Eliten in den Hochschulrat (03.12.98)

Wir haben es im letzten UNiMUT schon angekündigt: Auch die Unis in Baden-Württemberg sollen einen "Hochschulrat" bekommen, ein Gremium aus "Vertretern der gesellschaftlichen Gruppen", das dem Rektorat bei der Führung hilfreich zur Seite stehen soll.

Damit keine Zweifel darüber aufkommen, welche gesellschaftlichen Gruppen denn da vertreten sein werden, wollen wir den Blick der werten LeserInnenschaft mal nach Berlin lenken, wo es bereits "Kuratorien" (also, na ja, Hochschulräte halt) wenigstens als Modellversuche gibt. Jüngst wurden nämlich an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin die vier externen Mitglieder bestellt, und zwar

Ein Faktum in der Aufzählung oben war eine ironische Übertreibung. Ein Tip: Die debis ist es nicht. Und so einen Hochschulrat sollen wir jetzt kriegen?

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Quellenstudium (04.12.98)

Vor gut anderthalb Jahren hat der Landtag das Landeshochschulgebührengesetz (das mit dem Straftausi) verabschiedet -- drei Lesungen, ein sehr umstrittenes Gesetz. Trotzdem lohnt es sich vielleicht, zudem für historisch interessierte Menschen, den Gesetzentwurf wie die Debatte mal zu überfliegen. Der Landtag hat die entsprechenden Dokumente mittlerweile aufs Netz gelegt, da allerdings der Landtagsserver offenbar von Landtagsleuten gemacht wird (na, jedenfalls von ziemlich ahnungslosen Menschen), ist es nicht ganz einfach, sie zu finden. Eine Möglichkeit wäre, hierhin zu gehen und dann 1110 in Textfeld einzugeben.

Leider funktionieren die dummen "Active Server Pages" (Microsofts Möchtegern-CGI-Killer), die der Landtag da einsetzt, zur Zeit nicht so besonders gut, jedenfalls nicht mit verbreiteten Browsern. Trotzdem kann mensch sich durchkämpfen und etwa lesen, wie Trotha sich bei den Reps für Lob bedankt, Lob für seine Studiengebühren natürlich. Immerhin verfügte ein FDPler noch über genug politischen Instinkt, um sich von dieser Zumutung zu distanzieren.

Lesenswert auch im Gesetzentwurf (PDF) die Kosteneinschätzung: Es wird nichts kosten, weil die Unis die Verwaltungsvorgänge aus eigenen Mitteln bestreiten müssen. Mensch muss sich schon sehr wundern, was sich die RektorInnen so alles bieten lassen.

Hat eigentlich schon mal jemand gefragt, wie viel der Landtag einsparen kann, wenn es vom murksigen Windows NT samt Internet Information Server mit ohnehin nicht funktionierenden ASPs auf was Ordentliches mit Apache und CGIs umsteigen würde?

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Landeslehrpreis an Buhr (04.12.98)

Buhr

Der Preisträger: Gehrhard Buhr

Alle Jahre wieder kommt auf jede Landesuni ein Landeslehrpreis herab, Trothas Wunderwaffe gegen die Lehrunlust der Profs. Abgesehen von der mit dem Preis verbundenen Ehre versprach sich Trotha insbesondere von den mit dem Preis verbundenen 30000 Mark einen Anreiz, doch mehr Mühe in die Lehre zu stecken. Die Redaktion wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass diese Argumentation nicht nur deshalb dumm ist, weil Motivation zum Lehren sich auch aus anderen Quellen als der Geldgier speisen kann, sondern auch, weil Drittmittelanträge in dieser Höhe zumeist wegen Geringfügigkeit gar nicht erst behandelt werden -- mit anderen Worten ist mit "Forschung" in jedem Fall um Größenordnungen mehr Geld zu machen. Da die Unis selbst ihre Preisträger bestimmen, wird der Preis dementsprechend zumeist als Drittmittelsurrogat für drittmittelmäßig unterbelichtete Geisteswissenschaften eingesetzt.

