und ein Verbot von Dosenpfand. Und diese Diskussion brauchen wir ja nun wirklich nicht mehr im dritten Jahrtausend.

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Weiterhin viel Erfolg... (03.04.2002)

...wünscht Rektor Hommelhoff den DoktorandInnen der Uni Heidelberg bei ihren Promotionsvorhaben in einem Schreiben vom 18.3. Weiterhin viel Erfolg wünschen wir dem Rektorat bei ausnahmsweise mal eher studifreundlichen Mauscheleien sowie dem MWF bei seinen gewohnt dilettantischen Versuchen, das UG mit mehr Folterinstrumenten anzureichern.

In diesem Fall geht es um den verordneten Rausschmiss von DoktorandInnen, über den wir im Februar berichtet hatten. Offenbar hat sich das Rektorat etliche unserer Einwände zu Herzen genommen und informierte die betroffenen DoktorandInnen schon am 4. März, dass das Rektorat am 27. Februar beschlossen habe, sie würden nicht exmatrikuliert, weil gerade noch eine Anfrage an das MWF laufe und dessen Reaktion abgewartet werden solle (nebenbei bemerkt hätten wir dem Rektorat abgeraten, hier zu warten, da das MWF nicht gerade für blitzartige Reaktionen bekannt ist).

Zu dieser erfreulichen Nachricht gesellte sich zwei Wochen später eine weitere, in der zu lesen stand, die Uni wolle "die Immatirkulation von Promotionsstudierenden gemäßt § 54 Abs. 4 UG (in der derzeit geltenden Fassung) nicht anwenden." Das ist zwar nett, mensch fragt sich aber, ob die Begründung, diese Sozialleistung erfolge "im Hinblick auf eine geplante Änderung des Universitätsgesetzes zum 01. Januar 2003 [...] und wegen des Fehlens einer Härtefallregelung in der derzeit geltenden Fassung des § 54 Abs. 4 UG" nicht auch in anderen Fällen Anwendung finden konnte und könnte -- Studien- und Einschreibegebühren, die Orientierungsprüfung und Zwangsberatung oder Zwangsexmatrikulation (jetzt mit B/M-Studiengängen groß im Kommen) fallen uns da ohne weiteres Nachdenken einfach so mal ein.

Aber: DoktorandInnen haben offenbar den ersten Schritt zur Menschwerdung in der Habilitation schon gemacht und damit auch Anspruch auf einen kurzen Gedanken der Damen und Herren in der Alten Uni. Ihr anderen, die ihr wohl nur niedere Weihen empfangen werden: Zahlt, büffelt und fliegt.

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Weiterhin Erfolg mit neuem Chef (05.04.2002)

Auf Bundesebene treffen sich die Hochschulrektoren gern in der HRK, um markige Sprüche und hochtrabende Pläne zu formulieren -- immer streng konservativ, versteht sich, und zumeist mit einer dezidiert studifeindlichen Note. Ein analoges Gremium gibt es auch auf Landesebene, und wenn mensch auch sonst nicht allzu viel davon hört in diesen Tagen, ein neuer Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz ist dann schon eine Pressemitteilung wert.

Der neue Mann, der Ingenieur Dieter Fritsch von der Uni Stuttgart, will sich, so diese Pressemitteilung, auf drei zentrale Themen stürzen: die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die Umsetzung des neuen Dienstrechts und die Internationalisierung der Universitäten. Die Betroffenen sollten sich schon jetzt entweder ducken oder den Widerstand vorbereiten.

Denn die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses soll weniger der Wissenschaft als vielmehr der Industrie dienen: Promotionsstudiengänge orientiert an den Bedürfnissen der Wirtschaft werden da angekündigt. Worum es bei der Internationalisierung gehen soll, ist wohl an Fritschs Diktum "Die Spitzenwissenschaftler, die wir heute anwerben, bilden die Innovatoren und Unternehmensgründer von morgen aus" abzulesen, und was die Reform des Dienstrechts angeht, ist eigentlich gar nicht mehr bemerkenswert, dass Fritschs einzige Sorge ist, ob die Landesregierung in der Umsetzung der Reform auch ausreichend Geld bereitstellt, um die tollen Spitzenkräfe auch ordentlich dotieren zu können. Um ganz offen zu sein: Die Landesregierung wird das tun, und das Geld dafür wird ganz sicher aus sinnvolleren Projekten abgezogen.

Oh, außerhalb des Fokus' des neuen LRK-Chefs ist die 6. HRG-Novelle, die sich ja -- im Gegensatz zur Dienstrechtsreform der 5. HRG-Novelle -- vor allem mit Studis beschäftigt. Nebenbei erwähnt werden die Berliner Pläne in der LRK-Pressemitteilung aber doch, und zwar als wettbewerbsfeindlich. Woher diese Einschätzung kommt, bleibt offen. Aus Sicht der Redaktion deutet sie auf mangelnde Kenntnis des Bulmahn'schen Studiengebührengesetzes hin.

Immerhin: In der Horrorshow der profitorientierten Unis kommt das Wort PISA nicht vor. Darüber muss mensch sich nicht wundern, denn bei LehrerInnen ist die Ausbildung durch die erwähnten "Spitzenwissenschaftler" eh nicht mehr zu merken. Für sie reicht es wohl, PISA schreiben zu können.

Mit Blick auf die Wahl der Schwerpunkte des neuen LRK-Chefs sei in diesem Zusammenhang angemerkt: Keine Universität im ganzen Land verfügt über ein nennenswertes Fachdidaktik-Angebot - Lehrstühle dafür gibt es gar nicht. LehrerInnen sind einfach so viel weniger sexy als "Spitzenwissenschaftler".