In diesem Jahr jedoch fiel der Preis an eine Person, die sich auch nach Ansicht der Studis durch sinnvolle und gute Lehre auszeichnete, die sich sogar für Studis mit anderen Profs angelegt hat. Ein solcher Verstoß gegen die Gesetze des Ständestaats Universität wird im Normalfall durch Ächtung bestraft -- Gerhard Buhr vom Germanistischen Seminar dagegen wurde erstaunlicherweise geehrt. Dazu hat wohl auch beigetragen, dass Buhr seine Arbeit als Studiendekan ernst nahm und nimmt -- in der Tat erwähnenswert angesichts der Schlamperei, die diesbezüglich in anderen Fachbereichen herrscht, und leider auch gut für Trotha, dessen Beteuerungen, Studiendekan und Studienkommission seien viel besser als eine verfasste Studierendenschaft schon wegen "finden normalerweise nicht statt" schwere Glaubwürdigkeitsprobleme haben.

Vielleicht kommt es so nicht überraschend, dass die Presseerklärung zur Preisverleihung aus dem Hause Trotha das Engagement für Studierende mit flachster Propaganda ehrt. Trotha fiel nichts Besseres ein, als Buhr Verdienste um eine Verkürzung der Studienzeiten und "mehr Transparenz und Effizienz bei der Examensvorbereitung" zu anzuloben. Wer beim Stichwort Lehre an Prüfungsvorbereitung denkt, greift etwa 25 Kilometer zu kurz.

Und beim Stichwort Effizienz sollte übrigens nicht unerwähnt bleiben, dass die ganze Festgesellschaft über eine Stunde auf Trotha, der sich die Preisverleihung natürlich nicht nehmen lassen wollte, warten musste, weil dieser "bei Bruchsal in einem Stau" stand. Hier wäre es doch schon mal sehr effizienzfördernd gewesen, wenn mensch die Veranstaltung ohne Trotha hätte laufen lassen. Es hätte ihr nicht geschadet, zudem sich die Reden sowohl Trothas wie auch Siebkes in Selbstbeweihräucherung und Bauchpinselung ergingen, dass einem die Ohren wackelten. Das war sicher nicht nett für den Preisträger.

Ihr würdiges Ende fand die Feierlichkeit nachdem die Prominenz (Trotha und Siebke) und die übrigen Festgäste außer ein paar Studierenden den Preisträger allein gelassen hatten: der Hausmeister forderte ihn höflich deutlich auf, die Bel étage zu verlassen - er könne sich ja gerne noch im Treppenhaus mit den Studierenden unterhalten.

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Nikolaus-Nachlese (07.12.98)

Buhr

Nikolaus in der Triplex-Mensa

Zwei Dinge waren -- in Verbindung miteinander -- bemerkenswert an diesem wegen Wochenendes nachgezogenen Nikolaustag: Einerseits war da das verschärfte Product Placement in der Mensa, die an den Kassen Tüten mit einer Dose Tuborg-Bier, Instant-Kaffee von Nestle, BiFi-Würsten und allerlei anderem Unsinn ausgab, Zeug von einer Perversion, dass mensch sich schon ernsthaft fragen muss, wie das mit den Öko-Beteuerungen des Studentenwerks zusammengeht, es sei denn, über dramatische Finanznot oder falsch verstandene Bemühung, die Studis in die Mensa zu locken.

Und andererseits die traditionelle Nikolaus-Vorlesung des Pop-Theologen Klaus "Nikolaus" Berger, der gewohnt launig über eine Verlängerung der Adventszeit auf 40 Tage und die Arbeitsmarktmöglichkeiten evangelischer Theologen sprach. Und zwar, trotz Ankündigung im UNiMUT, vor einer halb leeren Aula. Welch Unterschied zu früher, als sich die halbe Studierendenschaft der Uni Heidelberg in die Neue Uni drängelte.