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Liebe Erstis... (10.04.2002)

Herzlich Willkommen an der Ruperto Carola -- so der Name, den Menschen, die den Kalender gern ein paar hundert Jahre zurückdrehen würden, der Uni Heidelberg geben -- wenigstens von der FSK und dem UNiMUT. Wie willkommen ihr sonst seid, werdet ihr im Zeitalter von Orientierungsprüfung und Gebührendämmerung dann schon noch merken.

Vorweg: Der Orientierung sehr zu Gute kommen die Ersti-Einführungen, die Fachschaften -- das sind engagierte Studis an den jeweiligen Fachbereichen -- und auch die Fachbereiche selbst zumeist in der ersten Semesterwoche durchführen. Eine (leider in diesem Semester besonders unvollständige) Zusammenstellung der Termine dieser Einführungen findet sich bei uns, und so ihr auf unserer Seite nicht fündig werdet, sucht ein wenig an den schwarzen Brettern eurer Fächer rum. Die Ersti-Einführung verpassen, zumal die der Fachschaft, ist ein kaum wieder gut zu machender Fauxpas.

Die Orientierung nach der ersten Woche behalten vor allem regelmäßige LeserInnen unserer bescheidenen Publikation; den UNiMUT gibt es zur Zeit nur am Netz. In unserer verdateten Gesellschaft ist das aber vielleicht kein so großer Nachteil mehr, zumal ihr unsere Artikel auch abonnieren könnt, gleich oben am UNiMUT aktuell. Der UNiMUT lebt, das ganz nebenbei, vom Mitmachen. Wer Lust hat, jenseits des Marlboro-Man ein wenig publizistisch tätig zu werden oder, fast besser, sich für ein Wiederauferstehen der Papierausgabe zu engagieren, ist zu unseren Treffen immer am Mittwochabend um 20 Uhr im Zentralen Fachschaftenbüro, Lauerstraße 1, zweiter Stock, eingeladen.

Ganz generell jedoch bietet das Studium jede Menge Möglichkeiten, sich für dies und das zu engagieren, von der Food-Coop Appel un'Ei bis zur Fahrradwerkstatt URRmEL, vom Chor x bis zum Theater y, vom "Dritte"-Welt-Laden bis zuGrupal. Ganz vorne auf der Liste der Initiativen, die ihr mit eurem Tatendrang beglücken solltet, ist aber eure Fachschaft, die sich drum kümmert, dass Studis in eurem Fachbereich (bzw. euren Fachbereich) nicht gänzlich unwillkommen werden.

Der Zusammenschluss der Fachschaften auf Uni-Ebene ist die oben schon als Kürzel erwähnte FSK, die Fachschaftskonferenz. Auch in ihr gibt es jede Menge Möglichkeiten, für sich selbst und andere aktiv zu werden. Die einfachste Möglichkeit, sich über sie schlau zu machen, führt wieder über die Fachschaften oder alternativ eines unserer oben angekündigten Redaktionstreffen.

Nicht vergessen wollen wir natürlich, euch auf das UNiMUT/FSK-Sozialhandbuch hinzuweisen, der unentbehrliche Wegweiser durch den Uni-Dschungel für Generationen von Studierenden. Die aktuelle Ausgabe ist leider noch nicht im Druck, steht aber im Netz, und zwar unter http://sozhb.fsk.uni-heidelberg.de.

Und noch ein Tipp, wenn auch ein nicht ganz so guter: Am Montag, 15.4., findet ab 9 Uhr die Ersti-Messe statt. Dort findet ihr allerlei Krankenkassen, Inis, Verkehrsbetriebe, Hochschulgruppen und auch den Rektor, der sich mit motivierenden Reden an euch wenden wird. Vorbeikommen lohnt sich vor allem im Hinblick auf Kugelschreiber und ähnliche Accesoires.

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Das neue Sozialhandbuch (10.04.2002)

Das Sozialhandbuch fürs Sommersemester 2002 ist fast fertig und, im Gegensatz zu den Jahren vorher, ziemlich gründlich überarbeitet worden. Ein paar Kleinigkeiten sind zwar noch zu machen, die Redaktion des Sozialhandbuchs fand aber, die Verbesserungen seien so wertvoll, dass es pünktlich zu Vorlesungsbeginn an die Öffentlichkeit muss.

Diese Öffentlichkeit ist vorerst nur die Netzgemeinde, die es unter http://sozhb.fsk.uni-heidelberg.de findet. Die Druckfassung wird voraussichtlich im Mai folgen.

Korrekturen und Verbesserungsvorschläge nimmt die Redaktion oder das das Sozialreferat dankend entgegen.

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Glotz im Samistad der Elite (13.04.2002)

Unter der Elite der Uni Heidelberg kursiert dieser Tage eine wild zusammengeschnipselte Kopie eines Artikels, den der von uns schon 1998 als Gebührenhetzer identifizierte SPD-"Bildungsexperte" Peter Glotz im Wochenblatt "Zeit" vom 4. April hat drucken lassen. In dieser Sorte von Samistad fragt mensch offenbar nicht nach dem Copyright. Oder darf es auf die Offenbarung überhaupt ein Copyright geben?

Bemerkenswert an dieser Diatribe ist zunächst wohl der Titel, "Raus aus der Zwangsjacke". Lasst ihn bloss drin, war die erschreckte Reaktion der Redaktion, bevor uns auffiel, dass die Psychiatrie nicht für Leute wie Peter Glotz gebaut wurde. Und so kann er guten Mutes sein Texteingabeprogramm bedienen -- von Textverarbeitung war in Glotzens Machwerk nicht viel zu merken.