Im besten Fall lässt sich das wohl noch interpretieren als Auswirkung der sinkenden Studierendenzahlen in Heidelberg. Realistischerweise allerdings dürfte viel eher das grassierende Gefühl, das Studium möglichst schnell und ohne gefährliche, ja nutzlose Seitenblicke hinter sich bringen zu müssen, verantwortlich zu machen sein. Wenn Herr Berger in vier Jahren mit den letzten fünf Langzeitstudierenden der Uni Heidelberg und vielleicht noch zehn TheologInnen, die hoffen, durch ihre Präsenz Gnade bei einer potentiellen Scheinquelle gewinnen zu können, allein in der großen Halle ist, wird Trotha glücklich auf eine effiziente und exzellente Uni blicken können.

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Kein Weltmarkt für Kryptografie (10.12.98)

Wassenaar ist ein Nordseebad ein Stück nördlich von Den Haag, in der Region bekannt dafür, viel liberaler zu sein als der Nachbarort Katwijk. Gerade dort haben am 3.12. 33 Staaten, darunter auch die BRD und die USA, ein Abkommen unterzeichnet, das als Nachfolger des COCOM (Coordinating Committee for Multilateral Strategic Export Controls) dienen soll. Das COCOM wiederum war der ziemlich erfolgreiche Versuch der USA, die UdSSR in Zeiten des Kalten Krieges von militärisch verwertbarer ("dual use") Technologie abzuschneiden, indem der Export von Computern, Raketen und vielen anderen schönen Dingen in eine ganze Latte von Staaten untersagt wurde.

In die Liste der Güter unter Exportkontrolle fiel damals auch Software zum Verschlüsseln von Daten. Diese Exportbeschränkungen führten nun dazu, dass es etwa vom Netscape Navigator zwei Versionen gibt, eine "Export"-Version mit sehr eingeschränkter Kryptographie, und die US-Version, deren verschlüsselte Übertragungen noch auf ein paar Jahre hinaus nicht zu knacken sein werden. Beim Navigator gibt es natürlich Lösungen, die starke Krpytografie nachzurüsten (z.B. Fortify), für die meisten Programme macht sich allerdings niemand diese Mühe.

Das Problem dieser Exportbeschränkungen ärgerte die US-Softwarehersteller seit geraumer Zeit, und es schien nur eine Frage der Zeit, bis die Exportbeschränkungen fallen würden -- aber Pustekuchen: Im Wassenaar-Vertrag verpflichten sich die Signatarstaaten zu einer ähnlich restriktiven Politik wie die bislang von den USA verfolgten, womit wohl die Konkurrenznachteile der US-Industrie ausgeglichen wären. Draufzahlen tut der "Netizen", dessen Recht auf informationelle Selbstbestimmung von der technischen Kompetenz abhängt, per Hack für vernünftige Kryptografie zu sorgen.

Der springende Punkt in der Kryptografiefrage ist das ausufernde Bestreben vieler Staaten, ihre Bürger zu belauschen und die Möglichkeiten geschützter Kommunikation zu beschneiden. Nach dem Wassenaar-Vertrag muss sozusagen jedes Land eigene Kryptografiesoftware entwickeln, und es ist höchst fraglich, ob diese dann jeweils was taugt -- wie international Verbindungen geschützt werden sollen, ist schon ganz unklar. Bis vielleicht eine Art internationaler Clipper kommt, mit entsprechenden Abhörmöglichkeiten für die Obrigkeit.

Das alles geht nicht ganz ohne Widerspruch vor sich: Am 14.12. sollen Menschen aus der Computerindustrie gegen das Abkommen streiken -- mehr dazu auf einer Seite von Bob Glickstein. Mensch braucht kein Prophet zu sein, um vorauszusehen, dass in der Computerindustrie mit ihren vereinzelten, häufig ungeschützten Arbeitsverhältnissen und dem praktisch nicht existenten Gewerkschaftseinfluss daraus nicht viel werden wird. Da sich auch in der Gesellschaft als Ganzes niemand wirklich echauffieren will, wird dieser erneute Angriff auf die Informationsfreiheit wohl genauso sang- und klanglos durchgehen wie schon der große Lauschangriff.