Was hat er also eingegeben? Zum guten Anfang sei jedenfalls mal das Fliesenlegerargument erwähnt, das wir wiederum schon 1998 beklagen mussten. Das Argument geht etwa so: Reiche Leute zahlen ja heute keine Steuern mehr, und deshalb müssen die Kinder der armen Leute Studiengebühren zahlen, damit die Unis nach all den Umverteilungen überhaupt noch was zum Leben haben. Bei Glotz heißt das zwar "Unsozial ist es vielmehr, kleine Lohnsteuerzahler, die nie auch nur in die Nähe von Hochschulen kommen, immer stärker zu belasten, damit die Kinder der Mittelschicht gebührenfrei studieren können", aber an Formulierungsfragen wollen wir uns nicht aufhängen. Dabei versteht es sich von selbst, dass an der Hochschulferne der kleinen LohnsteuerzahlerInnen nix zu ändern ist, allein der Wille wäre ja so total 70er und sozialdemokratisch und damit nicht mehr konkurrenzfähig. Argumente dieser Qualität kommen in großer Zahl aus Glotzens Zwangsjacke. Hochinteressant etwa

"Das [ganz egal was] liegt am Prokrustesbett des öffentlichen Dienstrechts, an der bürokratischen Vereinbarungspraxis der Kultusministerkonferenz in Besoldungsfragen, der würgenden 'Kapazitätsverordnung' und dem aus all diesen Tatbeständen folgenden Regionalprinzip: Der deutsche Student studiert da, wo die Waschmaschine seiner Mutter steht"
Was? Wie genau ist der Zusammenhang zwischen der KapVO und der Waschmaschine der Mutter? Diagnose: Galoppierende Logorrhoe, Wortdurchfall.

Vielleicht sei zwischendurch eingeflochten, dass wir im Zusammenhang mit dem neuen Budgetierungsmodell der Uni Heidelberg feststellen mussten, dass die KapVO noch regelrecht dicke Bretter bohrt (cf. ganz unten im zitieren Artikel) -- aber Glotz, Dozent für "Kommunikations- und Medienmanagement", ist wohl für dicke Bretter nicht zu haben. Was lehrt dieser Mann nur seinen Studis?

Hoffentlich nicht die Darlegung von Gedankengängen, denn schon bei seiner ersten Forderung, nämlich der lokalen Auswahl, schreibt er, mensch wolle diese haben, weil: "Das macht Arbeit, erfordert konzeptionelles Nachdenken, kostet Stellen". Dass genau dies (bis auf die Sache mit Konzeptionen) Ziele moderner Hochschulreform sind, war schon immer der Verdacht der Redaktion. Glotz fällt als weiterer Vorteil der lokalen Auswahl immerhin noch ein, dass die Unis sich auf diese Weise ein eigenes Profil schaffen könnten. Was daran gut ist oder auch nur, was das mit lokaler Auswahl zu tun hat ("Unser Profil ist, dass wir nur Leute mit blauen Augen nehmen" -- "Bei uns kommt keineR unter Schuhgröße 43 rein"), bleibt natürlich offen.

In diesem Stil geht es weiter, Argumente sind, das demonstriert Glotz offen, von gestern, nämlich allem Anschein nach die Sache von "Studentenfunktionäre[n]", die "daherreden wie ihre Mütter und Väter aus der 68er-Bewegung". Vor allem sind sie wohl auch deshalb von gestern, weil es keine Argumente gibt, die belegen könnten, dass die "Entwicklungslinien", die Glotz als Sachzwänge herunterbetet, nicht aufhaltbar sind -- warum können die öffentlichen Haushalte quasi naturgesetzlich nicht mehr Geld für Unis ausgeben? Weshalb soll sich ein "internationaler Bildungsmarkt" entwickeln, ganz offenbar ausgestattet mit einem Expansionsdrang, der den der Aliens von Scott und Cameron locker schlägt? Weshalb erzwingt ausgerechnet die "Wissensgesellschaft" ein "kurzes Grundstudium", so, als bedeute Wissensgesellschaft, dass immer weniger gewusst werden müsse?

Aber wozu auch Argumente? In Zeiten, in denen einer wie Glotz seine verbale Menstruation verspürt, argumentative Ersatzflüssigkeit auf saugfähiges Hamburger Zeitungspapier fließen lässt und das konfuse Resultat genau von denen als die wiedergefundene Offenbarung gehandelt wird, die ein Horrorszenario von sabbernden Eliten und globalem Dummschwätzen durchaus erheblich befördern können -- in solchen Zeiten möchte man eigentlich nur noch lobotomiert werden.

Oder -- was wohl etwa gleichwertig ist -- bei der Zeit über diesen Quatsch diskutieren.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 26.11.2003, 06.07.2005

Freiheit stibt mit Sicherheit (13.04.2002)

[Image: Dieser Asylantrag hat keine großen Aussichten]

Die innere Sicherheit hat viele Gesichter: Da werden auch in Heidelberg nach einer ohnehin nur demonstrativen Hausbesetzung Speichelproben zur DNS-Analyse genommen und später mit Spuren an Plakaten verglichen; die OB verspricht 24-Stunden-Service zum Entfernen von Grafitti; am Bahnhof braucht mensch mit der falschen Hautfarbe oder Frisur nicht lange auf eine Personalienkontrolle zu warten; Kameras, von Privatunternehmen wie von der Polizei aufgestellt, erfassen immer größere Teile des öffentlichen Raums; nicht erst im Zuge der Rasterfahndung geht jede Orientierung verloren, wer welche Daten hat und was mit ihnen geschieht; der Umstand, dass gerade du diese Seite liest, mag gerade in diesem Moment einen Computer beim BKA in Wiesbaden beschäftigen, oder im Zweifelfall auch einen der NSA in Bad Aibling; Verfolgte jeder Art brauchen nicht mehr zu hoffen, aus dem "extraterritorialen" Gebiet des Frankfurter Flughafen herauszukommen; die wachsende Zahl obdachloser Menschen wird immer stärkeren Repressionen ausgesetzt; desorientierte Bürger verfallen in einen Rausch von Denunziation -- hinter jeder Normverletzung scheint schon der Untergang des aufgeklärten Abendlands zu lauern.

Nicht erst seit nach dem 11.9. alle Grenzen der Verletzung der informationellen Selbstbestimmung niedergerissen scheinen, beschäftigen sich linke Gruppen -- traditionell nach AusländerInnen das zweipopulärste Ziel von Lausch- und Repressionsaktionen -- mit diesem weiten Feld. Für heute hatte die AIHD einen "Aktionstag" am Akademieplatz angekündigt, der mit Infostand, Redebeiträgen und Agitproptheater der KonsumentInnenschar näherbringen wollte, dass Orwells 1984 kaum mehr als Dystopie gelten darf. Ihr Erfolg hätte größer sein dürfen, denn nur wenige BürgerInnen wagten einen zweiten Blick auf die bunte Schar. Das kleine Agitproptheater, das die Zusammenhäge zwischen der Überwachungsgesellschaft, der Privatisierung des öffentlichen Raums, dem Polizeistaat und der Festung Europa quasi multimodal umsetzte, konnte dann aber doch den einen oder die andere aus dem Kaufrausch reißen.

Erhebliche Aufmerksamkeit bekam der Infostand aber von einem Teilnehmer der gleichzeitig durch die Stadt ziehenden Demo für "Frieden und Gerechtigkeit für Palästina". Als am Stand ein "Friede auch für Israel"-Transparent aufgezogen wurde, fühlte dieser sich bemüßigt, die Antifas zu bespucken, bevor er von den OrganisatorInnen der Demo zur Vernunft gebracht werden konnte. Wer das verstehen will, möge bei telepolis nachlesen -- und versichert sein, dass die dort beschriebenen Zeloten nicht mehr in Heidelberg aktiv sind.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 25.05.2002

Erstsemesterbegrüßung dieses Jahr nur zweitklassig (15.04.2002)

Wie jedes Semester gab es auch heute ab 9 Uhr in der neuen Uni Erstimesse mit kostenlosen Kugelschreibern, Theaterkarten, Zahnbürsten sowie zumeist auch nicht allzu wertvollen Worten von Rektor und Oberbürgermeisterin. Rektor und Oberbürgermeisterin? Weit gefehlt, denn statt Rektor kam nur eine Prorektorin -- Silke Leopold, bekannt als tapfere Streiterin für die Rettung solider Lateinkenntnisse der Studierenden -- und statt der Oberbürgermeisterin kam nur ein einfacher -- wenn auch erster -- Bürgermeister, der vielen älteren Semestern noch als Ober-Studienberater bekannte Raban von der Malsburg.

Gleich zwei der drei Hauptattraktionen fielen also ins Wasser, was vielleicht erklärt, warum nur rund 300 Erstis ihren Weg in die somit nicht wirklich gut gefüllte Aula der Neuen Uni fanden. In früheren Jahren hatte der horror vacui die Unileitung ja bewogen, die Veranstaltung in die -- kleinere und pompösere -- Alte Aula zu verlegen, dieses Semester war sie nicht so schlau gewesen. Aber zurück zu den Hauptattraktionen: Die dritte, nämlich die Erstirede der FSK, wie immer mit kabarettistischer Einlage, erfüllte die in sie gesetzten Erwartungen, wenn auch Teile der Redaktion und ihre Mitbewohnerinnen eine gewisse Tendenz zur Hausbackenheit zu wittern glaubten. Verglichen mit den Ausführungen der zweitklassigen Attraktionen war sie aber doch ein exzellenter Glanzpunkt.

Denn wer möchte schon hören, dass die Uni Heidelberg den "Namen Universität noch [!] verdient", womit wohl gemeint ist, dass sie "noch" ein breites Fächerspektrum abdeckt? Wer braucht Gemeinplätze über die Schädlichkeit von Monokulturen, die schon ahnen lassen, dass hinter der nächsten Ecke Geschwätz über Profilbildung wartet? Will mensch wirklich hören, dass wir "alle die Schullaufbahn durchlaufen" und dabei "ganz klein in der fünften Klasse angefangen" haben? All dies war von Silke Leopold zu hören, die die ihr Desinteresse durch Abwesenheit demonstrierenden Studiendekane mit Kommissionssitzungen entschuldigte (wer von einer parallel tagenden Kommission weiß und uns Belege liefert, erhält einen 5-Euro-Einkaufsgutschein für Appel un'Ei), aber immerhin in der Tradition ihrer Vorgänger empfahl, "Engagement zu zeigen", selbst wenn es dann ein oder zwei Semester länger dauert. Also: Selbst die Prorektorin ruft nach eurer Mitarbeit beim UNiMUT.

Bürgermeister Malsburgs Rede war danach eine positive Überraschung. Sein Wechsel ins Rathaus scheint eine künstlerische Ader zum Vorschein gebracht zu haben, denn er versuchte es mit Dada der Art "Pfaffengrund wird von den Heidelbergern immer als Industrieort abgetan, aber Pfaffengrund ist schön" oder "Ich war damals auch etwas schüchtern, der eine oder andere von Ihnen ist das vielleicht auch." Sehr apart, auch wenn Malsburg während des arg überschwurbelten Exkurses über die VWL, chinesische Studierende und Verhandlungen der Stadt mit der Bahn um billigen Wohnraum etwas weniger dick hätte auftragen können.

Fazit: Wer nach dieser Begrüßung nicht davongelaufen ist, hat gute Aussichten, diese Universität ohne bleibende Schäden auch auf mittlere Frist auszuhalten.