Eh alles wurscht?

Passend dazu: Gestern hat die "Initiative Nachrichtenaufklärung" die Top-Ten der in den Nachrichten vernachlässigten Themen des Jahres 1998 bekanntgegeben: Nummer eins die Möglichkeit, ISDN-Telefone als Wanzen zu verwenden, Nummer zwei der große Lauschangriff der USA, Echelon.

Und wer noch mehr wissen will: Die Telepolis hat ein Special zu weiteren EU-Überwachungsplänen.

Nachtrag (18.12.98): Das GNU-Projekt hat heute verkündet, das Wassenaar-Abkommen sei nicht für freie Software (wie auch immer mensch diesen Begriff fassen will) bindend. Genauere Details stehen noch aus.

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Weniger Studis -- mehr Geschwätz (10.12.98)

Jetzt ist es offiziell: Die Uni Heidelberg hat in diesem Wintersemester 2526 Studierende weniger als im Vorjahr, das sind etwa 9% der vormals rund 27500 Studis. Dieser Verlust kommt vor allem aus einem Rückgang der Zahl der RückmelderInnen (2431 weniger als im Vorjahr), während die Zahl der Neustudis nur um 95 auf 3870 gefallen ist. Über 1600 Studis haben wirklich den Trothatausi bezahlt, so dass der Raubzug mit 1.6 Millionen Mark Erlös immerhin eine kleine Berufung finanzieren kann.

Klar, dass diese Zahlen Rektor Siebke zu großen Worten hinreißen -- der Rückgang sei auf von den Gebühren abgeschreckte Langzeitstudis zurückzuführen, die größtenteils "lange keinen Hörsaal mehr von innen gesehen haben", die Zukunft der Uni Heidelberg sei nicht gefährdet (in der Tat ist die Zahl der Studis zwischen ersten und sechsten Semester nochmals leicht gestiegen), und, besonders toll, die "Internationalisierung der Universität Heidelberg schreitet fort", was mensch an den 4127 "ausländischen" Studierenden (+2.3%) an der Uni Heidelberg sehe.

Und endlich erkennt auch Siebke, dass, wenn die Langzeitstudis ja eh nicht in Vorlesungen gehen, die Langzeitgebühren auch keine "Lösung" für die vielfach zu geringen Kapazitäten der Unis bieten. Hallo -- hatten wir das nicht auch schon immer gesagt? Nun, Siebke jedenfalls findet, eine richtig gute Lösung (wir verkneifen uns das Wort Endlösung) erfordere Studiengebühren, Studiengebühren, und Studiengebühren. Nett von dem Mann.

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Biblis blockiert (11.12.98)

Stroh

Mit Strohballen und Transparenten wurde der Schichtwechsel im AKW um über eine Stunde verzögert.

Das AKW Biblis, 25 Kilometer nordöstlich von Heidelberg, gehörte lange Zeit zu den Vorzeigeobjekten der Deutschen Atomindustrie -- der Beinahe-GAU vor fast elf Jahren zehrte allerdings nachhaltig an diesem Image, und mittlerweile ist schon fast ausgemacht, dass einer der beiden Blöcke in den nächsten Jahren stillgelegt wird, quasi als rot-grüner Minimalausstieg. Vielen Menschen aus dem Widerstand gegen die Nutzung der Kerntechnik reicht das nicht, und so blockierten einige von ihnen heute morgen zwischen 6.15 Uhr und 7.30 Uhr den Schichtwechsel im AKW Biblis.

Der Termin war insofern gut gewählt, als das Kraftwerk im Augenblick eine Revision durchführt, das heißt, die Brennstäbe der Reaktoren werden ausgetauscht. Bei der Gelegenheit wird dann auch mal gründlich geputzt und nachgesehen, wo es überall Löcher im Leitungssystem gibt. Dafür sind viele Leute notwendig: Rund 1500 Menschen wollten an diesem Morgen gern ins Kraftwerk, stießen aber nur auf eine Barrikade aus Strohballen und knapp 70 AktivistInnen dahinter. Die Reaktionen waren heftig: Verbale Ausfälle vom Angebot, die "Arschgeigen" doch in den Maschinenraum zu stecken bis zum Wunsch, drei Hitler möchten sich doch der DemonstrantInnen widmen, Schneebälle, Versuche, an den Strohballen zu zerren und dergleichen mehr. Als Krönung griffen die sozusagen ausgesperrten Arbeiter einen Kollegen an, der mit dem Rad kam und deshalb für einen Umweltschützer gehalten wurde.

Die anwesenden acht Polizeibeamten verhinderten Schlimmeres, und auch ein eilends herangeeilter Mensch der Kraftwerksleitung vermochte die aufbrausenden Gefühle ein wenig zu dämpfen -- denn von oben war Deeskalation verordnet, zumindest, bis die Straße bei Anbruck der Morgendämmerung freigegeben wurde.

Gemeinerweise ließ die Polizei die KernkraftgegnerInnen zwar abziehen, lauerte ihnen dann aber am Rückweg auf, ein eigentlich ziemlich ungewöhnliches Verhalten. Während ein vorausgeschickter Spähtrupp nach einer aufregenden Jagd durch die verschneiten Felder wenigstens zur Hälfte entkommen konnte, musste sich der Rest der AktionsteilnehmerInnen eine Personalienkontrolle gefallen lassen.

Auch unter einer rot-grünen Regierung wird das letzte AKW gewiss nicht vor 2020 abgeschaltet. Die Aktion heute morgen zeigte, dass sich damit nicht alle abfinden wollen.

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Zwei Jahre UNiMUT aktuell (13.12.98)

Heute ist der erste Tag des dritten Jahres des UNiMUT aktuell. Zum ersten Geburtstag vor einem Jahr hatten wir Unistreik, vor zwei Jahren begann allmählich die Boykottbewegung gegen den mittlerweile wieder eingefrorenen Trothahunni -- und in diesem Jahr ist und bleibt wohl alles ruhig vor Weihnachten, wenigstens hier in BaWü.

Letztes Jahr hatten wir die Gelegenheit genutzt, ein bisschen Statistik zu treiben; die Zahlen für dieses Jahr: In Sachen Browser War geht es für Microsoft nicht so schnell voran, wie sich Gates das vielleicht wünschen würde. Kam im letzten Jahr ein Zugriff von einem Internet Exploder auf 9.2 von Netscape-Clients, ist das Verhältnis in diesem Jahr 1:7.2 (rund 11000 gegen 80000 Zugriffe). Demgegenüber spielten andere Browser eine wirklich untergeordnete Rolle: Knapp 1400 Zugriffe von Lynxen, gut 120 von Operas, immer noch 20 von Mosaics.

Bei den Betriebssystemen hat Linux mit 7% der Zugriffe ebenso zugelegt wie diverse Windows-Derivate, die jetzt ganz knapp unter 50% liegen. Die nicht mal 4% fürs AIX sind allerdings wohl etwas unfair, weil die AIX-Leute aus dem RS/6000-Cluster meistens von ihrem Proxy versteckt werden. 5% der Zugriffe kamen von Macs, fast ebensoviele von Sun-Clients, etwa 3% von HP-UX-Maschinen, nicht ganz ein halbes Prozent von SGIs und immerhin 41 von Amigas sowie 10 von PalmPilots.

136 Artikel gabs letztes Jahr im UNiMUT aktuell, leicht runter von 154 im Vorjahr. Wie wird es weitergehen, zudem die fleißigsten AutorInnen des UNiMUTs im Laufe des nächsten Jahres in alle Winde zerstreut werden? Wer beim UNiMUT (aktuell) mitmachen will, kann sich gerne an die Redaktion wenden.