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Der Fluch des Ruhms (17.04.2002)

Seit gut drei Wochen ist der altbekannte UNiMUT Schwobifying Proxy Opfer eines typischen Internet-Schneeballeffekts; irgendwer sagte es strategisch irgendwem anders weiter, langsam stiegen die Zugriffszahlen, bis schließlich irgendwann eine "große" Webseite auf uns aufmerksam wurde. In unserem Fall war das die Titanic, die am letzten Freitag an prominenter Stelle zu uns linkte. Seitdem haben wir statt vielleicht 2000 Hits am Tag plötzlich etliche 10000 -- heute etwa von 0 bis 21 Uhr bereits 52000, eine Welle, die dadurch verstärkt wird, dass allerlei Aquaristenvereine und Bikerbanden verschwäbelte Links auf ihre Webseiten oder die ihrer Feinde setzen. Wir haben allen Ernstes schon wüste Beschimpfungen von einem Österreichischen Biker erhalten, der den Link wohl von einer konkurrierenden Gruppe geschickt bekommen hat.

So, wie der UNiMUT bisher gemacht war, bedeutete jeder Hit den Start eines python-Interpreters, und so wurde für unseren armseligen Server die Luft, vor allem zur Internet-Rush-Hour, ziemlich dünn. Da dieser Server auch noch andere Dinge zu erledigen hat, musste etwas geschehen. Es ist jetzt auch was geschehen, dank einiger Tricks ist die Last auf unserem Server wieder weit unter 1, eine ernsthafte Krise zwischen dem UNiMUT und der FSK konnte nochmal vermieden werden.

Wenn es am UNiMUT in den letzten Tagen mal etwas länger gedauert hat als normal, kennt ihr jetzt den Grund. Wenn in der nächsten Zeit etwas nicht ganz so funktioniert wie es sollte, auch, und wir freuen uns folglich demnächst besonders über Fehlerberichte.

Der Umstand allerdings, dass es gerade der USP ist, der dem UNiMUT plötzlich die Publizität gibt, die er schon immer verdient hat, gibt schon zu denken. Das Ergebnis eines solchen Denkprozesses bei einem Mitglied der Redaktion gibt es als elektronische Depressionslyrik für Leute mit Javascript.

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Keine Überraschung und viel Verwirrung (18.04.2002)

Gestern fand in Berlin eine Bundestagsanhörung zum neuen HRG statt. Wie schon zu erwarten, wurde wenig über die verfasste Studierendenschaft geredet, wohl, weil Bayern und Baden-Württemberg -- wo es sowas nicht gibt -- ohnehin schon Pläne in der Tasche haben, wie sie VS aus der Novelle zu einem ähnlichen Witz machen wie den AStA Marke Baden-Württemberg, während den anderen Ländern egal ist, was sich im tiefen Süden so tut, sind sie doch bereits konform mit den Regelungen aus dem Gesetzentwurf.

Nein, großes Thema waren die Studiengebühren. Interesant dabei, dass offenbar weder HRK-Chef Klaus Landfried noch Ulrike Flach von der FDP als Vorsitzende des Bildungsausschusses lesen können, denn beide geiferten eifrig gegen die Novelle ("anachronistisch"), offenbar, weil sie der Beteuerung von BMBF-Chefin und Novellen-Autorin Edelgard Bulmahn glauben, hier würden Studiengebühren verboten.

In Wirklichkeit reichen Lesekompetenzen auf PISA-Stufe 2, um zu sehen, dass diese Novelle genau eine Lizenz zum Geldeintreiben ist. Es ist daher ziemlich erstaunlich, dass in einer dpa-Meldung zu lesen war, "Studentenorganisationen" hätten den Gesetzentwurf begrüßt (gut: der UNiMUT weiß nicht, was der RCDS gesagt hat, und die Position der LHG ist auch zweifelhaft; der Plural mag also gerechtfertigt sein), nur "[e]inige Studentenvertreter" hätten eine "noch weitergehende Regelung" gefordert.

Noch "weitergehend"? Umgekehrt gefragt: Was könnte denn eine weniger weitgehende Regelung sein? Ziel der Novelle ist offenbar, vielleicht ein wenig verbrämt, eine Privatisierung der Bildung mit allen sozialen Konsequenzen, Ziel ist eine Kommodifizierung von Wissen -- es soll eben handelbar werden. Bezahlen sollen die in der Regel nicht allzu finanzstarken Studierenden. Glücklich, wer reiche und zahlungswillige Eltern hat und sich auch nicht daran stört, mindestens mal bis Mitte zwanzig von ihnen abhängig zu sein. Alle anderen sollten jetzt unglücklich sein.

In einer Woche gehts weiter: Dann berät der zuständige Ausschuss ein letztes Mal über das Konvolut, das schon am 26.4. durch den Bundestag gehen soll. Nicht viel Zeit für große Aufstände -- eine Diskussion vorm Aufstand erübrigt sich aber glücklicherweise in diesem Fall.

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Verträge werden von Männern unterschrieben (18.04.2002)

Nach langen und am Ende dann doch ein wenig erfolgreichen Verhandlungen wurde gestern der Vertrag zum neuen Semesterticket unterschrieben. Es gibt also kein Zurück mehr: ab dem Wintersemester gilt der Studiausweis abends in Heidelberg als Fahrkarte.

Beim feierlichen Unterschreiben unter Obhut des Rektors gab es natürlich allerlei Lob für die erfolgreichen und kooperativen Verhandlungen, für die innovative Vorreiterrolle, die Heidelberg stets spielen darf, für das tolle Angebot des VRN, usw ... da waren sich die Bosse einig (Unichef, PH-Chef, Studiwerks-Chef, VRN-Chef, URN-Chef und HSB-Chef mussten den Vertrag unterzeichnen).

Und was lernen wir daraus: eben dass Verträge von vielen Männern unterschrieben werden müssen, und dass es bei Vertragsunterzeichnungen nur Orangensaft aber nix zu Essen gibt. Schade.