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Siebkes Leid, Trothas Freud (14.12.98)

Vor ein paar Tagen hat der Hauptausschuss der DFG die Leibnitz-PreisträgerInnen für 1999 bekanntgegeben. Das Leibnitzprogramm ist eine DFG-Geschichte mit dem Ziel, das DFG-Geld ein bisschen publikumswirksamer unter die Leute zu streuen -- der Preis ist dotiert mit 3 Millionen Mark, TheoretikerInnen kriegen nur 1.5 Millionen. Und auch wenn die Veranstaltung noch weit vom Nobelpreis weg ist, die PreisträgerInnen rühmen sich in ihren Lebensläufen der Leibnitzpreise doch recht offen.

Zehn dieser Preise wurden diesmal verliehen, und zwar an einen Fertigungstechniker aus Bremen, einen Zellbiologen aus Freiburg, den Heidelberger Mathe-Studis wohlbekannten Joachim Cuntz, der mittlerweile in Münster arbeitet, einen Chemiker (und nur Privatdozenten) vom MPI für Kohlenforschung in Mühlheim/Ruhr, einen Theologen aus Augsburg, einen Historiker aus Freiburg, einen Pharmakologen aus Würzburg, einen Paläontologen aus Tübingen, einen Neurophysiologen aus Magdeburg und einen Physiker aus Freiburg.

Nun -- eine stolze Bilanz für den allzeit die "Exzellenz" seines Ländles beschwörenden Trotha: 40% der Preise gingen nach Baden-Württemberg. Und ein Tiefschlag für Rektor Siebke: Ausgerechnet die größte Uni des Landes ging leer aus, auch wenn Cuntz, der Würzburger Pharmakologe und auch der Zellbiologe durchaus irgendwann in ihren Karrieren mit der Uni Heidelberg in Verbindung standen. Ja, so ist das mit der Exzellenz.

Aber wir müssen Trothas Euphorie dämpfen und Siebkes Depression lindern. JedeR weiss, wie solche Preisverleihungen zustande kommen. Ein Blick in den die Preise verleihenden Hauptausschuss der DFG lässt schon Böses ahnen, ist er doch zusammengesetzt aus Prof. Heiner Halle, Uni Bremen, Prof. Roland Riemann, Uni Freiburg, Dr. Heinz Gier, Deutsche Bank und Lion's Club Münster, Dr. Ullrich von den Socken, MPG, Dipl. Ing. Friedrich Rausinger, MAN AG und Rotary Club Augsburg, Markus Matsch-Berin, Stadtsparkasse Freiburg, Prof. Joachim Laus, Uni Würzburg, Prof. James Cool, Uni Tübingen, Prof. Bessi Wissi, Uni Magdeburg und Dr. Machleidt, Ministerium für Wissenschaft, Bildung und Kunst, Stuttgart.

Natürlich war der letzte Absatz erstunken und erlogen. Mensch mag sich aber dennoch fragen, wie weit er von der Realität entfernt ist.

Wer es gern offiziell hat: Die Presseerklärung der DFG.

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Senat vertagt Abstimmung über Magisterprüfungsordnung - zu viele Stimmen gegen den Vorschlag des MWF (15.12.98)

In der heutigen Sitzung des Senats der Universität Heidelberg sollte der neue Allgemeine Teil der Magisterprüfungsordnung (MPO) verabschiedet werden. Im allgemeinen Teil der MPO werden allgemeine Rahmenbedingungen abgesteckt (Semesterwochenstunden, Dauer des Grundstudiums, Prüfungszeitraum, ...). Insbesondere wird dort die Regelstudienzeit festgesetzt. Diese sollte - auf Vorschlag des Ministeriums - auf 9 Semester festgelegt werden. Dies, obwohl in derselben Ordnung die Dauer für Grundstudium und Hauptstudium auf vier Semester, der Prüfungszeitraum auf ein halbes Jahr und die Zeit für die Magisterarbeit auf 6 Monate festgelegt wurde - was eigentlich einen Zeitraum von 10 Semestern ergibt. Die Formulierung "die Regelstudienzeit beträgt 9 Semester" widerspricht dem zwar rechnerisch, wird aber vom MWF politisch gefordert, nicht zuletzt, weil die Gebühren für sogenannte Langzeitstudierende in Abhängigkeit von ihr festgelegt werden.

Im Laufe der Diskussion kamen zahlreiche Einwände gegen die Festschreibung der 9 Semester: in einigen Fakultäten war das Thema ausgiebig diskutiert worden und eine deutliche Abstimmung für eine korrekte Berechnung erfolgt. Weitere Diskussionen entstanden um die Frage, ob und wie eine Freischußregelung eingeführt werden soll. Schließlich war ein Fach in der Aufzählung aller möglichen Fächer vergessen worden.

Aufgrund der Unstimmigkeiten, in Sachen Freischuß und Regelstudienzeit und da absehbar war, daß es eine Mehrheit für 10 Semester Regelstudienzeit geben könnte, ließ der Rektor als Sitzungsleitung nicht abstimmen, sondern verschob die Abstimmung. Bis zur nächsten Sitzung will er mit dem Ministerium abklären, was passiert, wenn der Senat gegen Vorgaben des Ministeriums entscheidet.

Hoffentlich wird dies nicht durch weitere Gespräche die kommende Abstimmung dann dahin gehend beeinflussen, daß aufeinmal zwar alle inhaltlich gegen 9 Semester Regelstudienzeit sind, aber eben nicht anders können. Denn: daß das Ministerium für 9 Semester Regelstudienzeit ist, wußte Siebke schon vorher und was passiert, wenn man gegen die Position des Ministeriums stimmt, doch wohl auch...

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Hochschulrat, die vierte (16.12.98)

Die Redaktion ist immer wieder schockiert, mit welcher Offenheit die Unis allenthalben verkünden, welche Frühstücks- und sonstigen Direktoren sie wieder in ihre Kuratorien und Räte berufen haben. Trothas Pläne, diesen Unfug auch in Baden-Württemberg einzuführen, lassen wirklich nichts Gutes ahnen.

Wir hatten schon drei Mal über die Zusammensetzung dieser Gremien gespottet, nämlich Juli 97 im Fall der HU Berlin, dann im März über das Potsdamer Kuratorium, und schließlich waren wir erst neulich über den Hochschulrat einer FH in Berlin gestolpert. Mensch möchte meinen, es ist genug, aber der neue Hochschulrat der TU München ist dann doch zu irre zusammengesetzt, um hier nicht sein Fett abzukriegen. Wenn das mit den Hochschulräten so weitergeht, machen wir noch ein Räte-Ranking. Versprochen ist allerdings, dass dies der letzte namedroppende UNiMUT aktuell ist. Dieses eine Mal noch -- der Hochschulsowjet der TU München:

Dazu kommt noch die Quotenfrau Vigdis Nipperdey vom Kreisvorstand Bad Tölz-Wolfratshausen der Frauen-Union und der Chemie-Nobelpreisträger Richard Ernst von der ETH Zürich.

Um zu erraten, was solche Hochschulräte dem Rektor raten, braucht auch ein Rat nicht lang zu raten.

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Mahnwache zu den Angriffen auf den Irak (18.12.98)

Altes Papier

Aus dem Februar recyclete Plakate wehten etwas verloren vor dem Transparent der Mahnwache

Mensch sieht es in den Logfiles des UNiMUT, in denen alltenhalben Menschen von Suchmaschinen auf unseren Graswurzel-Grundsatzartikel oder den zugehörigen UNiMUT-aktuell-Artikel vom Februar geführt werden (und dort wohl nicht ganz finden, was sie suchen): So eine Art Krieg findet wieder statt am Schatt-el-Arab und stromaufwärts.

Auch diesmal sind nicht alle Menschen über das Gemetzel glücklich und finden, mensch müsse zumindes etwas dagegen tun -- deshalb findet seit gestern täglich um 18 Uhr eine Mahnwache gegen die Bombardierung der Menschen im Irak und eine mögliche Unterstützung der kriegführenden Parteien durch die BRD statt. Wer mitmachen will: Die Mahnwache trifft sich an der Ecke Hauptstraße/St. Anna-Gasse (das ist ziemlich in der Nähe vom Bismarckplatz).