Am Ende gab es vom VRN-Chef Wagner immerhin noch einen guten Tip fürs Leben:
Wir (das waren zwei Studis (dabei sogar eine Frau), die mal zugucken durften -- dabeisein ist alles) wären noch jung, aber wir würden das schon noch lernen: manchmal verhandelt man mit jemanden und der andere will einfach nicht. Das ist so, als ob man einfach das Auto von jemanden anders haben will -- der wird auch nein sagen. So ist es eben.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 16.06.2003

Neues Lehramtscafe am EWS (21.04.2002)

Am vergangenen Mittwoch wurde im pädagogischen Seminar (EWS) das Café und Informationszentrum für Lehramtsstudierende eröffnet. Den Besucher erwartete ein freundlich wirkender Raum, in dem man Platz nehmen und sich mit Kaffee und Brezeln versorgen konnte. In dieser Atmosphäre kam man mit anderen Studierenden ins Gespräch und konnte den Mitarbeitern des Cafés seine Fragen bezüglich des Lehramts stellen z.B. wie das mit den pädagogischen Studien abläuft oder was es mit dem Praxissemester auf sich hat. Initiiert und gestaltet wurde das Café von Prof. Rose Boenicke, ihrem Mitarbeiter Hans-Peter Gerstner und der Fachschaft des Seminars. Jeden Mittwoch und Donnerstag wird es 13.15 bis 16 Uhr Beratung für Lehramtsstudierende geben. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, ins Internet zu gehen und sich mit den neusten Informationen zu versorgen. Sollten alle Fragen zum Thema Lehramt beantwortet sein, so bietet das Café eine Gelegenheit, andere Studierende kennenzulernen.

Näheres dazu ist unter http://www.ews.uni-heidelberg.de/~aeschule/Informationszentrum.html zu erfahren.

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Die Zeit ist gekommen - Vorstellungsvorträge Philosophie der Wissenschaften am 27.4. (23.04.2002)

Am Samstag, 27. April, finden ab 8:30 Uhr im Philosophisches Seminar, Kantsaal (erster Stock) die Vorstellungsvorträge zur Wiederbesetzung der Professur für Philosphie der Wissenschaften statt. Am Montag drauf, Montag, 29. April, 19 Uhr, diskutiert die Fachschaft Philosophie über die Bewerberin und die Bewerber im Philosophischen Seminar im Fachschaftsraum (erster Stock)

Es ist soweit: Am Samstag, dem 27. April, werden sich eine Bewerberin und fünf Bewerber um die Professur für Wissenschaftsphilosophie mit ihren Vorträgen vorstellen. Einiges ist geschehen, seitdem vor fünf Jahren mit Martin Carrier der bislang letzte Professor für Philosophie der Wissenschaften Heidelberg verlassen hat: Ein Versuch, dem Lehrstuhl seine wissenschaftsphilosophische Ausrichtung zugunsten von Philosophie ganz im Allgemeinen zu nehmen, scheiterte. Dann wurde der Versuch zum Scheitern gebracht, die Professur auf C4-Niveau im Sinne der Ausrichtung zu besetzen. Schließlich wurde sie auf C3-Niveau heruntergestuft und erneut ausgeschrieben -- und das Berufungsverfahren ist nun tatsächlich bei der Kandidatenvorstellung angelangt. Es besteht also Anlass zur Hoffnung, dass das Verfahren noch in diesem Semester erfolgreich abgeschlossen wird.

Die Kommission hat sich zu einem Vortragsmarathon entschlossen:

8:30 PD Dr. Theodor Leiber: "ERKLÄRUNG. Merkmale, Typen und Qualitätskriterien"

10:00 Dr. phil. Marcel Weber: "Wissenschaftlicher Realismus in der Experimentalbiologie"

11:30 PD Dr. Andreas Hüttemann: "Gesetz und Erklärung"

14:00 PD Dr. Dr. Kristian Köchy: "Evolution und Individuum. Zur methodischen Komplexität der Philosophie der Biowissenschaften"

15:30 PD Dr. Ursula Klein: Stiles des Experimentierens"

17:00 Dr. habil. Peter McLaughlin: "Wissenschaftliche Begriffsentwicklung, ein Beispiel aus der Geschichte der Biologie"

Vortrag und Diskussion sollen pro BewerberIn eine halbe Stunde dauern - man kann sich also zwischendurch immer etwas erholen. Die Vorträge sind uni-öffentlich, interessierte Studierende können -- und sollen -- sich diese Vorträge anhören, um auch einen Eindruck von denen zu gewinnen, die kommen könnten.

Daher: Rafft Euch auf: Bekundet durch Eure Anwesenheit bei den Vorträgen das Interesse von Studierenden der Philosophie wie auch anderer Fächer, dass die Stelle zügig und kompetent besetzt wird. Das hilft zu verhindern, dass das Verfahren wieder scheitert, und es stützt die studentische Seite in der Kommission und Fakultät.

Die Fachschaft Philosophie wird am Montag, dem 29. April, um 19 Uhr (Philosophisches Seminar, Fachschaftsraum) über die Eindrücke von den Vorträgen diskutieren. JedeR Interessierte ist dazu herzlich eingeladen -- umso herzlicher, je mehr Vorträge er oder sie angehört hat.

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Antifaschistischer Stadtrundgang (24.04.2002)

[Image: Der Rundgang vorm ehemaligen Gestapo-Hauptquartier am Karlsplatz]

In diesem Jahr erstmals ohne die verstorbene Heidelberger Antifaschistin Sophie Berlinghof fand am Sonntag der traditionelle Antifaschistische Stadtrundgang statt. Mitglieder der AIHD und des Verbands der Verfolgten des Naziregimes/Bund der AntifaschistInnen erzählten an den jeweils passenden Stellen der Altstadt aus der rechten Geschichte von Stadt und Uni, aber auch von mutigem Widerstand.