Nachtrag (18.40):Zur heutigen Mahnwache kamen kaum mehr als zwanzig Leute, und auch das Interesse der meisten PassantInnen hielt sich in Grenzen -- jedenfalls kein Vergleich zu 1991.

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International Tele-Schwarz (19.12.98)

Dr. Michael Schwarz, Public Information Officer, University of Heidelberg, na ja, also Rektors Pressesprecher Schwarz halt, erprobt seine Englischkenntnisse. In seinem jüngsten Elaborat verlässt er sich nicht länger auf sein geschliffenes Deutsch, denn: "English is the scientific lingua franca and the English language opens up access to the world market". Access to the world market! Hooka-Hey, Welt, wir kommen (wieder).

Grund des Exkurses: Nach vielen Ankündigungen scheint nun schließlich und endlich die "International Tele-University Germany" (INTUG) nach Studis zu suchen. Unter dieser INTUG hat mensch sich wohl sowas wie eine Sammlung von Webseiten vorzustellen, die sich Studis für viel Geld ansehen dürfen. Wenn sie genug geguckt haben, dürfen sie dann persönlich an der Uni aufkreuzen und nach ein paar Formalien ihren Bachelor oder Master abholen. Ziemlich Stulle, es braucht aber trotzdem die Zusammenarbeit von Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe und Mannheim, um das auf die Beine zu stellen, und zwar zunächst für Fremdsprachen, Informatik, Forstwirtschaft, Management (klar) und Medizin.

Knaller an dem Programm ist, dass es Unis oder Firmen in den "target countries" braucht, die die Studis surfen lassen und vielleicht auch betreuen. Wer das tun soll, ist noch ziemlich unklar, und Schwarz selbst muss zugeben, dass sowas nur "based on mutuality and cooperation" funktionieren kann, und es ist zu vermuten, dass zumindest von Heidelberg aus da bisher noch keine Partner gefunden wurden.

Macht euch übrigens nicht die Mühe, auf den Uni-Seiten ernsthaft nach Infos über diese Geschichte zu suchen -- vor dem nächsten Wintersemester steht da noch gar nichts an. So oder so empfiehlt die Redaktion Menschen, die sich ein Studidasein nicht leisten können oder wollen ohnehin eher die Fernuni Hagen, die ähnliches, vielleicht nicht ganz so bunt, schon seit Jahrzehnten durchzieht und ebenfalls an netzgestützter Weiterbildung bastelt. Natürlich nicht ganz so explizit auf Japanerfang orientiert, was aber keinen großen Unterschied macht: So neu und revolutionär, wie uns der Press Officer da glauben machen will, ist das dann auch nicht.

"The hope is that the renown of the universities involved will lead foreign students to take up offers of studies in Germany to a greater extent than hitherto," so Schwarz. Es wäre schlimm, wenn sich diese Hoffnung erfüllen würde. Denn unabhängig von der Sinnhaftigkeit eines point-and-click-Studiums ist das entscheidende Feature der INTUG, dass hier erneut Studiengebühren für Leistungen staatlicher Hochschulen abgezockt werden sollen. Und irgendwann ist dann die ohnehin schon arg gebeutelte Regel der Gebührenfreiheit exotische Ausnahme.

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Zwangsexmatrikulation in Tübingen (31.12.98)

Die Uni Tübingen hat pünktlich zu Weihnachten die "Totalverweigerer" des Trothatausis exmatrikuliert. Wer also in Tübingen die 1000 Mark nicht bezahlt hat, fliegt jetzt, Widerspruch oder nicht, von der Uni. Laut Aussage des zuständingen Dezernenten sei die Koinzidenz mit den Ferien reiner Zufall, die Bescheide seien einfach mit der Abweisung des Widerspruchs rausgegangen.

Zwangsexmatrikulierten bleibt jetzt die Wahl, gegen die Zwangsex zu klagen -- dies hat aufschiebende Wirkung, mensch bleibt also vorläufig Mitglied der Uni -- oder doch zu zahlen, was wohl zu einer schnellen Reimmatrikulation führt.

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