So erfuhr mensch beispielsweise, dass die Universität ihre halbe Existenz rassistischen Vertreibungen verdankt: Vier Jahre nach der Uni-Gründung 1386 durch Ruprecht I. ließ Ruprecht II. die damalige jüdische Bevölkerung Heidelbergs vertreiben und übereignete deren Besitz im Wesentlichen der Universität.

Antisemitismus hatte weiter Tradition an der Uni, vor allem unter Studierenden, etwa Anfang dieses Jahrhunderts, als der VdSt -- dessen Haus in der Plöck eine Station des Rundgangs war -- mit einem rassisch definierten Antisemitismus reussierte, oder in den 1930er Jahren, als vor allem aus Kreisen der Studentenverbindungen der Fall Gumbel inszeniert wurde.

Auch wenn heutige Studentenverbindungen im Allgemeinen nicht mehr besonders antisemitisch agieren und zwangsläufig nicht mehr -- wie unter dem Naziregime -- Bücherverbrennungen orchestrieren, sei an dieser Stelle nochmal auf das antifaschistische Straßenfest am 30.4. hingewiesen, das sich aus dem Widerstand gegen das zumeist recht fürchterliche Maiansingen der Korporationen entwickelt hat.

Viele weitere Geschichten wären zu erzählen, vom Gestapo-Hauptquartier, das sich im Gebäude des heutigen Germanistischen Seminars befand (Bild oben) oder von Heidelbergs langjährigem Bürgermeister Carl Neinhaus, der vor, während und nach der Naziherrschaft von den HeidelbergerInnen treu gewählt wurde -- jedoch: nehmt doch einfach am nächsten Rundgang selbst teil, der Termin wird rechtzeitig in unserer Terminespalte zu finden sein.

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Wusstet Ihr schon... (24.04.2002)

...dass uns die Körber-Stiftung sehr lieb hat? Warum das so ist, wissen wir nicht genau, denn immerhin schreckten wir in Bezug auf die Stiftung weder vor Enthüllungsjournalismus noch vor Beschimpfungen zurück. Vermutlich hat es etwas damit zu tun, dass einer der Preisträger des von der Stifung ausgelobten "Deutschen Studienpreises" aus dem UNiMUT vom Wettbewerb erfahren hat, möglicherweise aber auch damit, dass der PR-Etat einfach völlig ungezielte Gießkannenaktionen erlaubt. Wie auch immer: Wir bedanken wie immer mit einem Link auf die effiziente Webseite der Leute und warnen, dass dieses Jahr unter anderem im Kuratorium sitzen: Klaus Landfried, Studiengebühren-Scharfmacher der HRK, Anette Schavan, die Godzilla der Schulen in Baden-Württemberg, sowie Horst Teltschik, einer von Kohls Männern fürs Grobe. Wer da gewinnt, muss ganz schön dumm daherreden.

...dass der erwähnte Herr Landfried ein wirklich schlimmer Studiengebühren-Scharfmacher geworden ist? Viel grusligere Positionen als die, die er in einem Briefwechsel mit der PDS-Abgeordneten Boettcher äußert, sind schon kaum mehr denkbar. Abgesehen von seinen Tiraden über die sinnstiftende Kraft der Gebühren scheint dem Redakteur noch die Passage über die verfasste Studierendenschaft bemerkenswert: Ein Modell von Gestern, soso.

...dass ihr mit der Uni nach Syndey, Ballarat, Brisbane oder Dunedin fahren könnt? Wie, erfahrt ihr beim Akademischen Auslandsamt, Seminarstraße 2, täglich von 10 bis 12 Uhr, in der Vorlesungszeit zusätzlich Mittwochs von 14 bis 16 Uhr.

...dass ihr aber auch einfach beschließen könnt, vom 19. bis 29. Juli nach Klein-Schwarzlosen zu fahren? In diesem Sachsen-Anhaltinischen Nest findet die Sommerschule des Instituts für Theologie und Politik statt. Diese ist weit weniger schlimm als mensch nach dem Namen erwarten würde und beschäftigt sich in diesem Jahr mit Globalismus, Befreiungstheologie und den neuen Protestbewegungen von Seattle bis Barcelona. Wer sich dafür interessiert, möge sich baldmöglichst an itpol@muenster.de wenden oder die 0251/524738 anrufen.

...dass ihr im Sommer in einer guten Stunde 100 Euro verdienen könnt? Die Möglichkeit dazu eröffnet euch die Vortragsreihe des internationalen Ferienkurses der Uni Heidelberg. Wer also irgendwas hat, das grob ins Rahmenthema "Deutsche Kultur -- Kulturen in Deutschland" passt und zwischen dem 2. und dem 29. August mal dienstags oder donnerstags um 17 Uhr Zeit und Lust für einen Vortrag hat, möge sich an die Kurskoordinatorin Almuth Bofferding (54-2173) wenden.

Walter I. Schönlein

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 03.05.2005

Schau mal übern Gartenzaun (24.04.2002)

Es wirkt wie ein Relikt aus einer anderen Zeit, das Studium Generale, hinderlich beim Erreichen des hehren Ziels, die Uni möglichst schnell mit einen Zettel mit einem der Aufschriften "Diplom", "Magister", "Staatsexamen" oder "Bachelor" wieder zu verlassen. Aber es existiert noch, in allerlei Varianten, wie ein kleines Heftchen, das des Rektors Pressestelle wie jedes Semester hat drucken lassen, dokumentiert. Vom Ärzteorchester bis zum Stand der Geisteswissenschaften ausgehend vom Motiv des Schwans ist da viel geboten. Das Heftchen ist -- trotz eines Hinweises auf Gasthörergebühren (zwischen 26 und 102 Euro) -- kostenlos und auf jeden Fall in der alten Uni erhältlich.

Das Online-Programm des Herrn Schwarz beschränkt sich demgegenüber auf das Flaggschiff des Studium Generale, in diesem Jahr eine Vortragsreihe zum 11. September. Dankenswerterweise verzichtete das Organisationskommittee diesmal auf den Einsatz inkompetenter Promis, vielleicht aus bitterer Erfahrung, denn zu schrecklich war etwa der Auftritt von Scharping vor anderthalb Jahren, als er Anthrax für eine Chemiewaffe und den Vertrag über einen umfassenden Atomwaffenteststopp für ratifiziert hielt, dafür aber nicht mit Stories auf Fötengrill-Niveau geizte. Doch, eine Promi wirds auch diesmal geben: Sabine "Schnarre" Leutheuser-Schnarrenberger ist aber als letzte Liberale ihrer Partei dispensiert, zumals sie eventuell durchaus tiefer Schürfendes über ihr Thema, "Terrorprävention in der offenen Gesellschaft", wird sagen können.

Der Tipp der Redaktion: Am 1.7. spricht Bazon Brock vom Lehrstuhl für Ästhetik der Uni/GH Wuppertal über "Die ästhetische Wahrnehmung des Terrors". Wetten könnten wir allerdings, dass am 27.5. unter dem Titel "Privatisierung des Krieges" kaum die Rede vom zunehmenden Einsatz von in der Tat privaten -- wenn auch mit staatlichen Stellen verflochteten -- Söldnerheeren insbesondere durch die US-, bald aber gewiss auch durch die EU-Außenpolitik die Rede sein wird. Nein, fortschrittlich wirds in aller Regel nicht zugehen immer am Montagabend um halb acht. Aber dafür gediegen bildungsbürgerlich, und das ist als kleines Zeichen gegen das international konkurrenzfähige Turbostudium doch auch mal ein Schritt.

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Provinzvisionen (26.04.2002)

Was bekommt man fuer 20 Euro geboten? Nun, bei der Eröffnung des diesjährigen Symposions des Heidelberger Clubs für Wirtschaft und Kultur (Vorsicht: Im Gegensatz zur Aussage auf der Webseite handelt es sich nicht um eine Initiative von "Studenten", sondern um eine von ABB, den Heidelberger Druckmaschinen und anderen Entitäten dieses Kalibers) erst mal viele Brötchen und Gratisexemplare konservativer Tageszeitungen wie FAZ, Welt oder RNZ. Und Visionen! Schirmherr Wolfgang Schäuble plauderte einleitend gar unterhaltsam von seinen Eurovisionen. Auf die Aufforderung, Fragen zu stellen, wurde er nach seiner Meinung zu Altbadner gefragt. Da niemandem etwas zu diesem offenbar weniger bekannten Theoretiker der politikwissenschaftlichen Zunft zu sagen vermochte, wurde der Fragesteller deutlicher und fragte Schäuble lautstark, was der denn von "uns Altbadnern" hielte. Es seien ja nur 53% in Baden dafür gewesen damals und was Schäuble denn dazu meine.

Das übrige Publikum vermochte damit nicht so recht viel anzufangen und auch der leicht verwirrt wirkende Innenminister a.D. brachte nur einige hilflose Aussagen über die "netten Menschen" in Baden zu Stande. Mit dem anschließenden Hinweis auf die heutige hohe Zustimmung zum Bundesland Baden-Württemberg konnte er den aufrechten Patrioten immerhin davon abhalten, seine mitgebrachte Badnerfahne zu schwenken. Aber schon die anschliessenden besten Wünsche an die Adresse des SC Freiburg veranlassten unseren wackeren Altbadner zu einer spontanen Intonation des Badnerliedes. Dank allgemeinem Köpfeschütteln wurde dann aber trotz Landesjubiläum nicht über die Altbadner Positionen sondern weiterhin über Eurovisionen geplaudert.

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HRG 6 ist durch (26.04.2002)

Es war nicht anders zu erwarten: Die 6. HRG-Novelle wurde gestern vom Bundestag verabschiedet. Damit sind Studiengebühren jetzt endgültig durch Bundesrecht gedeckt, der Trotha-Tausi ebenso wie das wohl nicht mehr lang ausgesetzte Notopfer Trotha. Auf weitere Zuckerle dieser Art, ob sie nun Studienkonten, nachlaufende Gebühren oder Wegelagerei heißen, wird mensch nicht lange warten müssen.

Wer meint, es sei ja mit dieser Novelle endlich auch die Verfasste Studierendenschaft im Gesetz verankert -- viel Glück dabei, denn bis diese Regelungen Landesrecht werden müssen, wird die Bundestagswahl vorbei sein. Dann herrscht entweder Stoiber, der ohnehin keine VS haben will (und in Bayern auch nicht hat), oder die jetzige Regierung kommt nochmal durch, hat aber bis dahin jegliches Interesse am Thema verloren und wird einen Teufel tun, Bayern und Baden-Württemberg zur Umsetzung zu zwingen. Ganz nebenbei: Die beiden Ländern haben unter sozialdemokratischen Bundesregierungen ihre Verfassten Studierendenschaften abgeschafft.

Für Menschen, die sich diese schwarze Stunde der Bildungspolitik der BRD im Originaltext angucken wollen (und auch für die, die wissen wollen, wer so alles zur Marketing-Abteilung der Sirius Cybernetics Corporation gehört), haben wir die relevanten Passagen aus dem Plenarprotokoll bei uns gespiegelt.

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Dieser Artikel wurde zitiert am: 03.05.2002, 22.05.2002, 03.07.2002, 30.01.2003